Gewaltexzess in KölnTeenager-Brüder zu Knast-Strafen verurteilt - Zugestochen, bis Klinge abbrach

Zwei Brüder sitzen auf der Anklagebank, der jüngere guckt den älteren an. Neben ihnen sitzen der Verteidiger beziehungsweise die Verteidigerin.

Zwei Brüder (16, 19) sind am Dienstag (5. Dezember 2023) vor dem Kölner Landgericht verurteilt worden. Das Foto zeigt beide mit ihrem Verteidiger beziehungsweise ihrer Verteidigerin beim Prozessauftakt am 14. November.

Er soll zugestochen haben, bis die Klinge abbrach: Vor dem Kölner Landgericht ist jetzt ein 16-Jähriger zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Er ist 16, wird bald Vater – doch sein Kind wird erstmal ohne ihn aufwachsen. Der Jugendliche ist am Dienstag (5. Dezember 2023) wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen worden.

Der 16-Jährige soll so oft auf einen anderen Jugendlichen eingestochen haben, bis die Klinge abbrach. Vor dem Kölner Landgericht wurde er daher zu einer Jugendstrafe von vier Jahren verurteilt. Auch sein größerer Bruder (19), der mit auf der Anklagebank saß und frisch gebackener Vater einer Tochter ist, muss in den Knast.

Prozess in Köln gegen zwei Brüder: Opfer hätte sterben können

„Eine der drei Stichverletzungen hatte eine Tiefe von 20 Zentimetern. Das Verletzungsbild war potenziell lebensgefährlich“, führte der Richter in der Urteilsbegründung aus. Der Geschädigte habe nach der Tat nicht mehr zur Schule gehen können, leide bis heute an Schlafstörungen.

Alles zum Thema Polizei Köln

Der 16-jährige Angeklagte hatte im Prozess ein Geständnis abgelegt, wonach er seinem älteren Bruder, der angeblich angegriffen worden sei, helfen wollte. Dies, so der Richter, sei nicht stimmig. Stattdessen hätten die Auswertungen der Videoüberwachung der Köln-Arcaden sowie eines Handyvideos die Aussagen von Zeugen bestätigt.

Mehrere Einsatzkräfte der Polizei stehen in einem mit Flatterband abgesperrten Bereich.

Wegen der Tat kam es am 16. Mai 2023 im Bereich der Köln-Arcaden zu einem Polizeieinsatz.

Demnach lag keine Notwehrsituation vor. Im Gegenteil, der verbale und körperliche Angriff soll von dem älteren Bruder ausgegangen sein. Die Vorgeschichte war jedoch in dem Prozess nicht ganz aufzuklären. So hatte ein Zeuge offenbar keine Lust, auszusagen.

Bereich Köln-Arcaden in Kalk: Streit endet in Gewaltexzess

Laut Anklage soll es am 16. Mai gegen 19.30 Uhr zwischen den Brüdern und zwei anderen Jugendlichen im Bereich des Kalker Einkaufszentrums Köln-Arcaden zu einer Auseinandersetzung gekommen sein. Erst verbal, doch dann soll der 19-Jährige einem der beiden anderen mit den Fäusten unter anderem ins Gesicht geschlagen und sein jüngerer Bruder ein Messer gezückt haben.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Damit soll der 16-Jährige mehrfach auf den Geschädigten eingestochen haben – darunter mindestens dreimal wuchtig in dessen Rücken. Erst als die Klinge abbrach und stecken blieb, soll er von ihm abgelassen haben. Gemäß Anklage soll er dabei erkannt haben, dass er dem Opfer lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt hatte und dessen Tod billigend in Kauf genommen haben.

Sein älterer Bruder wurde wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Diebstahls (Schrott) zu einer Jugendstrafe von drei Jahren verurteilt. Bei beiden Brüdern wurden die jeweiligen Urteile des Kölner Amtsgerichts einbezogen. Der 16-Jährige sitzt bereits seit seiner Festnahme in U-Haft.