„Ich plädiere dafür...“Neue Millionen-Verluste drohen: Wie FC-Boss Wehrle gegen Geisterspiele kämpft

50.000 Fans besuchen das Bundesliga-Spiel 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach.

Das Rhein-Energie-Stadion war beim Derby 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach am 27. November 2021 ausverkauft.

Das 4:1 des 1. FC Köln über Mönchengladbach dürfte bis auf Weiteres das letzte Bundesliga-Spiel vor ausverkauftem Haus bleiben. Alexander Wehrle spricht über die aktuelle Zuschauer-Situation in der Corona-Pandemie.

von Martin Zenge (mze)

Steigende Corona-Zahlen, leere Ränge in der Bundesliga: Neue Zuschauer-Beschränkungen sind angesichts der dramatischen Entwicklung der Pandemie nur noch eine Frage der Zeit und von vielen Politikern schon angekündigt.

Der 1. FC Köln, der sein Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach noch vor 50.000 Fans bestreiten durfte, verteidigt das ausverkaufte Derby – muss aber wie alle Bundesligisten mit neuen Corona-Verlusten rechnen.

Alexander Wehrle: Ausverkauftes Derby war „legitim“

Geschäftsführer Alexander Wehrle (46) sprach am Montag (29. November 2021) am Geißbockheim über…

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…das ausverkaufte Derby: „Wir haben eine Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen und die hat besagt, dass wir 50.000 Fans im Derby begrüßen durften. Daran haben wir uns gehalten. Wir haben ein tragfähiges Hygiene-Konzept, das wurde uns noch am Donnerstag bestätigt. Dann haben wir vier Stunden vor Anpfiff erfahren, dass wir Maskenpflicht am Platz durchsetzen müssen. Das haben wir auch mit allen Mitteln gemacht. Viele Fans haben sich erfreulicherweise daran gehalten. Nicht an jedem Standort in NRW gab es an diesem Wochenende Maskenpflicht.“

Alexander Wehrle beim Bundesliga-Spiel 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle beim Derby gegen Borussia Mönchengladbach am 27. November 2021

…die Verantwortung eines Fußball-Klubs in der Pandemie: „Wenn es eine Verordnung gibt, die besagt, dass wir 50.000 Fans begrüßen dürfen unter Berücksichtigung des Hygiene-Konzepts – mit Nachvollziehbarkeit der Infektionskette, unterschiedlichen Time-Slots und Masken –, ist es aus meiner Sicht natürlich legitim, dies als Verein auch umzusetzen. Wir haben 50.000 Tickets verkauft und es gibt Fakten, an die man sich halten sollte. Ich möchte betonen: 3,7 Millionen Fußball-Fans waren in den Spielen davor im Stadion, da gab es im Nachgang zehn positive Testes und daraus abgeleitet 72 negative Nachverfolgungen. Das bestätigt, was die Aerosol-Forscher sagen: Dass es unter freiem Himmel ein geringeres Infektionsrisiko gibt – wenn man dieses Hygienekonzept befolgt und umsetzt. Ich finde es in so einer Debatte wichtig, Fakten zu berücksichtigen.“

Alexander Wehrle: „Wir sind nicht die Hotspots“

…die Gefahr der An- und Abreise bei Fußball-Spielen: „Das ist sicherlich ein Punkt, aber den kann man auch regeln. Wir arbeiten mit Time-Slots, jeder Fan bekommt mit seinem Ticket auch eine Einlasszeit mitgeteilt. Daran halten sich unsere Fans sensationell, damit gibt es eine Entzerrung. Natürlich haben wir auch mit den Verkehrsbetrieben gesprochen, damit wir eine größere Taktung haben. Das sind Dinge, die man berücksichtigen muss, und das ist uns in den letzten Spielen gelungen. Wir haben positives Feedback zur Einlasssituation bekommen.“

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…2G und 2G-Plus im Stadion: „Wir haben uns im August für 2G entschieden und das auch so durchgezogen. Es war die richtige Entscheidung, wenn man überlegt, wer jetzt alles mit 2G hantiert. Ich hätte mir vielleicht auch schon im August von der Politik gewünscht, 2G flächendeckend einzuführen. Dann würden wir heute wohl eine andere Diskussion führen. Perspektivisch muss man sich aus meiner Sicht weiter an der Hospitalisierungsquote orientieren. Da sind wir hier in NRW mit 3,84 sehr gut unterwegs, weil wir eine hohe Impfquote haben. In Köln haben wir eine sehr, sehr hohe Impfquote. Im Karneval gab es 2G-Plus, daran haben sich die Feiernden gehalten. Es ist kein großer Anstieg der Infektionsketten entstanden. Wir müssen uns an den Verordnungen orientieren, die kommen. Ich plädiere dafür, über Maskenpflicht am Platz und 2G-Plus nachzudenken, bevor wir über Geisterspiele sprechen.“

…die finanziellen Auswirkungen von Zuschauer-Begrenzungen: „Natürlich spielt auch das eine Rolle. Wir sind auch ein Wirtschaftsunternehmen, so ehrlich muss man sein. Ein Geisterspiel bedeutet 1,8 Millionen Euro Verluste für den 1. FC Köln. Alle Traditionsklubs mit einer hohen Auslastung, ob Köln, Stuttgart, Frankfurt, Schalke oder Dortmund, sind brutal getroffen. Die Stabilität des Gesundheitssystems muss trotzdem über allem stehen. Da wird auch der Fußball einen Schritt zurückgehen müssen. Dennoch sage ich immer: Lasst uns bitte auch an den Fakten orientieren. Wir sind nicht die Hotspots. Wir sollten Lösungen finden, um nicht von Geisterspielen zu sprechen.“