Weil sie ihr Neugeborenes im Herbst 2018 ausgesetzt haben soll, muss sich eine 36-Jährige viereinhalb Jahre später vor dem Kölner Landgericht wegen versuchten Totschlags verantworten. Ein emotionaler Prozess – auch für Onur C. (25).
Baby-Drama in KölnSo wurden Onur C. und Hund „Bonez“ zu Lebensrettern

Copyright: privat
Onur C. (25) und seinem Bulldoggen-Mischling „Bonez“ verdankt ein ausgesetztes Baby sein Leben. Beim Prozess gegen die Mutter, der am Dienstag (18. April 2023) begann, sagte der 25-jährige Kölner als Zeuge aus.
Dem Kölner und vor allem seinem Hund „Bonez“ ist es zu verdanken, dass das Baby damals überlebt hat. Die Angeklagte soll ihren kurz zuvor geborenen Sohn in ein Tuch gewickelt und an einem Baum seinem Schicksal überlassen haben.
Beim Prozessauftakt am Dienstag (18. April 2023) sagte Onur C. als Zeuge aus. Er und seine Bulldogge hatten das Kind gerade noch rechtzeitig gefunden. Keine Stunde später wäre es nach Angaben der Staatsanwaltschaft erfroren oder verblutet.
Onur C. (25) aus Köln schildert Fund des ausgesetzten Babys in Porz
Der 25-Jährige, der im Einzelhandel tätig ist, denkt noch oft an jenen Tag. Es war der 29. September 2018. Ein Tag, der ganz normal angefangen habe, wie Onur C. am Donnerstag (20. April 2023) im Gespräch mit EXPRESS.de erzählt.
Er war draußen mit dem Hund, ihre übliche Runde in Porz. „Bonez“ lief 50 Meter voraus. Plötzlich blieb er an der Kopenhagener Straße stehen. „Er lief zu einem weißen Bündel hin, kam wieder zurück, lief wieder hin, bellte. Er war sichtbar nervös“, erinnert sich Onur C. Für ihn war es ein Zeichen, dass Bulldogge „Bonez“ (heute 5) ihn auf etwas aufmerksam machen will.
Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:
Der 25-Jährige selbst hatte das Handy am Ohr. Onur C.: „Hätte mein Hund mir nicht signalisiert, dass dort was ist, ich wäre daran vorbeigegangen.“ So aber guckte er nach – und bekam einen Schock.
Porzer Findelkind überlebt dank Onur C. und seinem Hund „Bonez“
„Ich hätte niemals gedacht, dass dort ein Baby liegt“, erzählt er. „Man findet Geld oder einen Schlüssel auf dem Boden, aber doch keinen Menschen ...“
Das Neugeborene sei komplett eingewickelt gewesen, man habe nicht mal das Gesicht gesehen. Erst als er das blutige Tuch aufwickelte, kam das Baby zum Vorschein. „Ich habe nur gedacht: Ich muss es wärmen“, erklärt der junge Kölner. Die Temperatur sei relativ frisch gewesen, um die zehn Grad, er selbst habe eine dicke Jacke getragen. Die zog er sofort aus und wickelte das Kind darin ein.

Copyright: Oliver Meyer
Das Porzer Findelkind kurz nach seiner Rettung am 29. September 2018: Onur C. hat das Neugeborene in seine Jacke gewickelt.
Panisch rief Onur C. dann seinen Onkel an und fragte, was er nun machen solle. Der antwortete ihm: Ruf die Polizei! Was C. auch direkt tat. Kurz darauf waren auch Rettungskräfte vor Ort. Das Neugeborene kam ins Krankenhaus.
Ausgesetztes Neugeborenes in Porz gerettet: Prozess gegen Mutter
„Ich dachte, das glaubt mir keiner ...“, erinnert sich der 25-Jährige noch gut. Der Kölner, der inzwischen selbst bald dreifacher Vater ist, ist sehr stolz auf seinen „Bonez“. „Ich habe von Anfang an darauf geachtet, dass er überall dabei ist, auch Kontakt zu Kindern hat. Er ist sehr, sehr sozial“, sagt er über seine Bulldogge, dem Helden auf vier Pfoten.
Die Angeklagte, die ihr Kind 2018 alleine im Badezimmer zur Welt gebracht hatte, schwieg beim Prozessauftakt. Dass sie erst jetzt vor Gericht steht, liegt an der überlasteten Justiz. Insgesamt sind fünf Verhandlungstage vorgesehen. (iri)