Der VAR bleibt das große Diskussionsthema in der Bundesliga. Die erfolgreichen Eingriffe aus dem Kölner Keller gehen inmitten haarsträubender Entscheidungen unter – braucht es eine VAR-Revolution?
„Macht mich sprachlos“Schiri-Frust in der Bundesliga: Experten fordern jetzt die VAR-Revolution
Hat die Bundesliga ein Schiedsrichter-Problem? Die Betrachtung der wöchentlichen Diskussionen um Fehlentscheidungen und den Einsatz des Video-Assistenten machen zumindest deutlich: So richtig zufrieden ist mit dem VAR in Fußball-Deutschland kaum jemand.
Die Technologie, die Zweifel ausräumen und Diskussionen entschärfen sollte, heizt die Debatten unter Fans, Experten und den Protagonisten der Liga nur noch weiter an. Im Sky-Studio stellte ein Experten-Trio vor den Samstags-Partien des 21. Spieltags am 18. Februar 2023 daher seine Ideen vor, um die Bundesliga aus der VAR-Krise zu hieven.
Sky-Experten schlagen gravierende VAR-Änderungen vor
Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann (49) und Schiri-Experte Alex Feuerherdt (53) waren sich bei ihren Vorschlägen ausnahmsweise mal einig: Die Umsetzung beim Videobeweis bietet noch reichlich Luft nach oben. Dafür muss sich am Spielfeldrand aber etwas drastisch ändern. Eine dritte Empfehlung steuerte der frühere Bundesliga-Stürmer Erik Meijer (53) bei.
Zunächst aber tobte Hamann im Bundesliga-Vorlauf am Samstag über den VAR-Boss beim DFB. „Der Mangel an Selbstkritik von Jochen Drees macht mich sprachlos“, sagte der Sky-Experte im Gespräch mit Moderatorin Britta Hofmann (42): „Wir haben so viel verloren durch den Videobeweis.“ Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:
Seine Anregung für Besserung im Kölner Keller und am VAR-Monitor im Stadion: Eine Zeitlupen-Beschränkung in der Review-Area, um die Zeit des Eingriffs zu reduzieren. Es sollen drei TV-Einstellungen je einmal gezeigt werden, anschließend darf die beste Zeitlupe maximal zweimal angeschaut werden. Danach muss die Entscheidung stehen.
Nur gut eine Stunde später wurde Hamanns Kritikpunkt schon bestätigt: Der Platzverweis gegen Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano (23) in Gladbach wurde minutenlang geprüft, ehe die Entscheidung von Referee Tobias Welz (45) endgültig Bestand hatte.
VAR-Änderungen sollen für mehre Klarheit bei Fans und Schiris sorgen
„Ich habe da meine Zweifel, ehrlich gesagt“, grätschte Feuerherdt allerdings dazwischen: „Da bin ich mir nicht so sicher, ob es die Akzeptanz erhöhen würde.“ Sein Einwand: Sollte ein Schiedsrichter in der verkürzten Zeit am Ende eineentscheidendes Detail übersehen, würde es ebenfalls Kritik hageln.
Feuerherdt vom Schiri-Blog „Collinas Erben“ sprach sich daher für die Einführung des im Tennis bekannten Challenge-Systems aus, bei dem pro Team je eine Szene pro Halbzeit beanstandet werden darf, die der VAR anschließend prüfen muss. Eigenständig solle der Kölner Keller dann nur noch „Schwarz-Weiß-Entscheidungen“, also Abseitspositionen oder mögliche Handspiele bei Toren überprüfen. „Wir geben einfach den Teams die Verantwortung“, regte er an.
Deutlich zurückhaltender: Erik Meijer. Er forderte keinen entscheidenden Eingriff in den Review-Prozess an sich, schlug aber vor, die Revision für bessere Transparenz auf den Videoleinwänden im Stadion zu zeigen. Gleichzeitig solle Schiedsrichter und Video-Assistent ein Vollzeit-Job werden. Profi-Schiris gibt es etwa in der englischen Premier League, wo allerdings ebenso hitzig über den VAR debattiert wird wie hierzulande.
Welche Lösungen den Bundesliga-Schiedsrichtern am Ende zu mehr Klarheit verhilft und Spielern, Trainern sowie Fans den Ärger erspart? Völlig offen. Klar ist nur: In seiner jetzigen Form werden aus Fußball und VAR keine Freunde mehr. (bc)