KinderpornografieKölns Polizeipräsident fassungslos: Jüngstes Opfer ist kein Jahr alt
Bergisch Gladbach – Es waren naturgemäß ganz sachliche Angaben und Schilderungen, die Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft da von sich gaben. Und das Entsetzen war ihnen ebenso wie vielen Journalisten bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag im Kölner Polizeipräsidium anzumerken. Der Fund von kinderpornografischem Material in Bergisch Gladbach könnte nur der Anfang eines Falls sein, dessen Ausmaß für die Ermittler noch nicht abzusehen ist.
Kindesmissbrauch: Polizei ermittelt nicht nur in Bergisch Gladbach
Inzwischen gibt es vier Tatverdächtige, von denen drei in Untersuchungshaft sitzen. Und wie Kölns Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker mitteilte, wissen die Ermittler bislang von sechs Opfern im Alter bis zu zehn Jahren. Das jüngste Kind ist noch nicht mal ein Jahr alt, so Becker.
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Bei den Opfern handelt es sich um die Kinder sowie Stiefkinder der Beschuldigten. Bislang haben die Behörden keine Hinweise darauf, dass die Ehefrauen oder Partnerinnen von den Missbräuchen wussten. „Sie sehen mich fassungslos und bestürzt“, sagte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob.
Gegen den 42 Jahre alten Bergisch Gladbacher war am Dienstag vergangener Woche Haftbefehl wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs erlassen worden. Da der Beschuldigte per Whatsapp mit anderen mutmaßlichen Kinderschändern chattete und entsprechende Bilder austauschte, kamen die Ermittler auch den anderen Tatverdächtigen auf die Spur.
So wurde in Niedernhausen im Raum Wiesbaden zudem ein 38-Jähriger festgenommen. Er sitzt ebenso in U-Haft wie ein weiterer Mann aus Kamp-Lintfort. Bei dem 26-Jährigen handelt es sich um einen Bundeswehrsoldaten. Ein vierter Tatverdächtiger wurde laut Kripo-Chef am Mittwoch in Langenfeld festgenommen. Er soll im Verlauf des Donnerstags dem Haftrichter vorgeführt werden.
Hinweise für Missbrauch in Bergisch Gladbacher Wohnung
Bei einer Hausdurchsuchung in Bergisch Gladbach hatte die Polizei nicht nur zigtausende kinderpornografische Bilder und Videos sichergestellt, sondern offenbar auch Hinweise darauf gefunden, dass der 42-Jährige in seinen Wohnräumen Kinder missbraucht und dabei Aufnahmen gemacht hat.
Missbrauch in Bergisch Gladbach: mehrere Terabyte Videos und Bilder
Die Ermittler waren dem Mann, der bislang nicht polizeilich in Erscheinung getreten ist, bei einem Verfahren der Staatsanwaltschaft Kassel auf die Spur gekommen – das schon im September. Aber der Durchsuchungsbeschluss konnte laut Kripo-Chef Becker erst am 21. Oktober durchgeführt werden, als der Tatverdächtige mit seiner Frau und Tochter aus dem Urlaub zurückgekehrt war.
Kölns Kripo-Chef zu Missbrauchs-Fällen: Weiter Täter nicht auszuschließen
Das beschlagnahmte Datenmaterial, das auch noch in den kommenden Wochen ausgewertet werden muss, hat ein Datenvolumen von mehr als drei Terabyte. „Bei dieser Datenmenge ist nicht auszuschließen, dass es nicht bei den vier Tatverdächtigen bleibt“, erklärte Becker. Vergleiche mit dem hundertfachen Kindesmissbrauch in Lügde wollten Kripo und Staatsanwaltschaft nicht ziehen.
Auch von einem Kinderpornoring könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sprechen, da noch zu viele Daten augewertet werden müssen. 20 Ermittler hat die Kölner Polizei dazu eigens beauftragt.
Missbrauch in Bergisch Gladbach: NRW-Innenminister spricht
Mittlerweile hat sich auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zum Fall geäußert. Aus seiner Sicht ist der Fall in Bergisch Gladbach mit dem Verbrechen aus Lüdge nicht zu vergleichen. „Die Geschichten sind andere“, sagte Reul: „Die Geschichte von Lügde spielte an einem Platz, wo Kinder von ein, zwei Männern missbraucht wurden. Hier haben wir jetzt unterschiedliche Stellen, wo Männer mit ihren eigenen Kindern Missbrauch betrieben haben.“