„Wir haben den alten Scheiß“Kult-Band rockt Kölner Tanzbrunnen – Sänger kündigt Auszeit an

Kai Wingenfelder und Christof Stein-Schneider von Fury in the Slaughterhouse.

Kai Wingenfelder und Gitarrist Christof Stein-Schneider beim Konzert von Fury in the Slaughterhouse am Sonntag (10. September 2023) im Kölner Tanzbrunnen.

Fury in the Slaughterhouse beendeten ihre Sommer-Tour im Kölner Tanzbrunnen. Dort spielten sie viele Songs aus ihrer langen Bandgeschichte und vom neuen Erfolgs-Album „Hope“.

von Marcel Schwamborn (msw)

In den 90er Jahren gab es auf Partys bei ihren Songs kein Entkommen. Wenn zu später Stunde die Hymnen „Time to Wonder“ oder „Won’t forget these Days“ ertönten, lagen sich alle in den Armen. Fury in the Slaughterhouse waren ständige musikalische Begleiter, ehe sich die Band 2008 auflöste.

Doch 2016 nahm Holger Hübner (57), einer der beiden Veranstalter des Wacken Open Air, die Musiker aus Hannover unter seine Fittiche und organisierte das Comeback – mit Mega-Erfolg. In diesem Sommer schafften sie es mit dem Album „Hope“ zum ersten Mal in ihrer 37-jährigen Geschichte auf Anhieb auf Platz eins der Charts.

Fury in the Slaughterhouse schafften es erstmals auf Platz eins der Charts

Gründungsmitglied Thorsten Wingenfelder (57) sagte bei den Aufnahmen zum Produzenten Tim Wermeling: „Wir sind eine total alte Band“. Doch der entgegnete nur: „Ihr seid eine Heritage-Band.“ Das klang für den Musiker wie ein „geiler, alter Wein“. Und so präsentierte sich die Band am Sonntagabend (10. September 2023) auch im Tanzbrunnen in Köln.

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Vor rund 8000 Fans – viele davon seit Jahrzehnten, wie die verwaschenen Shirts zeigten – spielten sich Fury bei schweißtreibenden Temperaturen zwei Stunden lang durch drei Themenblöcke. Vom neuen Album gab es fünf Titel, passend zum 30-jährigen Jubiläum des Erfolgswerks „Mono“ vier Titel davon, zudem „Songs, die ihr immer hören wollt und die wir gerne für euch spielen“, wie Bruder Kai Wingenfelder (63) sagte.

Fury in the Slaughterhouse gaben ein Konzert im Tanzbrunnen.

Die Fans von Fury in the Slaughterhouse genossen das Konzert im rappelvollen Tanzbrunnen.

Gleichzeitig überbrachte der Frontmann den Fans auch eine traurige Nachricht. „Es ist die letzte Show für einen längeren Zeitraum, weil wir wieder ein neues Album schreiben und dafür brauchen wir ein bisschen was“, kündigte er an. Fury bleiben sich treu und legen den größten Wert auf ihre Alben, deshalb folgt nun wieder die kreative Auszeit.

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Als Thorsten Wingenfelder am Sonntagnachmittag den deutschen Basketball-Triumph verfolgt hat, musste er an seine Band denken: „Damit Spieler wie Dennis Schröder oder Daniel Theis da hingekommen sind, das dauert. 2008 hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich 2023 mit den Vögeln hier auf der Bühne stehe. Wir waren im wahrsten Sinne des Wortes ‚Dead and gone‘. Gestern rief ein Fan nach ‚Radio Orchid‘: ‚Spielt mehr von dem alten Scheiß.‘ Ja, wir können mehr von dem alten Scheiß spielen, denn wir haben den alten Scheiß. Wenn du Weltmeister werden willst, musst du durchhalten. Und Heritage-Bands halten auch durch.“

Kai und Thorsten Wingenfelder auf der Bühne.

Die Fury-Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder bei ihrem Köln-Konzert.

Zudem zeigen die Fury-Musiker auch immer Haltung. „Gegen irgendwas zu sein, das ist einfach. Wir sind lieber für etwas“, sagte Kai Wingenfelder. Das Friedenslied „So are You“ sei in der Nacht des Kriegsausbruchs in der Ukraine entstanden. Und bei „Every Generation got its own Disease“ flimmerten Horror-Nachrichten über Klimawandel, Stürme und Waldbrände über die Leinwände. Auch 30 Jahre später ist der Song aktueller denn je.

Zudem haben Fury die Aktion „Hoffnung verändert alles“ ins Leben gerufen, um für Hilfsorganisationen und Vereine Spenden zu sammeln. Im Tanzbrunnen gaben deshalb viele Besucherinnen und Besucher ihre Becher ab, um das Pfandgeld „Little Home“ zu spenden. Der Kölner Verein baut neue Unterkünfte für Obdachlose.