Bittere NachrichtBarcelona droht das Aus – Nürburgring-Boss: „Formel 1 ist nicht finanzierbar“

Der aktuell einzige deutsche Formel-1-Fahrer Nico Hülkenberg am Samstag (31. Mai 2025) in Barcelona.

Der aktuell einzige deutsche Formel-1-Fahrer Nico Hülkenberg am Samstag (31. Mai 2025) in Barcelona. 

In der Formel 1 wird aktuell viel über die Rennstrecken diskutiert. Bietet sich dadurch dem Nürburgring eine neue Chance?

von Oliver Reuter  (reu)

Das Streckensterben in der Formel 1 macht selbst vor den Monumenten nicht halt. Nach dem Aus für die Großen Preise von Deutschland und Frankreich wurde jüngst sogar der Glamour-GP in Monaco wegen der Schnarch-Rennen angezählt.

Am Wochenende gastiert die Königsklasse in Barcelona (Sonntag, 1. Juni 2025, 15 Uhr, Sky), und auch am Circuit de Catalunya könnten wegen des 2026 debütierenden GP in Madrid die Lichter ausgehen. Dazu stehen die Traditionsstrecken in Imola, Spa und Zandvoort auf der Kippe. Da werden die deutschen Fans hellhörig. Bietet sich etwa dem Nürburgring eine neue Chance?

Fernando Alonso: „Es ist auch wichtig, dass wir Strecken behalten“

In der Boom-Zeit der Ära von Michael Schumacher (56) kam die Formel 1 sogar zu zwei Rennen nach Deutschland, gastierte in Hockenheim und auf dem Nürburgring. Doch selbst die folgenden WM-Titel von Sebastian Vettel (37) konnten den F1-Exodus des Autolandes nicht verhindern.

Die Gründe: Viel zu teure Antrittsprämien, von der EU verbotene Subventionierung, schwindendes Interesse von Fans und Industrie. Im Jahr 2020 stieg letztmals ein Formel-1-Rennen am Nürburgring – und auch das nur als Corona-Ersatz für den abgesagten Schanghai-GP.

Kein Heimrennen mehr zu haben, stimmte die Fahrer Vettel, Nico Hülkenberg (37) und Mick Schumacher (26) wehmütig. Jetzt ist nur noch der „Hülk“ übrig. Dieses Gefühl beschlich nun auch Fernando Alonso (43), der zwar gerade zum Botschafter des Circuit de Catalunya berufen wurde, aber vielleicht nur noch zweimal auf der 1991 debütierenden Strecke fahren darf.

„Es ist gut, dass wir auf neue Strecken und in neue Länder gegangen sind“, sagte der Aston-Martin-Altmeister, mahnte aber: „Es ist auch wichtig, dass wir die Strecken behalten, auf denen die Formel-1-Geschichte mitgeschrieben wurde.“

Das gilt natürlich auch für die deutschen Ringe in Nürburg und Hockenheim, wo Mercedes 2018 und 2019 noch zweimal als Formel-1-Retter einsprang. Doch die unausgegorene grüne Transformation des Landes und der Automobilindustrie sorgte für zu hohe Kosten und Widerstände, um am Prestige-Projekt Formel 1 festhalten zu können.

Und das wird sich laut Mercedes-Teamchef Toto Wolff (53) auch so bald nicht ändern. „Die Gemütslage am Wirtschaftsstandort Deutschland reicht im Moment offenbar nicht aus für ein Formel-1-Rennen. Niemand scheint bereit, ein Investment zu machen“, sagte der Österreicher der „FAZ“.

Formel 1 in der Zukunft wieder auf dem Nürburgring?

Dabei würden die Betreiber der Gründungsstrecke Silverstone oder der Red-Bull-Ring in Spielberg Jahr für Jahr vormachen, dass man mit der Formel 1 Geld verdienen könne. Wolff: „Wenn es für Geschäftsleute einen Sinn ergibt, einen Grand Prix auszurichten, müsste das in Deutschland auch möglich sein. Jedenfalls machen die Engländer ein Geschäft damit.“

EXPRESS.de fragte nach bei Nürburgring-Geschäftsführer Ingo Böder: Sieht er aktuell Chancen für ein Formel-1-Comeback? „Nach dem derzeitigen Modell wären wir als Betreiber der Rennstrecke gefordert, die Formel 1 als Rennformat einzukaufen und die Kosten über den Ticketverkauf zu decken – eine nahezu unmögliche Aufgabe. Alle anderen Vermarktungsrechte liegen bei der Formel 1“, sagt Böder.

Der Kaufmann führt aus: „Hinzu kommt, dass die Infrastruktur der Strecke für den Auf- und Abbau rund zwei Wochen blockiert ist und in dieser Zeit nicht anderweitig genutzt oder vermarktet werden kann. Aus diesen Gründen ist das Vorhaben für uns als privatwirtschaftliches Unternehmen so nicht zielführend und es hat seit dem letzten Austausch vor gut einem Jahr keine weiteren Gespräche mit dem Serienbetreiber gegeben.“

Selbst das noch von Ex-F1-Boss Bernie Ecclestone (94) eingeführte und Nachfolger Stefano Domenicali (60) auch für Spa und Zandvoort angedachte Rotationsmodell scheint für die deutschen Betreiber ohne staatliche oder industrielle Zuschüsse nicht finanzierbar.

Ring-Chef Böder zeigt sich dennoch offen für neue Modelle: „Wir sind überzeugt, dass der Nürburgring mit seiner reichen Motorsportgeschichte und modernen Ausstattung ein idealer Austragungsort für die Formel 1 in Deutschland sein kann. Gleichzeitig legen wir großen Wert darauf, dass die Rahmenbedingungen für alle Beteiligten stimmen. In diesem Sinne gibt es weiterhin unsere Bereitschaft zu konstruktiven Gesprächen mit allen relevanten Parteien.“