„Kinderhände wund desinfiziert“Corona-Drill in Kölner Kitas? Eltern schlagen Alarm

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Die Kölner Kita-Eltern Eva Winkler und Wolfgang Langen vor der Einrichtung in Deutz, die sie schon monatelang nicht mehr betreten durften. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Kölnerin Eva Winkler hat eine Tochter in einer Deutzer-Kita. Sie will den Namen der Kita im EXPRESS nicht nennen. Ihr geht es um das Kita-Gesamtproblem. Die Corona-Pandemie hat ihrer Tochter (4) schon jetzt viel abverlangt. 

Vater Wolfgang Langen ergeht es mit seinen beiden Kita-Kindern ähnlich. Es herrscht zwar wieder Regelbetrieb, doch die Eltern sagen: „Auf Dauer schlägt die Pandemie auf die Psyche der Kinder.“ 

Kölner Eltern: Kinderhände abends wund desinfiziert

Das merkt Eva Winkler bei ihrer kleinen Tochter, die sich wieder einnässt. „Sie ist mir komplett abgeschmiert“, so Winkler. Manchmal seien die Hände ihrer Tochter „abends wund desinfiziert.“

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Gleichzeitig erklärt sie ihrer Mutter vorbildlich, wie lange sie sich die Hände waschen muss. Beim Spielen mit einem Freund, habe ein kleiner Junge sie mit einer Schaufel gehauen, als Winklers Tochter ihm zu nahe gekommen sei. 

„Kein altersgerechtes Verhalten – Kinder werden zu sehr gedrillt“

„Das ist kein altersgerechtes Verhalten“, findet Winkler. Die Kinder werden zu sehr gedrillt, ihnen fehlen immer noch die sozialen Kontakte. Dieses Virus verändert die Kinder“, so die Mutter. Die Erzieher würden zwar ihr Bestes geben, doch nicht so die Politik.

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Bis August 2020 war in der betreffenden Kita mit kirchlichem Träger trotz Gruppen-Bildung Spielen auf Abstand angesagt. Die Regel haben die Kita-Kinder bis heute verinnerlicht. (Symbolfoto aus NRW/August 2020.)

Die Kölnerin wünscht sich ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Zukunft. Doch von Behörden bekommt sie keine Antworten auf ihre drängenden Fragen.

Kölner Eltern kritisieren Entscheidungsträger: „Die schieben das“

„Die schieben das auf. Und das Einzige, was sie mir antworten, ist das Infektionsgeschehen. Ich sage nicht, dass wir die Lösung haben, aber ich wünsche mir ein Kita-Konzept für den Herbst und Winter“, so Winkler. Wohin fallen wir mit den Kindern zurück, wenn die Corona-Zahlen wieder steigen?“ fragt sie sich besorgt.

Kita-Eltern schlagen Alarm: „Die Kleinen fallen durchs Raster“

Aktuell darf sie die Kita-Räume nicht betreten. Auch das sei eine Belastung. Sie wisse nicht immer genau, was hinter geschlossenen Türen vor sich geht.

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Eltern dürfen das Kita-Gelände aktuell wieder betreten, mit Mundschutz. (Symbolfoto aus Bochum im August 2020).

„Die Kleinen spielen keine große Rolle, alle diskutieren über die Schulkinder, aber die Kita-Kinder fallen durchs Raster“, findet auch Familienvater Wolfgang Langen. 

Tests statt zu Hause bleiben: Kölner Kita-Eltern mit klarer Forderung

Kommt dann wieder die Notbetreuung und der Lockdown? „Das wäre für die Kinder fatal“, so der Vater.

Die Kölner Kita-Eltern wünschen sich stattdessen, dass ihre Kinder und die Erzieher regelmäßig getestet werden, anstatt wie momentan bei jeder laufenden Nase mit dem Kind zuhause bleiben zu müssen.

„So viel Sonderurlaub haben die wenigsten“

„So viel Sonderurlaub haben die wenigsten. Manchmal sind sie ja auch richtig krank, dann häufen sich die Tage“, so Langen.

Als Gastronomie-Fachbereichsleiter muss er täglich ins Büro, sonst wird es gerade in diesem von Corona so gebeutelten Bereich auf Dauer mehr als schwierig.

Ministerium: „Schließungen werden immer wieder vorkommen“

Auf EXPRESS-Anfrage nach dem Kita-Konzept für den Herbst/Winter, verweist das Familienministerium NRW auf die jeweiligen Gesundheitsämter.

„Lokale und temporäre Kita-Schließungen werden aufgrund der sehr dynamischen Lage immer wieder vorkommen“, erklärt ein Sprecher des Familienministeriums weiter. Eine ständige Testung, um das zu vermeiden, werde es nicht geben.

Aktuell hätten Erzieher bis zu den Herbstferien die Möglichkeit, sich alle zwei Wochen freiwillig auf das Coronavirus testen zu lassen. „Darüber hinaus erfolgen Testungen – auch bei Kindern – anlassbezogen“, so der Sprecher.

Bund und Länder: Anspruch auf Kinderkrankengeld erhöhen

„Ein wichtiger Schritt war die Vereinbarung von Bund und Ländern, den Anspruch auf Kinderkrankengeld für gesetzlich Versicherte um fünf zusätzliche Tage zur Betreuung eines kranken Kindes und für Alleinerziehende um zehn Tage zu erhöhen“, erklärt der Sprecher weiter. Auf psychische Folgen der Corona-Maßnahmen für Kinder, geht das Familienministerium nicht weiter ein.

Kita-Eltern: „Abends wird gefeiert, Kinder müssen später leiden?“

Mutter Eva Winkler hofft, dass das Thema Kindeswohl und Kita-Kinder häufiger ganz oben auf der Tagesordnung angesetzt wird.

„Ich sehe abends immer wieder Feier-Videos aus Köln und will nicht, dass die Kinder im Herbst darunter leiden müssen“, so die Mutter.