Jeden Tag 240.000 AutosBis 2029: Diese Frau rettet Kölns größte Staufalle

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Ihre Baustelle: DEGES-Projektleiterin Ricarda Beutler an der Zufahrt zum Heumarer Dreieck.

Köln – „Ja, ich habe Respekt vor der Aufgabe, und ich freue mich drauf“, sagt Ricarda Beutler, während hinter ihr lärmende Kolonnen an Lkw vorbeirauschen und sich Autos, hektisch blinkend, im Stau einfädeln. Die 48-Jährige ist die Projektleiterin für den Umbau des Heumarer Dreiecks, einer der verkehrsreichsten Knotenpunkte Europas. Hier müssen – typisch Köln – elf Brücken neu gebaut werden.

Heumarer Dreieck: DEGES baut bis 2029

Die DEGES, die „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH“ nimmt das Großprojekt jetzt in Angriff, die alte Brücke der B8 (Frankfurter Straße) wurde abgerissen, derzeit steht dort eine Behelfsbrücke. „Eine Prüfung der Autobahnbauten des Heumarer Dreiecks ergab teils erhebliche Defizite. Die Nutzungsdauer ist teilweise überschritten, bei anderen Bauwerken wird sie in absehbarer Zeit erreicht“, so Beutler. „Durch Sanierungsmaßnahmen lässt sich die Standfestigkeit und Leistungsfähigkeit der Straßen nicht erhalten. Alle Brücken im AD Heumarkt müssen dringend ersetzt werden.“

Die Investitionssumme dürfte deutlich im dreistelligen Millionenbereich liegen, die Kosten werden vom Bund getragen. Denn insgesamt müssen zwölf Bauwerke, also großspurige Überführungen und Brücken mit entsprechenden Pfeilern und Sockeln, in dem komplizierten Geflecht aus A3, A4 und A59 (Bauart: „Spaghetti-Knoten“) erneuert werden.

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Heumarer Dreieck: Die Eröffnung war 1941 

Eine Mammutaufgabe für mindestens zehn Jahre, bis 2029 – und das bei laufendem Betrieb mit weit mehr als 200.000 Kraftfahrzeugen am Tag. Zusätzlich sind bei Baggerarbeiten Bombenfunde möglich. Denn das 1941 eröffnete Autobahndreieck war sicher im Visier der Alliierten.

„Köln ist verkehrsmäßig schon genug gebeutelt“, meint die langjährige Verkehrsplanerin und Diplom-Bauingenieurin. „Wir müssen uns sehr sensibel verhalten. Aber klar ist: Ohne Einschränkungen geht das nicht. Bauen ohne Schmerzen ist nicht drin.“ Heißt: Auch am Heumarer Dreieck sind in den kommenden Jahren jede Menge Staus, Sperrungen und Umleitungen programmiert. „Um möglichst wenig den laufenden Verkehr zu behindern, sollen die Arbeiten auch in der Nacht und an Wochenenden über die Bühne gehen. Vollsperrungen sollen die Ausnahme bleiben“, so Beutler.

Heumarer Dreieck: App für Autofahrer?

Zudem werde man durchgehend mit Stadt und Bezirksregierung Kontakt halten, um auf Messen, FC-Heimspiele oder andere Großereignisse Rücksicht zu nehmen. „Wir denken auch über eine App nach, die über den aktuellen Verkehrsfluss und die optimalen Routen informiert, weitere Infos und die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme bietet.“

Ab 2030 soll dann alles viel besser und schneller laufen. Im Rahmen der Neubauten sollen auch Spuren so umgelegt werden, dass ein riskantes Einfädeln von Brummis und Autos verhindert wird. Beutler: „Klar ist: „Verkehrsführung, Verkehrssicherheit und Leistungsfähigkeit werden nachhaltig verbessert. Stadt, Region, Flughafen – davon werden alle profitieren.“ Nur der Weg dorthin, der wird steinig.

Heumarer Dreieck: 240.000 Kfz pro Tag

Am Heumarer Dreieck wird nach Expertenschätzung die Verkehrsbelastung von derzeit 220.000 auf 240.000 Kfz pro Tag bis 2030 steigen. Auch der Anteil des Schwerverkehrs, derzeit 20 %, wird  zunehmen. Deshalb umfasst das Projekt (Ersatzneubauten auf insgesamt 8,4 Kilometern) folgende Schritte: Anfang  2020 beginnt die Ausschreibung und Vergabe, im Winter starten die Arbeiten der Überführung B8 und Rampe zur A4 und der Elemente über die Schienentrassen A3 und A4. Diese sollen Ende 2023 abgeschlossen sein. 2022 beginnt der Umbau der A3 und A59. Im Jahr 2029 soll der gesamte Umbau des AD Heumar abgeschlossen sein.