Bei Fortuna Düsseldorf hält der Negativtrend stetig an. Kriegt Trainer Anfang noch die Kurve? Und was wird aus F95-Boss Allofs?
Fortuna-Krise immer schlimmerAnfang und Allofs taumeln – Fans wenden sich ab

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Fortuna Düsseldorfs Fans haben eine Botschaft an den Trainer: „Markus Anfang: Rassismus ist keine Emotion!“
Der Trainer angezählt, die sportliche Führung offen und die Mannschaft auf Tiefflug in die Abstiegszone. Der zu Saisonbeginn selbst ernannte Aufstiegskandidat Fortuna Düsseldorf steckt nach sechs Niederlagen aus acht Pflichtspielen unter dem neuen Trainer Markus Anfang in einer gefährlichen Krise.
Zudem hat Anfang große Teile des Düsseldorfer Anhangs bereits verloren, wie das XXL im Fan-Block der Rot-Weißen deutlich zeigte: „Markus Anfang: Rassismus ist keine Emotion!“ stand dort in großen roten Buchstaben geschrieben.
Unglückliche Aussagen und schlechte Ergebnisse
Hintergrund: Anfangs ziemlich unglückliche Aussagen nach den rassistischen Beleidigungen gegen Emmanuel Iyoha in Dresden. Anfang hatte daraufhin gesagt: „Es sind meistens einzelne. Es wird dann immer verallgemeinert und es ist schwierig, wenn der eine oder andere aus der Emotion heraus etwas hereinruft“.
Doch auch sportlich ist Anfangs Bilanz in Düsseldorf alarmierend. Von sieben Ligaspielen verlor F95 unter Anfang fünf, holte nur einen Sieg und ein Remis. Im Pokal flog die Fortuna mit ihm ebenfalls raus.
„Ich habe ehrlicherweise keine Worte mehr, keinen Bock mehr. Am Ende stehen wir unten, haben keine Tore, keine Punkte, kriegen zu viele Gegentore. Das tut sehr, sehr weh“, sagte Mannschaftskapitän Florian Kastenmeier nach dem 0:2 (0:1) gegen Spitzenreiter FC Schalke 04 am Freitagabend.
Inmitten der sportlichen Talfahrt sorgte die Ankündigung von Vorstandsmitglied Klaus Allofs, seinen auslaufenden Vertrag über den nächsten Sommer nicht zu verlängern, für Unruhe im Umfeld. Bleibt der Europameister von 1980 wirklich bis Saisonende oder steht eine vorzeitige Trennung bevor? Allofs, der am Freitag 69 Jahre alt wurde, positionierte sich nach dem Schalke-Spiel.
„Ich habe erklärt, dass ich meinen Vertrag nicht verlängere und mich entschlossen, hier nicht weiterzumachen. Unmittelbar hat das keine Auswirkungen auf meine Arbeit. Es sind wichtige Entscheidungen, die jetzt anstehen. Im Winter-Transferfenster müssen wir die richtigen Entscheidungen treffen“, sagte Allofs dem WDR.
Ob er die Zukunft noch mitgestaltet, liegt nicht allein in seiner Hand. Auch die Zukunft von Sportdirektor Christian Weber, der eng mit Allofs zusammenarbeitet, ist offen. „Darum ist es jetzt die Entscheidung des Aufsichtsrates, ich habe hier immer gerne gearbeitet und ich bin bereit“, sagte Allofs. Das Kontrollgremium des Klubs hat sich dazu bislang nicht geäußert.
Nach der nächsten Pleite trotz verbesserter Leistung am Freitagabend gerät auch Trainer Anfang in die Schusslinie. Kann er die Wende noch herbeiführen? „Wenn es nach mir geht, ja. Ich sehe das nicht als die Lösung an, jetzt einen Trainerwechsel vorzunehmen, ich bin davon überzeugt, dass Markus der richtige Mann ist“, befand Allofs.
„Irgendwann platzt der Knoten, irgendwann wird das funktionieren“
Immerhin zeigten die Düsseldorfer gegen Schalke bis zur Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte für Tim Oberdorf eine ihrer besten Saisonleistungen. „Heute kann man der Mannschaft nicht fehlenden Willen vorwerfen. Sie hat Leidenschaft gezeigt. Diese Gier hätte ich mir schon in Dresden gewünscht. Wenn du oben stehst, gewinnst du diese Spiele. Wenn du unten stehst, verlierst du sie“, sagte der Fortuna-Coach, der sich in der schwierigen Situation kämpferisch zeigt. „Aber irgendwann platzt der Knoten, irgendwann wird das funktionieren – da bin ich mir zu 1000 Prozent sicher.“
Vor dem Platzverweis gab es zudem einen Strafstoß gegen die Gastgeber. Ex-Fortune Kenan Karaman, der drei Jahre in Düsseldorf spielte, verwandelte zum 1:0 und jubelte ausgelassen vor dem Fortuna-Fanblock. Das fassten die Anhänger als Provokation auf und regierten dementsprechend mit Pfiffen.
„Ich habe heute mein 100. Spiel für Schalke bestritten, da darf ich ja wohl jubeln“, erklärte der 31-Jährige später. „Es war keine Aktion gegen die Fortuna. Ich hatte hier eine sehr schöne Zeit. Ich freue mich einfach über jedes Tor für meinen Verein“, sagte Karaman. Für Fortuna erzielte er in 72 Spielen 16 Tore, davon hätten die Düsseldorfer heute einige nötig. (dpa/can)
