„Hässliches Gesicht gezeigt“Bach will Olympia retten und kassiert scharfe Kritik von Top-Politikerin

Thomas Bach verteilt kleine Geschenke bei Olympia in Peking.

Thomas Bach (l.), Präsident des IOC, verteilt am 1. Februar 2022 kleine Geschenke an chinesische Olympia-Helfer.

Heftiger Gegenwind für IOC-Präsident Thomas Bach vor den Olympischen Spielen. Das Thema Menschenrechte in China klammert Bach einfach weiter aus.

Thomas Bach (68) versucht, die Spiele und das Image des IOC zu retten. Doch der Gegenwind wird immer schärfer. Hauptgrund: Das Thema Menschenrechte in China wird von Bach und seinem Verband komplett ausgeblendet.

Der IOC-Präsident hat am Tag vor der Eröffnungsfeier der Winterspiele in Peking am Freitag (4. Februar 2022) die politische Neutralität der olympischen Bewegung verteidigt. Bach sagte am Donnerstag, er habe in den vergangenen Jahren „dunkle Wolken der wachsenden Politisierung des Sports am Horizont“ aufziehen sehen, auch die „Boykott-Geister“ der Vergangenheit hätten wieder „ihr hässliches Gesicht gezeigt“.

Das IOC habe darauf reagiert und an die Vereinten Nationen, die G20-Staaten und nationale Politiker appelliert, die neutrale Haltung zu respektieren. „In all diesen Gesprächen haben wir betont, dass die Olympischen Spiele den verbindenden Auftrag nur dann erfüllen können, dass wir die ganze Menschheit in all ihrer Vielfalt nur dann zusammenbringen können, wenn die Spiele jenseits aller Differenzen und politischen Auseinandersetzungen stehen“, sagte Bach.

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Diplomatischer Olympia-Boykott von zahlreichen Ländern

Die Spiele von Peking stehen vor der Auftaktzeremonie am Freitag (13 Uhr MEZ/ZDF und Eurosport) wegen der Menschenrechtsvergehen der Gastgeber weiter in der Kritik. Die USA, Großbritannien, Australien und weitere Länder boykottieren das Event diplomatisch. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz, Innenministerin Nancy Faeser (beide SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) haben keine Reise nach China geplant.

Die Gefahr eines sportlichen Boykotts habe das IOC abwenden können, sagte Bach: „Alle Athleten, die große Unsicherheiten überwunden haben, können ihren Traum verwirklichen und in Peking antreten.“ Die Winterspiele könnten ein Symbol des Friedens und der Einigkeit sein, sagte der 68-Jährige in seiner Rede auf der 139. IOC-Session in Peking, „sie zeigen uns einen Weg in eine bessere und friedvollere Zukunft“.

Dagmar Freitag schießt Richtung Thomas Bach

Die frühere Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag hat die Vergabe der Olympischen Winterspiele nach Peking derweil erneut kritisiert. „Allein die Tatsache, dass diese Spiele ja nicht von einer Athletin oder einem Athleten eröffnet werden, sondern vom Staatspräsidenten, das zeigt doch, wie politisch diese Spiele sind“, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk.

Thomas Bach habe einen absoluten Denkfehler gemacht: „Sport ist natürlich politisch.“ Freitag wies darauf hin, dass es in China Internierungslager gibt, in denen Uiguren umerzogen würden. „Wenn wir alle morgen am Fernseher sitzen und die Eröffnungsfeier schauen sollten, muss man sich immer klarmachen, zum selben Zeitpunkt werden dort Menschen gefoltert“, sagte sie einen Tag vor dem offiziellen Olympia-Start.

Auf die Frage, ob sie sich die Eröffnungsfeier anschauen werde, sagte sie: „Ich möchte wirklich sehen, mit welchen „Best Buddies“ Thomas Bach auf der Tribüne sitzen wird. Ich glaube, dass wird ein Stelldichein der autokratischen Führer dieser Welt.“ (dpa/sid/ubo)