Beim Auftakt der Rasen-Saison in Stuttgart sucht Alexander Zverev noch seinen Rhythmus. Eine deutsche Nachwuchshoffnung setzt derweil ein Statement.
„Ist nie einfach“Zverev meldet sich nach Becker-Kritik und bitterem French-Open-Aus mit Sieg zurück

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Alexander Zverev bereitet sich auf die Rasensaison vor.
Als sein Gegner seinen Schläger wütend auf dem Oberschenkel zweiteilte, nahm Alexander Zverev sein Weiterkommen gelassen hin.
Beim ersten Auftritt nach dem enttäuschenden French-Open-Aus feierte der deutsche Tennisstar in Stuttgart gegen den Franzosen Corentin Moutet einen gelungenen Rasenauftakt zur Wimbledon-Vorbereitung (ab 30. Juni) - und seinen erst zweiten Triumph auf dem Grün des TC Weissenhof.
Zverev schimpft über Becker-Kritik
„Das erste Spiel auf Rasen ist nie einfach“, sagte Zverev etwa drei Stunden nach dem Überraschungscoup der deutschen Nachwuchshoffnung Justin Engel im On-Court-Interview: „Aber ein Sieg ist ein Sieg. Ich bin glücklich, morgen wieder zu spielen.“
Nach sechs Jahren Abstinenz trat der 28-Jährige erneut in der baden-württembergischen Landeshauptstadt an – diesmal als topgesetzter Spieler – und setzte früh ein Zeichen: Ein Break zu Beginn und dessen Bestätigung bei eigenem Aufschlag brachten dem Weltranglistendritten schnell den ersten Satzgewinn.
Auf dem Grün offenbarte Zverev jedoch bei längeren Ballwechseln immer wieder Schwierigkeiten gegen den Linkshänder Moutet.
Beide Spieler wirkten im Verlauf der Partie zunehmend unzufrieden mit ihrer Leistung – beim Franzosen äußerte sich das in Diskussionen mit dem Schiedsrichter. In der sengenden Nachmittagshitze behielt Tokio-Olympiasieger Zverev schließlich nach weniger als zwei Stunden Spielzeit im Tiebreak des zweiten Satzes die Oberhand und nutzte seinen ersten Matchball zum 6:2, 7:6 (9:7). Im Viertelfinale trifft er auf den US-Amerikaner Brandon Nakashima.
Mit dem Sieg ist er nach French-Open-Champion Carlos Alcaraz der zweite Profi auf der ATP-Tour, der in diesem Jahr 30 Siege (bei elf Niederlagen) feierte. Das könnte ihm Auftrieb beim weiteren Verlauf der eher ungeliebten Rasensaison geben. Über Stuttgart und Halle führt der Weg für ihn zum Grand Slam nach London. In Wimbledon ist er jedoch noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen, keinen seiner 24 ATP-Titel hat er auf Rasen gewonnen.
Nach der Enttäuschung von Paris, wo er im Viertelfinale an Novak Djokovic scheiterte, will sich Zverev nun so früh wie selten an den Rasenplatz gewöhnen - und zudem die kritischen Stimmen der vergangenen Tage abschütteln. Unter anderem Boris Becker hatte nach dem French-Open-Aus Veränderung in Zverevs Umfeld gefordert.
Bei der Ankunft am Turnierort wetterte Zverev gegen die Tipps des dreimaligen Wimbledon-Siegers: „Wenn es bei mir gut läuft, mache ich immer alles richtig, wenn es bei mir schlecht läuft, sind immer alle sehr, sehr schlau. Da gehört Boris leider dazu“, sagte er über Becker (57).
Weiterhin für Aufsehen sorgt neben Zverev vor allem Engel. Der 17-Jährige schlug im Duell der Youngster den an Position sieben gesetzten US-Amerikaner Alex Michelsen (20) mit 6:4, 6:4 und erreichte dadurch in Stuttgart zum ersten Mal ein Viertelfinale auf Tourebene. "Ich bin sehr glücklich und kann die nächste Runde kaum erwarten“, sagte Engel nach dem Match: „Ich war sehr nervös. Die Leute hier im Publikum haben mir geholfen.“ Engel ist nun jüngster Viertelfinalist der Turniergeschichte und jüngster Viertelfinalist auf Rasen seit Boris Becker 1985 in Wimbledon. (sid)