Anwohner verpetzen WirtCorona-Party in Kölner Kult-Kneipe an der Friesenstraße?

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Über ein Dutzend Personen stehen vor der Kneipe „Klein Köln“ an der Friesenstraße. Anwohner befürchteten, dass der Betrieb gegen die Corona-Schutzverordnung verstößt.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Mehrere Personen stehen gesellig vor einer Kneipe an der Friesenstraße in Köln, als gebe es kein Corona. Dieses Bild hat bei mehreren Anwohnern für Unmut gesorgt. Hat die Kölner Kult-Kneipe „Klein Köln“ etwa trotz der Corona-Schutzverordnung geöffnet, obwohl die gesamte Gastronomie dicht hat? Was ist da los?

Dass fast 20 Personen, teilweise ohne Maske, dicht an dicht am Donnerstag (12. November) vor der Milieu-Kneipe „Klein Köln“ stehen, ist einigen Anwohnern übel aufgestoßen. Einer von mehreren Anwohnern, die sich beim EXPRESS meldeten, fragt: „Was ist aus der Abstandsregel geworden?“

Filmdreh in Kölner Kneipe sorgt für Unmut bei Anwohnern

Ein krasser Verstoß gegen die Corona-Schutzverordnung mitten in Köln? EXPRESS fragte beim Inhaber Heinz „Hein“ Rockstroh (65) nach. Der Wirt erklärt, was in seiner Kneipe, die er seit 28 Jahren führt, los ist: „Das ist ein Filmteam, das gerade dort dreht. Es ist alles von der Stadt genehmigt.“

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Mitarbeiter eines Filmteams bei Dreharbeiten in der Kneipe „Klein Köln“ an der Friesenstraße in Köln.

Später sieht man aber auch, dass die Mitarbeiter am Set alle einen Mund-Nasen-Schutz tragen, während sie arbeiten.

Dass Anwohner ihn verpetzen wollten, macht ihn sauer. Die Corona-Pandemie hat wie viele Kölner Gastronomen auch ihn schwer getroffen. Rockstroh erklärt: „Wir haben seit März geschlossen. Wer unsere Kneipe kennt, weiß, dass sie wie ein Schlauch nach hinten durchgeht. Die Abstandsregel ist nicht einzuhalten. Große Rücklagen werfen die Läden auch nicht ab.“

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„Klein Köln“-Inhaber Heinz Rockstroh (links), hier bei einer Buchvorstellung in seiner Kneipe mit Milieu-Größe Langer Tünn und Box-Trainer Ulli Wegner (v.l.n.r). Das Foto wurde im Mai 2016 aufgenommen.

Der aufgebrachte Wirt sagt weiter: „Übrigens bei fünfstelligen laufenden Kosten wie Miete und Gehälter meiner drei Angestellten und ohne Einnahmen. Dieses Denunziantentum ist ja fürchterlich. Dazu kann ich nur sagen: Viele Grüße, heiße Füße!“

Filmdreh in Kölner Kult-Kneipe „Klein Köln“ an der Friesenstraße

In der Kneipe werde gerade ein Film über einen Boxer, der einen Absturz erlebt, gedreht. Mehr will der Wirt nicht verraten. Dass sich die Produktionsfirma diesen Ort ausgesucht hat, ist aber kein Zufall.

Klein Köln wurde 1926 eröffnet und ist laut den Betreibern die erste Kölner Gaststätte mit Tages- Nachtkonzession. Doch das Filmteam ist aus einem anderen Grund da. Richtig berühmt wurde das Lokal aber als „Boxbud“. Der ehemalige Inhaber Dieter Becker, der 1961 den Laden übernommen hatte, machte das Klein Köln zum offiziellen Wiege-Lokal.

Vor den Profi-Kämpfen stellten die Boxer sich dort mit viel Getöse auf die Waage. Heinz Rockstroh und Willi Holweg führen das Klein Köln, dessen Ableger Klein Köln 2 an der Straße im Klapperhof ist. Heute gilt „Klein Köln“ als „Mutter aller Milieu-Kneipen“ in Köln.