Impftermin-MisereKölner (68) leidet an Lungenkrankheit – warum wird er nicht geimpft?

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Der Kölner Rudolf Behrens (68) leidet an der Lungenkrankheit COPD und bekommt trotzdem keinen Impftermin. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Seit Wochen fragt Rudolf Behrens (68) überall nach einem Impftermin. Der Pensionär ist chronisch krank. Er leidet an der Lungenkrankheit COPD. Corona wäre für ihn tödlich. Doch einen Impftermin hat der glühende Fan des 1. FC Köln bisher nirgendwo erhalten.

  • Kölner (68) mit COPD bekommt keinen Impftermin
  • Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) reagiert
  • Stadt Köln erklärt Wartezeit mit hohem Attest-Aufkommen

„Am Montag habe ich zwei schlimme Nachrichten auf einmal verarbeiten müssen – den Trainerwechsel beim 1. FC Köln und immer noch keine Chance auf einen Impftermin zu haben“, sagt Rudolf Behrens gegenüber EXPRESS. Trotz seiner persönlichen Impfmisere hat der Bickendorfer seinen Humor noch nicht komplett verloren.

Kölner leidet an COPD: „Völlig atemlos in der dritten Etage“

Dabei bräuchte Rudolf Behrens dringend einen Schutz gegen das Coronavirus. Denn COPD ist eine schwere und chronische Lungenkrankheit.

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Durchschnittlich verringert sich die Lebenserwartung der Erkrankten um fünf bis sieben Jahre. Betroffene leiden unter anderem an starker Atemnot und schwerem Husten. „Für mich ist das Treppensteigen ein Riesen-Problem, in der dritten Etage bin ich völlig atemlos“, sagt Behrens.

Köln: Impfstoff-Sonderlieferung vom Land NRW – alle 5000 Termine vergeben

Als der COPD-Patient am Wochenende vom Impfstoff-Sonderkontingent für über 60-Jährige erfuhr, konnte er sein Glück zunächst kaum fassen. Doch alle Versuche einen Impftermin zu buchen, schlugen fehl.

Über die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) versuchte der Kölner mehrfach sein Glück. Doch im Terminportal wurde ihm bei der Altersangabe jedes Mal angezeigt, dass er nicht im richtigen Alter sei.

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Rudolf Behrens (68) konnte bislang keinen Termin im KV-Portal vereinbaren, obwohl er im richtigen Alter ist. 

Auch andere Kölner hatten Probleme mit dem Buchungssystem der KV, bekamen aber wenigstens einen Impftermin. Auf EXPRESS-Anfrage erklärt sich die Kassenärztliche Vereinigung (KVNO) am Montag (12. April) wie folgt:

„Über das zusätzliche Kontingent Astrazeneca hatte uns die Stadt Köln kurzfristig informiert. Die Termine können mittlerweile laut Auskunft unserer Fachabteilung online und telefonisch gebucht werden. Wir haben die Mitarbeiter des Callcenters bereits entsprechend informiert“, sagt KVNO-Sprecher Christopher Schneider. Doch auch am Dienstag (13. April) kann Rudolf Behrens im Terminportal immer noch keinen zeitnahen Termin auswählen.

Kölner hat es bereits bei Ethikkommission versucht

„Der Kalender geht jetzt zwar auf, doch in meiner Altersgruppe bleibt das Terminfeld grau. Bis September ist angeblich nichts frei“, so Behrens. Auch telefonisch hat er bislang noch kein Glück gehabt, will es aber weiterhin versuchen.

Von den 5000 zusätzlichen Terminen im Kölner Impfzentrum sind bereits alle Termine vergeben, wie ein Stadtsprecher am Dienstag (13. April) auf EXRESS-Anfrage erklärt. Es sei derzeit unklar, wann es wieder ein Sonderkontingent des Astrazeneca-Impfstoffes vom Land NRW geben wird.

Rudolf Behrens hat sich parallel bereits bei der Kölner Ethikkommission gemeldet und sein Attest auch bei der Impfanmeldung der Stadt per E-Mail eingereicht. Doch bislang hat er noch keine Rückmeldungen bekommen.

Köln: „Aufgrund des hohen Aufkommens kann es zu Wartezeiten kommen“

„Gegenwärtig registrieren wir rund 12.000 Anmeldungen über impfanmeldung@stadt-koeln.de. Aufgrund des hohen Aufkommens kann es zu Wartezeiten bei der Bearbeitung kommen. Jedes angehängte Attest muss individuell überprüft werden. Hierfür bitten wir um Verständnis“, antwortet ein Stadtsprecher auf EXPRESS-Nachfrage.

Kölner: „Möchte mich nicht jeden Tag um Termine kümmern, die es nicht gibt“

Unterdessen hat Rudolf Behrens auch seinen Hausarzt aus Ossendorf schon nach einem Impftermin gefragt. Doch der hat ihn sofort vertröstet.

„Irgendwann, wenn er etwas Impfstoff übrig hat, dann ruft er mich an. Doch erst einmal sind die 70-Jährigen, die 80-Jährigen und teilweise immer noch 90-Jährige bei ihm dran“, sagt Behrens resigniert.

Kölner hat Enkelin seit einem Jahr nicht mehr gesehen 

Rudolf Behrens stört sich vor allem daran, von keiner einzigen Stelle eine verlässliche Antwort zu bekommen.

„Wenn ich wenigstens wüsste, dass es zum Beispiel Ende Mai klappt, würde ich mich damit zufrieden geben. Aber mir kann ja gerade niemand auch nur die geringste Auskunft geben. Ich möchte mich nicht täglich um Termine kümmern müssen, die es nicht gibt“, so der Kölner ratlos.

Wie viele Kölner, will auch Behrens sein altes Leben zurück. „Seit einem Jahr habe ich meine Enkelin nicht mehr gesehen, mittlerweile kann sie laufen“, sagt Rudolf Behrens. Seine Wünsche: „Endlich mal wieder ins Stadion und meine Enkelin treffen.“ Doch wann das wieder klappt, ist derzeit noch nicht absehbar.