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Wegen CoronaBonner (55) berichtet über Rückreise-Tortur aus Saipan
Bonn – Der Luftverkehr ist aufgrund der Corona-Krise fast komplett lahmgelegt. Die aktiven Airlines bringen mit Rückholflügen fast ausschließlich Menschen zurück in ihr Heimatland. Einer davon war Hinrich Kaiser. Für den Bonner war der Weg zurück ins Rheinland aber gar nicht so einfach.
Der 55-Jährige war beruflich auf Saipan (eine ehemalige deutsche Kolonie von 1899-1919 und heute ein U.S.-Territorium) unterwegs, trat – nachdem sich das Coronavirus weltweit immer weiter ausgebreitet hatte – am 19. März verfrüht seine Rückreise an.
Die erste Überraschung gab es jedoch gleich beim ersten Zwischenstopp am Zoll in Guam (Mikronesien). Kaiser: „Ich habe angegeben, dass ich innerhalb der letzten 14 Tage nicht in Europa gewesen bin.“ Aus seiner Sicht auch wahrheitsgemäß, da er am 5. März die Hinreise mit Stopps in den USA und Kanada absolviert hatte.
Coronavirus: Noch keine Infizierten in Guam
In Guam sah man das angesichts der COVID-19-Gefahr jedoch anders. Kaiser habe die „Meldepflicht bei der Einreise verletzt“. 14-tägige Quarantäne statt einer Weiterreise. So seien die Regeln. „Ich war entsetzt“, so Kaiser. Was er nicht wusste: Für das „Center for Disease Control“ – der entscheidenden Stelle für Infektionsfragen in den USA – zählt der Ankunftstag als Tag null, so dass sich die Differenz von einem Tag erklärt.
„Das ist doch völlig bekloppt“, sagt Kaiser, „niemand fängt beim Zählen mit der Null an, sondern mit der Eins.“ Dem Zoll war das jedoch egal. Nur mit gutem Zureden und dem Hinweis, bereits am Folgetag weiterzureisen, konnte der Inhaber der Deutschen und US-amerikanischen Staatsbürgerschaft die 14-tägige-Quarantäne vermeiden.
Coronavirus-Gefahr: 24-Stunden-Quarantäne im Hotelzimmer
Kaiser: „Ich musste für 24 Stunden Quarantäne in Eigenregie betreiben, durfte das Hotelzimmer nicht verlassen, noch nicht einmal zum Essen.“ Eine Einschränkung, die der 55-Jährige aber gerne in Kauf genommen hat.
Am nächsten Morgen, dem 20. März, ging es für den Amphibien- und Reptilienforscher dann weiter nach Honolulu, dem 50. Staat der USA. Die Vorsichtsmaßnahmen wegen des Coronavirus‘ begleiteten ihn aber auch auf Hawaii…
Wegen Corona: Aussortiert und in Sicherungszone gebracht
„Als ich aus dem Flugzeug ausgestiegen bin, wurde ich aussortiert und von Zöllnern begleitet in eine Sicherungszone gebracht“, erinnert sich Kaiser. Der Grund diesmal: Nach Abflug in Guam am 20. März fliegt man nach Hawaii über die Datumslinie und kommt am 19. März an. Quasi in der Vergangenheit. Das Zählproblem war wieder da…
„Ich musste wieder meinen kompletten Reiseverlauf erklären“, sagt Kaiser. Fieber wurde zudem gemessen, zum fünften Mal während des gesamten Trips. Die Zollbeamten hatten jedoch auch hier ein Einsehen. In halbleeren Flugzeugen von United Airlines ging es über San Francisco zurück nach Frankfurt.
Dort angekommen habe er sich gewundert, dass er als deutscher Staatsbürger überhaupt keine Corona-abhängigen Kontrollen durchlaufen musste, obwohl er aus einem internationalen Risikogebiet eingereist war. Doch keine Sorge: Hier gilt die vom Bundesgesundheitsministerium empfohlene Selbst-Quarantäne, in der er sich jetzt befindet.
Corona: Auch die USA unterschätzen nicht mehr das Virus
Sein Fazit der Rückreise: „Mein Eindruck ist, dass niemand mehr das Virus unterschätzt – auch nicht in den USA. Insofern bin ich froh, dass die Sicherheitsvorkehrungen greifen. Gerade Deutschland scheint hier vorbildlich zu agieren.“