Böller, Randale, AngstJugend-Gang terrorisiert Kölner Veedel

Unter anderem in dieser Bahnunterführung in Dellbrück sollen sich Jugendliche treffen und für Ärger sorgen.

Unter anderem in dieser Bahnunterführung in Dellbrück sollen sich Jugendliche treffen und für Ärger sorgen.

Die Angst geht um in Dellbrück! Im sonst so friedlichen Kölner Veedel soll eine Jugend-Gang seit über einem Jahr ihr Unwesen treiben. Anwohner und Anwohnerinnen sind in Sorge.

Dellbrück – ein Kölner Veedel mit ruhigen Straßen. Doch seit über einem Jahr ist die Ruhe dahin.

„Vor allem abends und nachts schmeißen Jugendliche mit Böllern und beschmieren Wände“, klagt Anwohnerin Hildegard Becker (78, Name geändert). Die Liste des Terrors ist lang: Brandstiftungen, Pöbeleien und sogar Angriffe auf Anwohner und Anwohnerinnen soll es gegeben haben!

Das schockierende Ergebnis: „Viele ältere Dellbrücker trauen sich abends nicht mehr aus dem Haus.“

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Ein Wirt schimpft im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die sind verrückt, schmeißen hier E-Roller auf die Bahngleise und sind total respektlos.“ Eine Café-Betreiberin spricht sogar von einer Bande. Doch wer sind diese Jugendlichen?

Eine 14-Jährige, die früher mit einigen abhing, erzählt: „Wir kommen hier einfach nur zum Chillen hin.“ Aber sie distanziert sich klar: „Zwei, drei von den Jungs übertreiben einfach, rauchen Joints im Park, zünden Sachen an und spucken Leute an.“

Die Polizei will nicht von einer „Bande“ sprechen, bestätigt aber eine lose Gruppe von 30 bis 40 Mitläufern und Mitläuferinnen, die sich um vier „Haupträdelsführer“ scharen.

Die Taten sind heftig: Steinwürfe auf Straßenbahnen, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen. Eine spezielle Ermittlungsgruppe, „Lost“, kümmert sich um die meist 12- bis 15-jährigen Tatverdächtigen.

Anwohner und CDU-Mitglieder Renate Schäfer, Stephan Krüger und Holger Kirchhoff

Anwohner, Anwohnerinnen und CDU-Mitglieder Renate Schäfer, Stephan Krüger und Holger Kirchhoff schlagen Alarm.

Das größte Problem: Die Polizei scheint machtlos, wenn es um die Eltern geht! Bei Elterngesprächen im April tauchten sieben von elf eingeladenen Erziehungsberechtigten einfach nicht auf – darunter ausgerechnet die der Haupt-Rädelsführer.

Für die CDU ist das Maß voll. „Wir müssen die Eltern da zur Rechenschaft ziehen. Das muss der nächste Schritt sein“, fordert Parteikollege Michael Krüger. Ratskandidat Holger Kirchhoff wurde selbst schon mit Böllern beworfen und fand die Überreste eines von Jugendlichen angezündeten Kletterturms. „Diese Zerstörungswut wollen wir nicht hinnehmen.“

SPD-Ratsmitglied Elfi Scho-Antwerpes warnt davor, die Lage zu dramatisieren, um im Wahlkampf keine Ängste zu schüren. Sie fordert, mit den Jugendlichen zu reden und das „Übel an der Wurzel zu packen“. Ein Problem: Es gebe kaum geeignete Treffpunkte für die jungen Leute.

Im Jugendtreff „Dell-Chill“ hat man von der Gruppe gehört, erreicht sie aber nicht. „Es ist sehr schwierig, an sie heranzukommen“, sagt Leiter Tolga Özdogan.

Er gibt die Hoffnung aber nicht auf und erinnert an eine ähnliche Situation vor 15 Jahren. Damals gelang es, die Lage zu beruhigen. „Einige der Jugendlichen von damals haben heute einen Masterabschluss“, sagt Özdogan. Er hofft, dass sich diese Geschichte wiederholt. (red)