+++ EILMELDUNG +++ Nächster Autobahn-Unfall Reisebus mit Schulklasse verunglückt auf A44 in NRW – mehr als 20 Verletzte

+++ EILMELDUNG +++ Nächster Autobahn-Unfall Reisebus mit Schulklasse verunglückt auf A44 in NRW – mehr als 20 Verletzte

„Glück gehabt“ Carolin Kebekus: Kölner Comedy-Star über Moment, der alles veränderte

Carolin Kebekus schaut in die Kamera

Die Kölnerin Carolin Kebekus (41), hier ein undatiertes Foto der Künstlerin, ist ein gefeierter Comedy-Star, doch der Weg dorthin war insbesondere als Frau nicht immer leicht. 

Die Kölnerin Carolin Kebekus (41) ist einer der größten Stars der deutschen Comedy-Szene. Jetzt hat sie ihr erstes Buch über einen Missstand geschrieben, der nicht nur die Comedy-Branche betrifft. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln. Sie spricht frei Schnauze aus, was viele andere sich nicht trauen. Die Komikerin ist laut und direkt. Unangenehmes Thema? Raus damit! So denkt Carolin Kebekus und ist mittlerweile wohl der größte „kölsche Quatschkopp“ den wir haben – aber immer mit klarer Haltung.

Jetzt hat die 41-Jährige ihr erstes Buch geschrieben. „Es kann nur eine geben.“ Im EXPRESS-Interview spricht die Kölnerin darüber, welches gesellschaftliche Phänomen sie damit anprangert. Im Gespräch enthüllt sie aber auch Privates – zum Umgang mit Impfgegnern und, wie sie Karneval in Köln nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder feiern will. 

Frau Kebekus, wie sind Sie auf die Buch-Idee gekommen, gab es da ein Schlüsselerlebnis in Ihrer Karriere?

Alles zum Thema Carolin Kebekus

Carolin Kebekus: Ich hatte schon beide Situationen oft in meinem Leben. Die Frau „zu viel“ und auch die „eine Frau“ in der Runde zu sein. Aber dieses Konkurrenzgefühl zu anderen Frauen, das daraus entsteht, das kenne ich natürlich auch – schon immer.

Wann haben Sie gemerkt, dass diese unausgesprochene: „Eine Frau reicht“-Regel auch für Sie gilt?

Carolin Kebekus: Bei Comedy-Mixed-Shows hieß es oft: „Sorry Carolin! Wir haben zwar noch zwei freie Plätze, aber wir haben schon eine Frau.“

Ganz konkret habe ich es aber in einer anderen Situation gemerkt. Nämlich als ich vor ein paar Jahren einen Kollegen getroffen habe, den ich vorher lange nicht gesehen hatte. Und er sagte zu mir: „Mensch Caro, es ist ja wahnsinnig viel passiert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Du machst ja richtig Karriere und spielst in so großen Hallen.“

Und dann hat er sich für Ihren Erfolg gefreut?

Carolin Kebekus: Naja, er hat dann plötzlich gesagt: „Man muss ja natürlich sagen, als du angefangen hast – da hast du ja aber auch wahnsinnig viel Glück gehabt, dass da gerade keine andere Frau war!“

Der Kollege ist total nett und hat das auch sicher nicht böse gemeint, aber mir ist dann klar geworden, wie krass, das: „Es kann nur eine geben“-System wirklich in den Köpfen verankert ist.

Welche Rolle hat denn Glück auf Ihrem Karriereweg gespielt?

Carolin Kebekus: Klar hat Glück eine Rolle gespielt. Das geht ja jedem so. Und damit hat der Kumpel auch auf eine gewisse Art und Weise Recht gehabt. Wenn man sich überlegt, dass es dieses: „Es kann nur eine geben“-Phänomen einfach gibt!

Das ist natürlich auch bei mir am Anfang so gewesen, dass ich superschnell in große TV-Formate gekommen bin. Ich war schnell beim „Quatsch Comedy-Club“, bei „TV Total“ und bei „Nightwash“ – das sind ja die Spots, die man unbedingt bekommen will. Und dadurch, dass ich zum Beispiel beim „Quatsch Comedy Club“ im Line-up stand, war für die dann klar, dass natürlich keine andere Frau eingeladen wird.

Wie erklären Sie sich denn, dass wir dieses „Eine Frau reicht“-System immer noch haben und zwar in vielen Branchen?

Carolin Kebekus: Das Patriarchat in dem wir leben beeinflusst dieses Prinzip. Und das sind Strukturen, die uns schon als Kinder so beigebracht werden. Da hören wir Geschichten über Prinzessinnen, in denen keine anderen Frauen vorkommen. Es gibt vielleicht die dumme Fee, die die Kutsche in einen Kürbis verwandeln kann, aber das hilft der Prinzessin ja auch nicht in allen Lebensfragen weiter. Und alle anderen Frauen, die um die eine schöne Prinzessin herum mitspielen, die neiden ihr die Schönheit. Und die anderen sind die bösen Hexen und Stiefschwestern mit krassem Konkurrenzdenken.

Deswegen verbündet sich keiner mit der Prinzessin. Dieses Märchen-Prinzip ist auch genau das, was viele Mütter von meinen Freundinnen ihren Töchtern mitgegeben haben. Nämlich: „Passt bloß auf, mit anderen Frauen.“

Diese Einstellung ist immer noch weit verbreitet. Was wollen Sie mit Ihrem Buch erreichen?

Carolin Kebekus: Ich hoffe, dass genau diese Konkurrenzgedanken gegenüber Frauen verschwinden. Das ist auf der Bühne mein Anliegen und auch jetzt mit dem Buch. Wir müssen uns zumindest bewusst werden, wann wir total irrational blöd anderen Frauen gegenüber handeln.

Und wir müssen uns fragen, wo verhalte ich mich selbst frauenfeindlich? Gerade, weil uns das Patriarchat lange so beeinflusst hat.

Was soll Ihr Buch ganz konkret bei Männern bewirken?

Carolin Kebekus: Männer fühlen sich immer wahnsinnig schnell angegriffen, bei vielen Dingen die ich sage.

Aber das meine ich gar nicht so. Mir wird ja auch immer viel Männerhass unterstellt, was überhaupt gar nicht stimmt: Ich liebe Männer! Aber ich würde mir schon wünschen, dass eben auch Männer gucken, wo sie ihr Umfeld diverser gestalten können. Vor allem im Job.

Frau Kebekus, wie wird denn Karneval und der 11.11.2021 für Sie, ziehen Sie um die Häuser oder sind Sie noch vorsichtig?

Carolin Kebekus: Nach aktuellem Stand spiele ich am 11.11. eine Show in Saarbrücken. Sie gehört zu den Nachholterminen, die nicht anders gelegt werden konnten. Karneval beginnt für mich also erst nächstes Jahr. Ich werde in Köln in ein paar Kneipen gehen, in denen man mich zwar kennt, aber auch nicht ständig anspricht. Ich sage hier jetzt natürlich nicht, welche das sind (lacht.)

Ich würde mir wünschen, dass die 2-G-Regel an Karneval überall gut kontrolliert wird, damit man sich auch wohlfühlt. Weil ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich meinen digitalen Impfpass zeige und da guckt jemand eine Sekunde drauf und sagt: „Ja! Cool!“ Dann frage ich mich schon, wie die Person mit ihren Roboteraugen den QR-Code so schnell scannen konnte.

Warum liegt Ihnen die Impfpass-Kontrolle besonders am Herzen?

Carolin Kebekus: Weil es Menschen gibt, die sich gefälschte Impfpässe besorgen. Für wahnsinnig viel Geld, wo man denkt: So groß ist deine Angst, dass du jetzt alle bescheißt? Und da zahlen Leute bis zu 2.000 Euro dafür. Das ist die Realität. Auch ich kenne Leute, die sich nicht impfen lassen wollen. Ich will diese Menschen auch nicht abstempeln, nehme das ernst und versuche ihnen jemanden zu vermitteln, der sich mit Impfungen auskennt.

Also sind Sie bei „Impf-Diskussionen“ nicht der verurteilende Typ, sondern versuchen vermittelnd zu überzeugen?

Carolin Kebekus: Auf jeden Fall. Die Freunde von mir, die sich nicht impfen lassen wollen, sind mir ja wichtig und ich mache mir Sorgen um sie.

Impfen ist auch nicht mein größtes Hobby, aber für mich ist das ist eine solidarische Angelegenheit, denn ich möchte, dass wir alle gesund durch diese Pandemie kommen.