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Vom Krieg in den RingUkrainischer Box-Weltmeister Oleksandr Usyk fordert Anthony Joshua

Der ukrainische Boxer Oleksandr Ussyk (l) und der britische Boxer Anthony Joshua nehmen an einer Pressekonferenz teil.

Anthony Joshua (r.) boxt am 20. August 2022 gegen Oleksandr Ussyk. Das Foto ist vom 21. Juni 2022.

Er ist auf der Krym geboren worden und hat in der ukrainischen Armee gedient. Jetzt steht Boxer Alexander Usyk wieder im Ring – auf Wunsch seiner Kameradinnen und Kameraden.

Aus dem Krieg zurück in den Box-Ring: Weltmeister Oleksandr Ussyk (35) schaute Anthony Joshua (32) bei der PK tief in die Augen. Davon abgesehen hatte der traditionelle Staredown allerdings nichts vom üblichen Vorgeplänkel eines Mega-Fights im Schwergewicht.

Denn der Ukrainer Ussyk, in Landestracht gekleidet und bis auf eine Locke rasiert, drehte sich danach in Richtung der Kameras, schmetterte inbrünstig das Volkslied „Oi u luzi chervona kalyna“ – und drückte damit seine Solidarität mit den Soldaten in der vom Krieg gebeutelten Heimat aus.

Boxer Oleksandr Ussyk: „Ich habe jeden Tag gebetet“

Wenn Ussyk am Samstag (20. August 2022, 23.15 Uhr/DAZN) in Dschidda/Saudi-Arabien gegen den Engländer Joshua in den Ring steigt, dann verteidigt er nicht nur seinen Titel als Schwergewichts-Champion, sondern kämpft auch für sein Land.

„Ich bin sehr froh, dass ich bald wieder kämpfen kann“, sagte Ussyk vor seinem ersten WM-Fight seit dem Kriegsausbruch am 24. Februar 2022. An diesen Tag erinnert er sich, wie jeder Mensch, der die Nachrichten halbwegs verfolgt, als wäre es gestern. Nur schmerzt sein Herz noch ein bisschen mehr: Es war der Geburtstag seiner Tochter.

„Sie ist an dem Tag zwölf Jahre alt geworden, und natürlich hat sie geweint“, berichtete Ussyk im „Guardian“. Danach meldete er sich freiwillig für den Dienst an der Waffe und patrouillierte als Soldat durch Kyjiw. „Ich habe jeden Tag gebetet: Bitte, Gott, lasse niemanden versuchen mich zu töten“, erinnerte sich Ussyk: „Und bitte zwinge mich nicht dazu jemanden zu erschießen.“

„Die ukrainische Hymne soll so in der ganzen Welt zu hören sein“

Ans Boxen dachte Ussyk nicht. „Mein Land und meine Ehre sind wichtiger als WM-Titel“, erklärte der Familienvater damals. Doch aus der Heimat, egal ob aus der Armee oder der Bevölkerung, war große Unterstützung zu hören. „Die Menschen wollen, dass er kämpft und gewinnt. Er soll die ukrainische Flagge hochhalten“, sagte Promoter Alexander Krassjuk: „Die ukrainische Hymne soll so in der ganzen Welt zu hören sein.“

Auch die beiden ehemaligen Box-Weltmeister Vitali Klitschko (51) und Wladimir Klitschko (46), sogar Präsident Wolodymyr Selenskyj, ermutigten Ussyk, der die Ukraine mit einer Sondergenehmigung verlassen durfte, zum Kampf. Mit seinem Auftritt könne er seinem Land mehr helfen.

Boxen: Oleksandr Ussyks Kampf wird in der Ukraine übertragen

In der Ukraine wird der Kampf gegen Joshua für jeden Menschen verfügbar sein. Ussyk, der sich in Dubai vorbereitet hat, wollte die TV-Rechte kaufen, doch die saudi-arabischen Veranstalter schenkten sie ihm einfach.

Ussyk, der früher unumstrittener Weltmeister im Cruisergewicht war und als Profi noch nie besiegt wurde (19 Kämpfe, 19 Sieger, 13 K.o.), ist nicht nur deshalb auch im Rückkampf der Favorit.

Der Edeltechniker hatte den 32 Jahre alten Joshua, diesen Modellathleten mit dem Dampfhammer, bereits im vergangenen September klar enttrohnt. „In den Trainingsvideos sieht er aus wie ein Cyborg“ sagte Krassjuk vor dem Rückkampf. Er habe Ussyk „nie entschlossener gesehen als jetzt“.

Speziell vorbereitet hat sich Ussyk auf seinen Gegner nicht. „Ich verfolge ihn schon seit zehn Jahren“, sagte Ussyk, der im Vorfeld des Kampfes häufig ein blau-gelbes T-Shirt mit der Aufschrift ‚Colors of freedom‘ trug. Er werde „nicht so gut sein wie bei jedem anderen Kampf, den ich bestritten habe - ich werde besser sein.“ Und nach dem Kampf? Will Ussyk schnell wieder in seine Heimat zurückkehren und sein Land unterstützen. (sid)