Vater-Sohn-InterviewTimo Horn: „Ich bin kein Typ für Eskapaden“

Stefan und Timo Horn gehen zusammen durch dick und dünn. Hier schenkt der Sohn dem Paps erst mal einen (Tee) ein.

Stefan und Timo Horn gehen zusammen durch dick und dünn. Hier schenkt der Sohn dem Paps erst mal einen (Tee) ein.

Köln – Er bekommt ungern einen eingeschenkt. Klar, dass Timo Horn (19) lieber selbst zur Kanne greift und Vater Stefan (47) den geliebten Zimt-Tee kredenzt. Jahrelang waren sie Dauerkarteninhaber in der Südkurve. Inzwischen leben die Horns ihren Traum. Timo ist Kölns Nummer 1, und Stefan sein Berater.

Am Freitag startet der FC am Geißbockheim in die Rückrunden-Vorbereitung. Zuvor traf EXPRESS den Fanliebling und seinen Paps zum großen Vater-Sohn-Interview!

Sie wurden bei der EXPRESS-Umfrage zum beliebtesten FC-Spieler gewählt.

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Timo Horn (lächelt): Das habe ich gelesen.

Hätten Sie das gedacht?

Timo: Ich hatte mir gedacht, dass Tony Ujah auf jeden Fall weit vorne ist. Aber natürlich freut mich das, und es ist eine große Ehre! Das ist sensationell und zeigt mir, dass der Weg, den ich gehe, nicht falsch ist.

Freitag geht es wieder los. Was erwarten Sie?

Timo: Wir haben ja in der Hinrunde leider die Chancen nicht so genutzt, als Lautern gepatzt hat. Aber wenn wir uns gut vorbereiten und den Aufwärtstrend fortsetzen, können wir schnell oben rankommen. Aber dafür müssen wir konstanter spielen.

Das erste Heimspiel wird gegen Kevin Pezzoni und Aue sein. Komisch, oder?

Timo: Er wird da natürlich unter Druck stehen. Wir werden es ihm nicht leicht machen.

Herr Horn, wie hält man so einen Jungen auf dem Teppich?

Stefan: Wir haben als ganze Familie auf diese Situation hingearbeitet, von Kind an war es Timos Wunsch die Nummer eins im Kölner Tor zu werden! Auf dem Teppich hat er sich für dieses Ziel immer selbst gehalten, und wir waren alle sehr stolz auf ihn, als es endlich so weit war. Natürlich hat der Abstieg Timos Chance begünstigt.

Wie begegnet man den Verführungen der Fußball-Welt? Sagen Sie: Timo, bleib der Disco fern?

Stefan: Timo war immer schon auf das Ziel fokussiert, Fußballspieler zu werden. Dafür hat er auch neben dem Platz alles getan. Bis heute. Meine Frau und ich haben nie groß „warnen“ müssen, er war immer sehr diszipliniert. Sein Ziel geht ja auch weiter. Er hat jetzt den ersten Schritt gemacht, jetzt will er in die U-21-Nationalelf kommen und sich da etablieren, um in ein paar Jahren den nächsten Schritt zu machen.

Viele junge Torhüter haben schnell den Sprung sogar zu Jogi Löw geschafft. Denken Sie auch schon an die „Nati“?

Timo: Natürlich denkt man schon darüber nach. Ich habe ja auch gegen ter Stegen und Co. gespielt. Leno, Zieler, ter Stegen haben den Vorteil, 1. Liga zu spielen und sich auf höchstem Niveau zu messen. So weit bin ich noch nicht, aber da will ich auch hin. Mein großer Traum ist es, irgendwann im Tor der A-Nationalmannschaft zu stehen.

Darum kein Nikotin, kein Alk?

Timo: Ich rauche nicht. Alkohol trinke ich auch so gut wie nie. Höchstens mal ein Glas Sekt. (lacht) Ich habe noch keine Eskapade miterlebt. Und dabei soll es auch bleiben.

Warum schaffen es manche zum großen Star und andere nicht? Mario Götze sagt, das sei zu 50 Prozent Kopfsache.

Timo: Ich finde, noch mehr als 50 Prozent.

Stefan: Ich bin auch der Meinung, dass es mehr sind. 60, 70 Prozent. Die mentale Stärke ist ausschlaggebend, um erfolgreich zu werden und zu bleiben. Wir überlassen da wenig dem Zufall. Ich bin auch permanent dabei, mich fortzubilden. Das ist ein ganz interessanter Punkt.

Wann mussten Sie Timo mal richtig aufbauen?

Stefan: Ich erinnere mich an eine Situation, als Timo in der U17 spielte. Er saß zu Hause vor dem Videotext und schaute, wie das Konkurrenzspiel ausging, das darüber entschied, ob Deutschland ausschied oder sich qualifizierte. Es ging negativ aus. Da war Timo sehr niedergeschlagen. Da sind dann die Eltern gefragt, und da kam mir die Erkenntnis: Im mentalen Bereich muss man etwas tun!

Dieser Aspekt wird im Profi-Bereich leider stark unterschätzt. Wir haben zwei Mentaltrainer. Eine Dame und einen jungen Mann, der auf Sportcoaching spezialisiert ist. Wir treffen uns regelmäßig. Weil das für einen Torwart etwas anderes ist als für einen Feldspieler. Der kann sich mehr Fehler erlauben.

Sind Väter bessere Berater?

Stefan: Das ist nicht immer einfach. Manchmal ist man auch kritischer als andere. Da muss man einen guten Mittelweg finden. Deshalb machen auch andere Leute die Analysen. Für mich sind nicht finanzielle Aspekte wichtig, sondern mein Wunsch ist es, dass Timo sich langsam und stetig entwickelt und nicht schnell das große Geld macht. Dann kann man schnell ganz tief fallen.

Wie analysieren Sie sein Spiel?

Stefan: Alle 14 Tage wird von der Studenten der Sporthochschule das Videomaterial ausgewertet. Es gibt einen Mitarbeiter von Professor Buschmann – der ja auch für Bundestrainer Jogi Löw arbeitet –, der sich speziell Timo anschaut. Das haben wir privat arrangiert. Die Bilder werden gemeinsam analysiert. Es geht um Nuancen. Wie viele Kilometer ist er gelaufen, wie bietet er sich an? Das sind Kleinigkeiten, aber sie können im Profi-Bereich den Unterschied machen.

Wo können Sie besser werden?

Timo: Ich kann kräftiger werden. Um mir im Strafraum noch mehr Respekt zu erarbeiten. Auch mein schwächerer rechter Fuß kann besser werden. In meiner freien Zeit geh ich gern ins Fitnessstudio. Es gibt spezielle Kraftprogramme, mit denen ich arbeite.

Christian Clemens sollte das Klub-Gesicht werden. Nun sind Sie es. Wie können Sie ihm nach der Hinserie helfen?

Timo: Wir sind immer auf dem Zimmer zusammen. Ich bin überzeugt, dass er in der Rückrunde an seine alten Leistungen anknüpft. Wir brauchen ihn. Er ist ein absoluter Ausnahme-Spieler, der den Unterschied ausmachen kann! In Köln ist es ein immenser Druck, der auf einem lastet. Jeder Kölner guckt auf den FC. Das erfordert, dass man im mentalen Bereich viel arbeitet. Wenn man zu viel an sich ranlässt, steht das der Leistung im Weg.