Kölner Mauer-Ärger„Muss erst jemand sterben?“ – Anwohner reagieren auf Metall-Schiene

Auf einer Betonmauer an der Zülpicher Straße wurde von der Universität eine Metallkonstruktion errichtet, damit sich dort keine Menschen hinsetzen können.

Eine Mauer auf der Zülpicher Straße und eine darauf montierte Metall-Schiene sorgen in Köln für Diskussionen.

Selten hat eine Mauer in einer Großstadt für so viele Diskussionen gesorgt. Die Metall-Schiene am Uni-„Mäuerchen“ an der Zülpicher Straße soll ausufernde Partys verhindern – Anwohner und Gastronomen zeigen sich erfreut.

von Niklas Brühl (nb)

Köln. Seit Dienstag (2. November 2021) ist das Sitzen auf der Mauer des Universitätsgeländes an der Zülpicher Straße nahezu unmöglich. Eine Metall-Konstruktion wurde so angebracht, dass sie nicht mehr zum Verweilen einlädt. Zuvor war die Mauer einer der Hotspots auf der Zülpicher Straße, an dem sich Leute trafen und bis in die späten Stunden feierten, aber auch des Öfteren über die Strenge schlugen.

Am nächsten Morgen sah es häufig aus, wie auf dem Schlachtfeld. Berge von Müll mussten entfernt werden. Nun ist klar: Die Mauer gehört zu einem Maßnahmen-Paket, welches an einem Runden Tisch beschlossen wurde.

Der Runde Tisch tagte knapp zwei Wochen nachdem auf der Zülpicher Straße ein 18-Jähriger tödlich mit einem Messer verletzt wurde. Mit dabei waren unter anderem die Stadtdirektorin Andrea Blome, polizeiliche Vertreter, das Ordnungsamt, besorgte Anwohner und Gastronomen sowie der Dekan der Universität.

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Köln: „Ding“-Chefin: „Uni-Mauer war schon immer ein großes Thema“

Claudia Wecker, Inhaberin des Kölner Clubs „Das Ding“, war ebenfalls dabei. Sie kennt die Probleme rund um das Nachtleben an der Zülpicher Straße: „Wir Gastronomen und auch die Anwohner haben der Stadt lange in den Ohren gelegen, weil wir diese Entwicklung ja hautnah miterlebt haben. Oftmals haben wir sogar gesagt: ‚Muss erst jemand sterben, bevor etwas passiert?‘ Leider ist es genauso gekommen.“

Nun wurden bereits mehrere Maßnahmen getroffen, um die Sicherheit zu erhöhen. So gibt es mehr Polizeipräsenz und auch die Opari (Ordnungspartnerschaft Ringe) ist an den Hotspots vermehrt im Einsatz. Maßnahmen, die laut Claudia Wecker dringend notwendig waren – auch rund um das „Mäuerchen“: „Die Mauer ist in der Vergangenheit immer ein großes Thema gewesen. Dort kam es regelmäßig zu sexuellen Belästigungen, überall lagen Glasscherben und Müll und dazu die Drogengeschäfte, die dort abwickeln wurden. Die Liste ist lang.“

Es bestehe außerdem ein falsches Bild, denn laut Wecker seien dort zum größten Teil keine Studenten vor Ort, die eben nur ein Feierabendbierchen trinken wollen – sondern „Menschen, die selten etwas Gutes im Schilde führen.“

Anwohner: „Es hätte mit Sicherheit bessere Alternativen gegeben“

Andreas Gebauer wohnt selbst an der Zülpicher Straße und beklagte bereits im EXPRESS.de-Gespräch im Juli, nur wenige Tage vor dem Mord an dem 18-Jährigen, die unhaltbaren Zustände in seinem Veedel.

Nun ist mit der Metall-Schiene an der Uni-Mauer eine weitere Maßnahme hinzugekommen, die zur Deeskalation beitragen soll. „Wir Anwohner waren am Dienstag zunächst etwas verwundert, da dieses Konstrukt wie aus dem Nichts befestigt wurde“, sagt Gebauer, „aber das ist nicht schlimm. Die Schiene wird ihren Zweck erfüllen.“ Denn das Sitzen sei nun wirklich nicht mehr möglich, wie der Anwohner schildert.

Allerdings ist die Metall-Schiene auch für ihn nicht der Weisheit letzter Schluss: „Ja, ich finde es gut, dass etwas passiert. Aber schön ist anders, es hätte mit Sicherheit bessere Alternativen gegeben.“ Erste Fortschritte seien jedoch zu sehen: In den vergangenen beiden Nächsten soll sich niemand im Bereich des Uni-„Mäuerchens“ aufgehalten haben: „Das hat natürlich auch mit dem Wetter und der Jahreszeit zu tun, aber trotzdem waren in den vergangenen Wochen trotzdem immer wieder Leute dort und haben Lärm und Müll produziert.“

Zülpicher Straße: Andreas Gebauer wünscht sich strengeres Durchgreifen

Für Andreas Gebauer reichen die Maßnahmen jedoch noch lange nicht aus. So sei die vermehrte Präsenz der Polizei zwar zu sehen, aber er wünsche sich noch ein deutlich strengeres Durchgreifen. „Das Patrouillieren alleine auf der Zülpicher Straße reicht nicht aus, denn dann werden sich neue Orte gesucht und der ganze Unsinn einfach woanders hin verlagert“, so Gebauer.

Eine Kuriosität habe er jedoch seit der Errichtung der Metall-Schiene ebenfalls beobachten können: „Seitdem ist die Mauer so etwas wie eine kleine Pilgerstätte geworden. Ich habe hier noch nie so viele Leute Fotos machen sehen.“ Und wenn es bei den Fotos bleiben würde, wäre nicht nur den geplagten Anwohnern geholfen.