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Ende einer Ära in KölnWirt von Kult-Kneipe hört auf

Blick auf die Kult-Kneipe Piranha.

Blick auf die Kult-Kneipe Piranha.

Kult-Kneipe vor dem Aus? Die Rettung ist schon da!

Eigentlich will er von Rente nichts wissen, doch jetzt schmeißt Lutz Nagrotzki (65) hin!

Nach 45 Jahren ist für ihn Schluss in seiner Kultkneipe „Piranha Bar“ im Kwartier Latäng. Der Grund ist bitter: „Man muss ehrlich sein, Corona hat viel kaputt gemacht und viele Ersparnisse sind draufgegangen“, gesteht der Wirt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Doch jetzt die Hammer-Nachricht für alle Fans: Die Lichter im „Piranha“ gehen nicht aus! Ab dem 1. Januar 2026 übernehmen Mitglieder und Mitstreiter der Mitsing-Initiative „Loss mer Singe“ die Theke.

Die kölsche Bastion für Live-Musik bleibt also erhalten!

Wirt gibt Kult-Kneipe ab

Für Nagrotzki endet eine Ära. Mit gerade mal 20 Jahren fing er als Kellner im „Piranha“ an, die letzten 30 Jahre war er der Chef. Er holt ein altes Fotoalbum hervor und zeigt Bilder von 1975, als die Kneipe noch eine Baustelle war. Später, erzählt er, stand „Ganser Alt“ auf den Markisen. „Das war früher normal, dass Kölschbrauereien auch Pils und Alt produziert haben.“

Doch die wahre DNA des Ladens war immer die Live-Musik. Die jungen Bläck Fööss waren hier Dauergäste, in den 90ern rockten Brings die Bude. 

Und die Paveier? Die kommen seit über 15 Jahren für ihr jährliches Konzert. „Damals noch mit Micky Brühl und der sagte zum Schluss immer: Egal, wie lange du das hier machst oder wo, wir kommen wieder“, so Nagrotzki stolz.

Lutz Nagrotzki in der Kneipe Piranha

Lutz Nagrotzki in der Kneipe Piranha

Sein Start im „Piranha“ mit 18 war aus der Not geboren. Nach dem Tod seiner Mutter war der junge Lutz Vollwaise und musste sein Azubi-Gehalt als Kellner aufbessern. Tagsüber Garten- und Landschaftsbau, abends die Theke. „Mein Vater war schon seit Jahren tot, ich wurde also Vollwaise“, erzählt er. Damals war das Veedel ein quirliges Studentenviertel.

Im Kwartier Latäng tobte das Leben, während es anderswo noch ruhig war. „Hier war das einzige Viertel für junge Leute, in Ehrenfeld gab es damals nur Veedelskneipen mit Rentnern“, erinnert sich Nagrotzki und lacht.

„Tatsächlich war es am Wochenende dann leerer als heute, weil die Studenten und Studentinnen nach Hause fuhren.“

Als Vollblut-Karnevalist und eingefleischter FC-Fan verkörpert Nagrotzki das kölsche Jeföhl. Doch während an Spieltagen des FC die Bude voll ist, herrscht an Karneval oft gähnende Leere. „Das hat den Karneval hier kaputt gemacht“, schimpft er über das städtische Absperrkonzept, das seine Kneipe von den feiernden Massen abschneidet. Stammgäste kommen einfach nicht mehr durch.

Unvergessen bleibt der Tag, als wegen Lärms plötzlich eine Kolonne Mannschaftswagen der Polizei vor der Tür stand. „Die fuhren bis hier auf die Terrasse“, erzählt der Wirt. Sein Fazit nach all den Jahrzehnten voller Anekdoten fällt aber durchweg positiv aus: „Highlights gab es sehr viele. Dass das so eingeschlagen hat, mit der ganzen Musik in diesem kleinen Pissladen, dass hier so viele gerne gespielt haben und immer noch tun, ist großartig.“ (red)