Entscheidung endlich gefallenKöln würdigt Karnevals- und Queer-Ikone mit eigenem Platz

Blick auf den Marie-Luise-Nikuta-Platz an der Hahnentorburg.

Die Grünfläche an der Hahnentorburg wird nun in Marie-Luise-Nikuta-Platz umbenannt. Schon jetzt wird der Platz durch den Freundeskreis gepflegt.

2003 hat der Förderverein „Levve Un Levve Losse“ den Antrag gestellt, die Grünfläche in der Nähe der Hahnentorburg am Rudolfplatz in Marie-Luise-Nikuta-Platz zu benennen. Jetzt ist die Entscheidung gefallen.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Endlich ist die Hürde genommen. Köln bekommt einen Marie-Luise-Nikuta-Platz in der Nähe der Hahnentorburg. Damit wird jetzt offiziell an die an Veilchendienstag 2020 verstorbene und stadtweit sowie überregional bekannte Kölner Sängerin erinnert.

Am Donnerstagabend (26. Juni 2025) hat die Bezirksvertretung Innenstadt/Deutz einstimmig dem Bürgerantrag zugestimmt. „Levve Un Levve Losse“, der Förderverein und Freundeskreis zur Erinnerung an Nikuta, hatte 2023 den Antrag gestellt.

Ex-Prinz René Klöver sprach sich nochmals für den Nikuta-Platz aus

Zu Lebzeiten wurde die Künstlerin liebevoll als „Mottoqueen“ verehrt, auch wenn sie sich selbst nie ganz mit dem Titel angefreundet hat oder in dieser Rolle gesehen hat. Mit dem Platz wird sie jetzt auch für ihre offene und verbindende Lebenseinstellung gewürdigt.

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Die Grünfläche liegt direkt zwischen den Gleisen und den Haltestellen der Linien 1 und 7 am Rudolfplatz. Eines der bekanntesten Lieder von Nikuta ist ihr Straßenbahn-Song. „Weißte wat, mr fahre met dr Stroßebahn zum Nikuta-Platz“, heißt also nun das Motto.

Die Hahnentorburg ist zudem Sitz der EhrenGarde der Stadt Köln und damit der perfekte Bezug zum Karneval, dem Nikuta mehr als 40 Mottolieder geschenkt hat. Vis-à-vis auf der anderen Seite des Platzes befindet sich mit der Schaafenstraße das „Bermuda-Dreieck“ der queeren Community. Dort hatte sie aufgrund ihrer offenen Art viele und treue Fans.

Die Grande Dame des kölschen Liedgutes ist bereits bei Lesben- und Schwulen-Veranstaltungen aufgetreten, als Paragraf 175 des Strafgesetzbuches homosexuelle Handlungen noch unter Strafe stellte und noch hinter verschlossenen Türen gefeiert werden musste. Sehr viele ihrer Lieder handeln von Toleranz. Eines ihrer bekanntesten Lieder heißt daher „Levve Un Levve Losse“.

Marie-Luise Nikuta beim Auftritt auf der Bühne.

Marie-Luise Nikuta galt in Köln als Mottoqueen, weil sie über 40 Lieder zu den jeweiligen Themen der Session geschrieben hat.

„Die Freude ist riesig. Auf diesen Moment haben wir lange gewartet. Ich bin natürlich sehr berührt und dankbar, dass das Lebenswerk meiner Mutter mit dieser großen Geste durch die Stadt Köln und ihre politischen Vertreter anerkannt und gewürdigt wird“, sagte Tochter Andrea Nikuta-Meerloo zu EXPRESS.de.

Vor der Entscheidung hatte sie ebenso wie Ex-Prinz René Klöver noch die Gelegenheit ergriffen, in der Sitzung für den Antrag zu werben. Das Dreigestirn der StattGarde Colonia Ahoj mit Jungfrau Marlis hatte in der vergangenen Session für den Freundeskreis gesammelt und konnte den Betrag nun stiften.

„Als Freundeskreis sind wir begeistert darüber, dass die Bezirksvertretung jetzt positiv über unseren Antrag aus dem Jahr 2023 entschieden hat. Wir verpflichten uns, als Verein die Pflege des Platzes zu übernehmen und sichtbar an Marie-Luise zu erinnern“, sagt der Vorsitzende André Schulze Isfort.

René Klöver steht am Rednerpult.

Ex-Prinz René Klöver nutzte die Versammlung der Bezirksvertretung, um noch einmal für den Nikuta-Platz zu werben.

Ihre weit mehr als 100 Lieder hatte Nikuta alle selbst komponiert und getextet. Auch dies wird durch die Widmung des Platzes gewürdigt, da sich Nikuta damit in einer Männerdomäne sichtbar und mit eigener Handschrift durchgesetzt und verewigt hat.

Der Termin für die offizielle Einweihung und Umbenennung der Fläche steht noch nicht fest, soll aber vermutlich noch vor der Kommunalwahl im Herbst stattfinden.