Er wollte nach eigenen Angaben ein Zeichen für den Patriotismus setzen, doch die Aktion eines Kölner JU-Vorsitzenden sorgt für mächtig Ärger: Bei seiner „patriotischen Wanderung“ marschierten auch Rechtsextremisten mit.
Rechtsextreme bei Wanderung dabeiÄrger um Kölner JU-Vorsitzenden

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Blick auf das Logo der Jungen Union Nordrhein-Westfalen. Ein Mitglied aus Köln sorgt nun für Ärger.
Sie riefen „Deutschland, Deutschland“ und „Heimatliebe ist kein Verbrechen“, als die rund 200 Männer und Frauen am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) durch Detmold Richtung Hermannsdenkmal zogen. Eine „patriotische Wanderung“, die im Nachgang für Wirbel sorgt.
Der Organisator des Ganzen: Benedict Doege, Vorsitzender der Jungen Union (JU) in Köln-Lindenthal. Doch Doege ist nicht nur in der CDU-Jugend aktiv. Er betreibt auch die Internetseite „Gegen das Gendern“, über die er T-Shirts und Aufkleber verkauft. Darunter Motive wie eine Hand, die eine Regenbogenfahne zerquetscht, und Slogans wie „Pro Patria“ („Für das Vaterland“).
Schon am Bahnhof in Detmold kam es zum ersten Knall: Rund 300 Gegendemonstranten und Gegendemonstrantinnen stellten sich der Gruppe unter dem Motto „Kein brauner Aufmarsch unterm Hermannsdenkmal“ in den Weg. Die Polizei musste die beiden Lager trennen. Laut der „Lippischen Landes-Zeitung“ soll Organisator Doege die Gegenseite provoziert haben. Ins Megafon rief er demnach: „Lächelt das linke Gesocks einfach weg“.
Obwohl Doege auf Instagram noch tönte, man habe „keinen Bock auf Extremisten“, sieht die Realität anders aus. Der NRW-Verfassungsschutz bestätigte, dass „einige Rechtsextremisten aus der Region Ostwestfalen-Lippe als Teilnehmer identifiziert“ wurden. Auch Mitglieder der AfD Lippe waren laut Medienberichten dabei. Brisant: Die rechtsextreme Gruppe „Freischar Westfalen“ hatte sogar zur Teilnahme aufgerufen.
Und was sagt Doege dazu? Er wehrt sich gegen die Vorwürfe. Er habe ein Zeichen für „positiv verbindenden Patriotismus“ setzen wollen und distanziere sich „von jeglichem Extremismus“ sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Man dürfe die Denkmäler nicht den Rechtsextremen überlassen, so Doege. Die Rechtsextremisten und Rechtsextremistinnen auf seiner Demo habe er nicht gekannt, eine Kontrolle sei nicht möglich gewesen.
Der Verfassungsschutz warnt jedoch. Solche „Patriotischen Gruppierungen“ seien zwar nicht automatisch rechtsextremistisch, könnten aber eine „Brückenfunktion zum Rechtsextremismus übernehmen“, so eine Sprecherin.
Der Marsch hat inzwischen auch die Politik auf den Plan gerufen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer hat eine Kleine Anfrage gestellt. Er will von der Landesregierung wissen, welche rechten Gruppen genau teilgenommen haben und ob es eine Vernetzung zwischen Doeges „Gegen das Gendern“-Account und der rechten Szene gibt.
Es ist nicht das erste Mal, dass Doeges Plattform für Wirbel sorgt. Bereits im Mai fiel der stellvertretende Kölner CDU-Vorsitzende Andreas Bohl mit einem hetzerischen Kommentar unter einem Beitrag der Seite auf. Bohl entschuldigte sich später für seinen Ausrutscher.
Und die Kölner CDU? Parteichefin Serap Güler gibt sich noch zurückhaltend. Man wolle die Ergebnisse der Kleinen Anfrage im Landtag abwarten und werde das Gespräch mit Doege suchen. Der Landesverband der JU distanziert sich klar: Einen „einladenden und weltoffenen Patriotismus“ finde man gut, aber eine Veranstaltung, an der Rechtsextreme teilnehmen, sei „indiskutabel“. (red)
