„Die größten Eier in der Geschichte unseres Sports“Fury prahlt vor Boxkampf gegen Wilder

Tyson Fury trägt seinen Weltmeistergürtel über der Schulter. Er zeigt mit dem linken Zeigefinger in die Höhe. Fury trägt ein buntes Hemd, auf dem der Gürtel mehrfach abgebildet ist.

Tyson Fury macht seinen Kontrahenten Deontay Wilder eine ordentliche Ansage und verliert sich dabei in Beleidigungen. Das Foto ist am 7. Oktober 2021 aufgenommen worden.

Wüste Beschimpfungen gehören zum Standardrepertoire von Boxer Tyson Fury. Vor dem Kampf gegen Deontay Wilder hat Fury allerdings noch eine Schippe draufgelegt.

Las Vegas. 18 Monate nach ihrem zweiten Aufeinandertreffen begegnen sich Tyson Fury (33) und Deontay Wilder (35) in der Nacht von Samstag auf Sonntag (10. Oktober, 4.45 Uhr/DAZN) zu ihrem dritten Schlagabtausch in Las Vegas. Doch schon vor dem eigentlichen Kampf haben die beiden Schwergewichtsboxer ordentlich gegeneinander ausgeteilt – zumindest verbal.

Der in Manchester geborene Tyson Fury wollte einfach nicht aufhören zu pöbeln. Der Weltmeister war vor Teil drei der epischen Box-Trilogie voll in seinem Element: Minutenlang hatte er den US-Amerikaner Deontay Wilder beschimpft, ehe sich Fury seinen WM-Gürtel über die Schulter warf und seinen Intimfeind selbst auf dem Weg vom Pressekonferenz-Podium weiter beleidigte.

Tyson Fury beleidigt Deontay Wilder übel

Wilder, den Fury abwechselnd als „Penner“, „Stück Sch***e“ oder „Pussy“ herabwürdigte, könne sich einfach nicht eingestehen, dass seine Karriere vorbei sei. Zweimal bereits habe er von Fury „den Arsch versohlt“ bekommen und sei „nicht Manns genug“, irgendetwas dagegen zu unternehmen. Es war der normale Fury-Wahnsinn.

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Selbst der obligatorische Staredown fiel aus. Die Gefahr, dass der heiß erwartete Schwergewichts-Kampf vorlegt werden könnte, war real. Der in 31 Profikämpfen ungeschlagene Fury schien es nicht abwarten zu können, in der Nacht zum Sonntag (4.45 Uhr/DAZN) in Paradise/Nevada in die entscheidende Schlacht um die WBC-Weltmeisterschaft zu ziehen. Es wird, soviel ist sicher, ein vergifteter Fight.

Tyson Fury voller Überzeugung vor Kampf gegen Deontay Wilder

„Nach diesem Kampf wirst du wieder bei der Fast-Food-Kette arbeiten, bei der du zu Beginn deiner Karriere warst“, tönte Fury. Doch auch für ein wenig Anerkennung seines Gegenüber war Zeit. „Wilder hat den stärksten Schlag in der Geschichte unseres Sports“, gab Fury zu, legte jedoch unverzüglich mit einer Selbstlobpreisung nach: „Aber ich habe die größten Eier in der Geschichte unseres Sports.“

Deontay Wilder sitzt in seinem roten Trainingsanzug auf einem Stuhl. Er trägt eine Goldkette und Kopfhörer um den Hals und ein Mikro in der Hand.

Deontay Wilder wirkt vor dem Kampf gegen Tyson Fury ein wenig entspannter. Das Bild stammt vom 6. Oktober 2021.

Der britische Ausnahmetechniker kam im Anzug, auf dem der WBC-Gürtel hundertfach abgebildet war, und trug kein Shirt darunter, während er sich an Wilder abarbeitete. Der US-Amerikaner daddelte im roten Trainingsanzug meist desinteressiert am Handy.

Der lässige Deontay Wilder fordert Tyson Fury heraus

Wenn er sprach, versuchte Wilder sich lässig zu geben, doch am meisten zu verlieren hat er. Schon im ersten Duell 2018 war er, der damalige Weltmeister, Fury klar unterlegen gewesen, rettete sich mit zwei Niederschlägen aber ein Remis. Im Februar des Vorjahres dominierte der „Gypsy King“ Wilder dann nach Belieben und siegte durch technischen K.o. in der siebten Runde - Fury war neuer WBC-Champion.

Seine erste Niederlage in 44 Kämpfen verdaute Wilder nur schlecht, der 35-Jährige beschuldigte Fury unter anderem, Gewichte in seine Handschuhe geschmuggelt zu haben. Vorwürfe, die Fury vor Teil drei sofort abkanzelte: „Du verleugnest dich selbst und wirst ausgeknockt. Tu dir einen Gefallen und tritt zurück.“

Fury selbst hatte eigentlich zu einem dritten Duell gar nicht mehr antreten wollen, er spekulierte auf den großen Vereinigungskampf mit Anthony Joshua (31), der kürzlich die übrigen wichtigen WM-Gürtel (WBA, WBO, IBF) an den Ukrainer Alexander Usyk (34) verloren hatte. Erst ein Schiedsgericht zwang Fury zu Duell Nummer drei und verhinderte so den Joshua-Kampf.

Deontay Wilder die zweitgrößte Gefahr nach Wladimir Klitschko

Die Gegenwart heißt also wieder einmal Wilder, der hammerharte Puncher. Boxerisch nimmt Fury ihn bei aller persönlicher Abneigung durchaus ernst und nannte ihn „den gefährlichsten Schwergewichtler“. Bei 41 verbuchten K.o.-Siegen ist wenig dagegenzusetzen, Wilder kann trotz technischer Mängel mit einem Schlag Kämpfe entscheiden. „Ich spiele mit einer Atombombe, ich spiele an ihr herum und schneide Drähte durch“, sagte Fury.

Er geht sogar so weit, dass er Wilder als die zweite große Gefahr in seiner Karriere bezeichnet – nach Wladimir Klitschko (45), den er 2015 überraschend entthront hatte. Jede Episode braucht bei Fury eben einen Bösewicht. Nachdem er nach zweieinhalb Jahren Pause und einer tiefen Depression 2018 in den Ring zurückgekehrt war, war diese Person für ihn so ziemlich jeder mit einem WM-Gürtel um die Hüften. Bis Fury wieder selbst der Mann wurde, den es zu besiegen gilt. (sid)