Sven Hannawald begrüßt die Regeländerungen im Skispringen, leidet aber mit zwei DSV-Athleten.
„Geht mir persönlich nahe“Regeländerungen schlagen bei DSV-Stars gnadenlos zu
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Er hofft darauf, dass er endlich einen Nachfolger findet – und die deutschen Skisprung-Fans hoffen mit. Sven Hannawald (51) hat als bis dato letzter Deutscher die Vierschanzentournee gewonnen.
Vor dem Beginn der neuen Ausgabe (28. Dezember 2025 bis 6. Januar 2026) setzt der ARD-Experte große Hoffnungen in Felix Hoffmann (28) und Philipp Raimund (25).
Hannawald: „Bei ihnen sieht man, wie hart Regeländerungen zuschlagen können“
Die beiden DSV-Athleten hätten sich in der ersten Saisonphase mit starken Leistungen abgewechselt. „So eine stabile Basis hatten wir über Jahre hinweg nicht in dieser Form. Trotzdem muss man abwarten“, sagte er im Interview mit web.de. „Beide passen hervorragend ins neue System mit weniger Stoff.“
Nach dem Skandal um manipulierte Anzüge im norwegischen Team bei der WM im vergangenen Winter hat der Ski-Weltverband FIS die Regeln geändert. Vor allem am Oberschenkel sind die Anzüge seitdem nicht mehr annähernd so weit.
„Ich bin froh, dass dieses Thema jetzt erst einmal hinter uns liegt. Ich möchte es im Zusammenhang mit der Tournee auch nicht ständig wieder aufwärmen“, forderte Hannawald. „Der Fokus sollte wieder positiver sein.“
Klar ist aber: Die veränderten Anzüge haben auch das Skispringen verändert. Während Hoffmann und Raimund als Nutznießer gelten, haben andere Springer damit zu kämpfen. Auch die beiden deutschen Stars Andreas Wellinger (30) und Karl Geiger (32), die in diesem Winter ihrer Form völlig hinterherspringen.

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Sven Hannawald wird die Vierschanzentournee wieder als ARD-Experte verfolgen.
„Natürlich tut es mir leid um Andreas Wellinger und Karl Geiger. Das geht mir auch persönlich nahe, weil ich weiß, wie akribisch und engagiert beide arbeiten“, betonte Hannawald. „Aber gerade bei ihnen sieht man aktuell, wie hart Regeländerungen zuschlagen können.“
Die veränderten Bedingungen würden dem Olympiasieger Wellinger und dem Skiflugweltmeister von 2020 Geiger zu schaffen machen, erklärte Hannawald. „Wenn sich etwas Grundlegendes ändert, muss ein kompletter, jahrelang automatisierter Bewegungsablauf überschrieben werden. Und das funktioniert nicht wie bei einem Computer, bei dem man einfach eine neue Software installiert. Ein Mensch erinnert sich immer an alte Muster.“
Dass die beiden schon bei der Vierschanzentournee aus der Formkrise springen, glaubt Hannawald nicht. Er ist aber optimistisch, dass sich die Probleme nicht über den ganzen Winter ziehen werden. „Zum Glück ist Skispringen eine Sportart, in der Veränderungen sehr schnell greifen können. Wenn du etwas findest, kann es sofort funktionieren“, so Hannawald. „Ich erwarte keine Rückkehr ganz nach vorne. Aber wenn sie etwas finden, dann sind Platzierungen um 15 bis 10 absolut möglich. Wenn alles gut läuft, vielleicht auch mal unter die Top 10.“
Und was machen die beiden Hoffnungsträger Hoffmann und Raimund? „Vom Gefühl her ist ein deutsches Podium absolut drin. Ob es nach all den Jahren wirklich für einen Nachfolger reicht, wird sich zeigen. Ich kenne die Tournee. Ich weiß, wie gnadenlos sie ist“, so Hannawald, der 2002 bei seinem Gesamtsieg als erster Athlet überhaupt alle vier Tourneespringen gewann.

