Fotograf und Künstler Manfred Jasmund hat 111 Kölner Persönlichkeiten fotografiert und interviewt. So kamen Geschichten ans Licht, die sowohl fesseln, berühren oder einfach ein Schmunzeln entlocken.
111 Köpfe, 111 Geschichten111 Persönlichkeiten sprechen über ihr Köln

Copyright: Daniela Decker
Bläck Fööss-Gründungsmitglied Erry Stoklosa ist einer der 111 Kölner Persönlichkeiten, die für ein neues Buch fotografiert und interviewt wurden.
Besondere Persönlichkeiten gibt es in einer Millionenstadt selbstverständlich reichlich. Der Fotograf und Künstler Manfred Jasmund hat sich die spannende Frage gestellt: Was macht die Stadt Köln so besonders?
Dazu hat er 111 Kölnerinnen und Kölner nicht nur mit seiner 50-Megapixel-Kamera porträtiert, sondern auch interviewt. Von Mo-Torres bis Ludwig Sebus, von Laura Wontorra bis zur 102-jährigen Anny Scheider reicht die Auswahl.
„Kölner Portraits“ bietet 111 Fotos und Geschichten aus der Stadt
Auch Toni Schumacher, Frank Schätzing, Hedwig Neven DuMont, Annette Frier, Janine Kunze, Carmen Thomas, Ulrike Nasse-Meyfarth, Shary Reeves oder Doc Esser waren am Projekt beteiligt. EXPRESS.de-Reporterin Daniela Decker wird ebenfalls porträtiert.
Innerhalb von 18 Monaten entstanden über 8000 Schwarz-Weiß-Fotografien. Die Dauer der 111 Interviews summierte sich auf über 60 Stunden. Am Donnerstag (13. November 2025) wurde das Ergebnis, das Buch „Kölner Portraits“, in der Galerie N18 von Bernd Bauer präsentiert.
„2008 habe ich eine Ausstellung von 45 Kölner Portraits gemacht. Das war damals nur ein Kunstprojekt“, sagt Jasmund. „Ich habe immer so viele Ideen im Kopf. Deshalb habe ich mir nun gedacht, dass ich das Projekt mit diesem Werk abschließe. Das waren fantastische Begegnungen mit spannenden Menschen“.
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Der Fotograf ist am Neumarkt aufgewachsen, hat seine Kindheit oft auf der Schildergasse verbracht. Deshalb kamen auch Personen wie der contergangeschädigte Leierkastenmann Werner Wittpoth oder Klaus der Geiger ins Buch. Ex-Höhner-Frontmann Henning Krautmacher half mit vielen Kontakten.

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Bei der Vernissage „Kölner Portraits“ schauten sich auch Schauspieler Ralf Richter, Lanxess-Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher und EXPRESS.de-Reporterin Daniela Decker (v.l.) ihre Fotos in der Galerie N18 an.
„Natürlich sagen viele, dass Köln dreckig und die Verwaltung schwierig sei. Aber ich wollte auch etwas von den schönen Plätzen wissen. Bei der Entstehung des Buches durfte ich als gebürtiger Kölner meine Heimatstadt 111 Mal neu kennenlernen und sie aus 111 Blickwinkeln erleben“, sagt der Autor.

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Björn Heuser war am Donnerstagabend (13. November 2025) auch vor Ort und entdeckte an der Wand sein Portraitfoto.
Komiker Tom Gerhardt habe sich im Gespräch als sehr stiller, in sich ruhender Mensch entpuppt, der jedes Wort genau abwägt. Für Jürgen Becker ist das Beste an Köln, die Nähe zu Bonn und Düsseldorf.
„Köln ist ein Verschiebebahnhof der Gefälligkeiten mit dem Potenzial, ein stolz funkelndes Juwel zu sein“, findet Frank Schätzing. Jean Pütz erzählt, wie er in Köln die schlimmsten Dinge erlebt hat, aber auch die schönsten.

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Philipp Walter, Geschäftsführer der Kölner Haie, blättert im Buch „Kölner Portraits“. Auch er wurde darin abgebildet.
Dietmar Bär glaubt, dass sich die Stadt schon viel früher für ihn entschieden hat, er wusste es nur noch nicht. Caroline Bosbach findet: „Köln kann auch mal wehtun.“ Laut Paul Bauwens-Adenauer ist Köln groß im kleinen Denken.
Ursprünglich hatte Jasmund die Idee, 55 Männer, 55 Frauen und Sophie Russel abzulichten. Doch der Travestie-Star ist Ende 2024 verstorben. Mit Jürgen Hoppe, Claus Dillenburger und Milan Sladek sind schon drei inzwischen verstorbene Persönlichkeiten im Buch zu entdecken.

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Fotograf und Künstler Manfred Jasmund (r.) wurde bei der Ausstellungs-Preview von Moderator Till Quitmann interviewt.
Gerade die Aufnahmen mit dem Pantomime Sladek seien „ein magisches Erlebnis“ gewesen. „Er war kein Mann der großen Gesten, hatte aber eine unfassbare Ausstrahlung. Bei den Aufnahmen hatte ich das Gefühl, als würde er merken, dass er nicht mehr lange lebt.“ Kurz nach dem Fototermin ist er gestorben.
„Das Buch ist ein Zeitdokument“, sagt der Künstler und lieferte im Gespräch mit Moderator Till Quitmann gleich noch ein Plädoyer für gedruckte Fotos: „Viele Bilder sterben den Tod auf der Festplatte. Meist sogar noch auf einer externen, die irgendwann nicht mehr funktioniert. Fotos sind Erinnerungen, die berühren. Und die müssen gedruckt werden. Fotografie ist für mich Begegnung. Ich versuche, den Menschen vor meiner Kamera nahezukommen“.

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Fernsehmoderator und Komiker Knacki Deuser (Klaus-Jürgen Deuser) neben seinem Foto in der Ausstellung.
Bei der Präsentation erinnerte sich Jasmund an das Konzert von AC/DC, was er auf den Tag genau vor 46 Jahren im Sartory-Saal, nur einen Steinwurf vom Atelier entfernt, erlebt hatte. „Mein Buch hat das Format einer LP. Das Cover ist schwarz und hat eine Prägung wie das Album ‚Back in Black‘. Jetzt warte ich nur noch auf den Anruf von Angus Young“, sagte er lachend.
In der Galerie N18 gibt es am Sonntag (16. November 2025) um 16 Uhr noch eine Vernissage der 111 Portraits. Mit Spenden von Eintrittskarten, Gutscheinen, Kunstwerken oder CDs haben viele der Persönlichkeiten zudem eine Tombola möglich gemacht. Der Erlös kommt bedürftigen Kindern und Obdachlosen zugute. Die Ausstellung kann bis zum 19. Februar 2026 besucht werden. Das 228 Seiten starke Buch kostet 52 Euro.
