In der Kölner Lanxess-Arena ist der mit Spannung erwartete Auftritt von Megastar Bob Dylan über die Bühne gegangen. Der Musiker wurde seinem Ruf gerecht. Der Rahmen des Konzerts war speziell.
Bob Dylan in KölnSonderbarer Abend in der Arena

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Bob Dylan hinter seinem Flügel. So gut sichtbar, wie bei dieser Aufnahme aus dem Jahr 2019, war er bei seinem Köln-Konzert nicht. Fotos durften am Montagabend (3. November 2025) nicht gemacht werden.
Aktualisiert
Die Lanxess-Arena hat seit der Eröffnung 1998 schon einige spektakuläre und einzigartige Konzerte erlebt. Am Montagabend (3. November 2025) ging in der Riesenschüssel einer der sonderbarsten Abende über die Bühne.
Gesang-Poet Bob Dylan schaute im Rahmen seiner „Rough and Rowdy Ways“-Tour erstmals seit einem Vierteljahrhundert mal wieder in Köln vorbei. Die Tour zu seinem mittlerweile schon 39. Album läuft bereits seit November 2021, Köln war Auftritt Nummer 264.
Bob Dylan in der Lanxess-Arena: So lief das mit dem Handy-Verbot
Daher hatte sich im Vorfeld schon einiges herumgesprochen. Und wer den Singer-Songwriter, der bereits seit über sechs Jahrzehnten auf den Bühnen dieser Welt unterwegs ist, kennt, weiß, dass seine Shows ganz und gar nicht mit aktuellen Tour-Produktionen zu vergleichen sind.
Für den größten Wirbel sorgte im Vorfeld die Nachricht, dass die Dylan-Konzerte komplett handyfreie Shows sind. Der Literaturnobelpreisträger möchte nicht vor einem Publikum spielen, das ihm teilweise Smartphones entgegen reckt.
Und so wurde ein enormer Aufwand an der Arena betrieben. Direkt an den Eingängen standen Dutzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit kistenweise Yondr-Taschen. Wer ein Gerät mit in die Halle gebracht hatte, musste es in eine dieser Stofftaschen stecken, die dann verschlossen wurden.
Der Verschluss ähnelte den Diebstahl-Sicherungen in Kaufhäusern. Im Clubraum West sowie im Süd-Foyer wurden zwei Zonen eingerichtet, in denen den Gästen im Notfall die Tasche entsperrt worden wäre, falls jemand dringend telefonieren müsste. „Immer dieser Scheiß Dylan“, motzte ein Fan am Eingang. Grundsätzlich machten aber alle die Digital-Detox-Phase ohne großes Murren mit.

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Das Publikum musste die mitgebrachten Smartphones in Taschen stecken. Erst beim Ausgang wurde die Sicherung dann wieder gelöst.
Dass mitunter bei Konzerten störend viel gefilmt wird, ist in der Tat ein Ärgernis. Ob jedoch ein Dylan-Auftritt der richtige Anlass ist, dieses Exempel zu statuieren, sei mal dahingestellt. Denn zu filmen gab’s eh kaum etwas. Der Bühnenaufbau hätte auch in einen handelsüblichen Transporter gepasst. Ein paar Lämpchen, schwarze Vorhänge, die Instrumente – das war’s.

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So sehen die verschließbaren Yondr-Stofftaschen aus, in die die Handys während der Show gesteckt wurden. Tausende der Hüllen lagen an den Eingängen bereit.
Auf die Sekunde pünktlich kam der 84-Jährige auf die Bühne, hockte sich hinter seinen Flügel und startete mit „I’ll be your Baby tonight“. Erkennen konnte man den Star des Abends nicht wirklich. Da die wenigen Scheinwerfer allesamt in seinem Rücken standen, war er nur schemenhaft wahrzunehmen. Leinwände gab es natürlich auch keine. Es blieb nur die Musik.

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Rund um die Lanxess-Arena wurde mit Schildern darauf hingewiesen, dass das Bob-Dylan-Konzert eine handyfreie Show ist.
Und die war vor allem von der vierköpfigen Begleitband exzellent. Schlagzeuger Anton Fig trieb die Stücke in Country-Sound an, die Gitarristen Bob Britt und Doug Lancio sowie Bassist Tony Garnier erzeugten zusammen einen fantastischen Sound. Dylan griff anfangs auch mal zur Gitarre, spielte diese mit dem Rücken zum Publikum gewandt. Aber hauptsächlich haute er in die Tasten, leistete sich dabei aber eine herbe Fehlerquote.
Dafür kam die sonst so oft vernuschelte Stimme spätestens ab dem dritten Lied klar rüber. Rund um die 17 Lieder gab es vom Weltstar im 105-minütigen Konzert aber keinen Ton. Keine Begrüßung, keine Vorstellung der Band, kein Dank, keine Verabschiedung. Der Mythos musste der Masse in Sachen Zuneigung reichen.
Von den zehn Stücken des neusten Albums gab es neun zu hören. Hits wie „Blowin´ In The Wind“, „Like a Rolling Stone“ oder „Mr. Tambourine Man“ blieben aus. Bei „When I paint My Masterpiece“ ertönte erstmals die markante Mundharmonika in der stockdunklen Halle. Mit „Black Rider“ folgte ein erster Höhepunkt. Nach einem quälend langen „My own Version of You“ kam bei „To be Alone with you“ etwas Tempo rein.

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Prominente Gäste bei Lanxess-Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher (r.): Unter anderem schauten Wolfgang Niedecken (l.), Wim Wenders (2.v.l.) und Björn Heuser (r.) vorbei.
Zu „Desolation Row“ trauten sich sogar einige der 10.000 Fans kurz rhythmisch zu klatschen. „Watching the River flow“ war ein weiteres Highlight, ehe der Meister „It’s All Over Now, Baby Blue“ völlig neu derangiert ins Mikro bellte. Zwischendurch konnte man immer mal wieder vereinzelte Gäste zum Ausgang gehen sehen. Der Rest lauschte andächtig und feierte nach „Every Grain of Sand“ die Legende mit Ovationen.
Das Phantom stand auf, blickte ins weite Rund, ging – und kam sogar noch einmal kurz wieder. Eine Zugabe gönnte er seinem Publikum traditionell aber trotzdem nicht. Es wirkte, als wollte er noch einmal die Liebe seiner Fans aufsaugen. Viele Touren werden schließlich nicht mehr folgen.
Niedecken: „Ein Scheinwerfer mehr wäre nicht schlecht gewesen“
Als das Licht wieder anging, wurde wild diskutiert. Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher begrüßte in einer Loge unter anderem BAP-Ikone Wolfgang Niedecken, Star-Regisseur Wim Wenders und Liedermacher Björn Heuser. Ohne Dylan hätte Niedecken wohl nie angefangen, eigene Songs zu schreiben. „Er tut ausschließlich das, was er für richtig hält und ist nun mal ein Kauz“, urteilte er. „Ein Scheinwerfer mehr wäre heute aber nicht schlecht gewesen.“
Zwischen „zwei vergebenen Stunden Lebenszeit“ bis hin zu „brillanter Abend“ reichte die Bewertungspalette. Immer wieder wurde voller Respekt auf das Lebenswerk verwiesen. Alle waren sich nur in einem einig: Köln hat wieder einen typischen Dylan erlebt. Diese Momente sind auf ihre Art einzigartig.

