Am 27. September 2025 wird beim 1. FC Köln ein neuer Vorstand gewählt. Im Vorfeld hat nun Stephan Schell, Vorsitzender von Südkurve e.V. und Capo der Ultras mit Vorurteilen aufgeräumt.
„Schwachsinn!“FC-Capo Schell räumt vor Wahl mit Märchen auf

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Der Kölner Capo Stephan Schell, hier im Jahr 2022.
Aktualisiert20.09.2025, 10:54
Auf den Wahlkampf vor der Mitgliederversammlung hätten viele Fans gerne verzichtet. Dazu zählt auch Stephan Schell, Vorsänger der Südkurve, Capo der Wilden Horde und Vorsitzender von Südkurve e.V.
Am 27. September 2025 können die Mitglieder jetzt aus drei Teams auswählen: Team Stobbe, Team Stroman und Team Adenauer. Im Wahlkampf ging es schon heiß her – auch über die angebliche Nähe zur Ultra-Szene wird immer wieder diskutiert.
Köln-Capo Stephan Schell will für den FC das Beste – auf allen Ebenen
Im Podcast FC-Thekenphilosophen von Ralf Friedrichs und Julian Witzel hat Stephan Schell Klartext gesprochen und mit einem Märchen aufgeräumt, welches viele Kritiker immer wieder verbreiten. Der Vorwurf: Die Ultras wollen beim FC die Macht übernehmen.
Zuletzt hatte der amtierende Vize-Präsident Eckhard Sauren beim Golf-Event für die FC-Stiftung davor gewarnt, dass das Team des Mitgliederrats um Jörn Stobbe zu kurvennah sei. Schell sagt dazu: „Genau das hat man auch immer dem jetzigen Vorstand, also auch ihm, nachgesagt. Was nie gestimmt hat.“
Schell sieht die Dinge sehr klar: „Ich möchte mir nicht nachsagen lassen, dass es etwas Schlechtes ist, wenn die Fanszene sich vereinspolitisch engagiert. Wenn Funktionäre mit der Fanszene sprechen und versuchen, das Beste auf dieser Ebene für den Verein zu erzielen. Was ist denn daran schlecht? Das kann ich so nicht stehen lassen.“
Jetzt werde im Wahlkampf dem Team Stobbe nachgesagt, dass sie zu nah an den Ultras seien. Für Schell nicht nachvollziehbar: „Wenn es nur um uns ging, wüsste ich nicht, welches Team ich befürworten würde.“ Themen wie Fans, Pyros oder Spruchbänder seien auch im Wahlkampf nicht die entscheidenden Punkte – viel mehr gehe es doch darum, wie sich der FC sportlich entwickelt.
Schell stellt klar, dass der Wahlausgang ihm nicht so wichtig ist, wie viele denken: „Wichtig ist: Was ist das Beste für den 1. FC Köln? Unabhängig, wie man zu uns steht.“ Der Capo weiter: „Ich möchte auch mal mit einer Sache aufräumen: Team Stobbe wäre das Team der Ultras. Da gibt es überhaupt gar keine Verbindungen, da kannten wir keinen im Vorfeld. Was für ein Schwachsinn.“
Friedrichs wirft ein, dass Schell durchaus von einigen als Königsmacher gesehen wird, weil die Südkurve e.V. eine Kandidatenempfehlung abgegeben hat, woraufhin alle zwölf genannten Personen im Mitgliederrat landeten. Dieser Mitgliederrat hat nun das Team Stobbe vorgeschlagen.
Schell erklärt, dass er da eine scharfe Linie zieht: „Der Mitgliederrat ist der Mitgliederrat und die Südkurve ist die Südkurve. Da kann ich eine ganz klare Differenzierung vornehmen. Hättest du mir gesagt, dass der Mitgliederrat einen Präsidenten vorschlägt, der das Gründungsdatum nicht weiß – es waren ja alle Kandidaten, die es nicht wussten – hätte ich auch gesagt, hmmm, okay.“ Schell weiter: „Die agieren unabhängig, wir agieren unabhängig. Die können gerne etwas vorschlagen, dennoch kaufe ich nicht die Katze im Sack.“
1. FC Köln: Fan aus der Ultra-Szene wollte in den Vorstand
Schell erzählt dann, dass es sogar einen Kandidaten aus der Ultra-Szene, ein langjähriges Mitglied der Wilden Horde, gab, der sich beim Mitgliederrat für einen Vorstandsposten beworben hat. „Der Mitgliederrat hat es abgelehnt. Hätten wir diese Person in einem der Teams gehabt oder unser eigenes viertes unterschriftssammelndes Team vorgestellt, dann könnten wir sagen, wir hätten ein Team der Ultras.“, so Schell.
Die Fans haben die Entscheidung des Mitgliederrates aber akzeptiert: „Die Argumente waren ja auch richtig, das muss man dann auch einfach anerkennen.“ Zukünftig kann sich Schell aber durchaus vorstellen, dass ein Kandidat aus der Fanszene auch im Vorstand sitzen könnte.
Die Südkurve e.V. hat sich vor den anstehenden Wahlen mit allen drei Teams auseinandergesetzt und für und wider abgewägt. Ob es eine öffentliche Wahl-Empfehlung gibt, steht noch nicht fest. Schell sagt: „Wir als Südkurve sind noch in der Diskussion. Erstmal müssen wir uns einigen.“
Er selber ist nach der Wahlarena von Jonas Hector und Fabian Köster etwas „desillusioniert“, auch weil kein Kandidat Basisfragen zum FC beantworten konnte, da sei die Messlatte nach unten gelegt worden. Er ruft trotzdem auf, dass alle zur Wahl kommen sollen.
Persönlich hat Schell durchaus ein favorisiertes Team, aber mit Abstrichen: „Über das Team Adenauer muss ich keine zwei Sekunden nachdenken. Beim Team Stobbe konnten mich Alvermann und Sobek von der Sekunde eins an überzeugen. Wir reden jahrelang davon, dass wir Fußballkompetenz benötigen. Mit dem Ulf Sobek haben wir die, der kann sicherlich einen Konterpunkt beim Thema Sport-Geschäftsführer setzen. Und Alvermann ist ein Ass in Sachen Sportrecht. Er ist ein Anwalt, der mir juristische Sachen erklären kann, dass ich sie verstehe.“
Schell sagt zum Präsidentenkandidaten Stobbe: „Da habe ich noch die ein oder anderen Fragezeichen. Aber bei den anderen Teams sind da viel mehr Fragezeichen. Für mich persönlich ist das der gangbarste Weg. Aber ich lasse mich von denen nicht vor den Wagen spannen. Wenn sie dann gewählt werden, werde ich auch kritisch darauf achten, was gemacht wird und was nicht. Das Team der Ultras sind sie definitiv nicht – das ist dann der Vorstand des 1. FC Köln. Und der soll ab Tag 1 das Beste für den FC umsetzen. Da werden wir ganz genau drauf achten – und nicht nur wir, sondern noch ganz viele andere FC-Fans.“
Schell stellt klar, dass es nur um seine persönliche Meinung geht. Zum Team mit Wilke Stroman, Carsten Wettich und Tugba Tekkal sagt er: „Wettich hatte sechs Jahre lang Zeit, die Dinge umzusetzen, was nur teilweise geklappt hat, teilweise aber auch nicht. Das ist mir einfach zu wenig. Bei den anderen Personen ist mir zu wenig Inhalt bei, dass ich sagen kann, dass es das Beste für den 1. FC Köln ist.“
Der Capo hält schließlich fest: „Persönlich habe ich gegen keinen etwas, das sind alles nette Personen. Für mich ist es auch wichtig, dass wir nach der Wahl alle wieder zusammenkommen. Das ist auch immer die Gefahr eines Wahlkampfes. Da gehören Grabenkämpfe dazu, da kommt man aus der Deckung oder schießt direkt aufeinander. Das wird bei der Mitgliederversammlung auch noch mal seinen Höhepunkt nehmen – es wird leider schmutziger. Ich hätte gerne auf den Wahlkampf verzichtet, weil ich den FC als Gemeinschaft lieber habe. Deshalb will ich, dass Anfang Oktober wieder alle zusammenkommen.“