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Stadt leitet Untersuchungen gegen FC einGeldstrafe droht: Hitzige Diskussionen um Derby-Party vor voller Hütte

In der vollen Südkurve feiern FC-Fans ohne Maske oder Abstand das 1:0 der Kölner im Derby am 27. November 2021.

Corona...-was? In der vollen Südkurve feiern FC-Fans ohne Maske oder Abstand das 1:0 der Kölner im Derby am 27. November 2021.

Der 1. FC Köln hat im Rhein-Energie-Stadion eine ausgelassene Derby-Sause gefeiert: Trotz Corona durften alle 50.000 Karten vergeben werden. In Sport und Politik sorgt das für heiße Diskussionen.

von Klemens Hempel  (kmh)

Wow, 50.000! Oder doch eher: Wie bitte, 50.000? Der Derby-Jubel kannte am Samstag (27. November 2021) in Köln kaum Grenzen – das galt auch und gerade für Corona-Maßnahmen. Der 1. FC Köln feierte die 4:1-Klatsche gegen Erzrivale Borussia Mönchengladbach ausgiebig – vor voller Hütte in Müngersdorf. War die Derby- gleichzeitig eine Corona-Party?

So sieht es zumindest SPD-Gesundheitsexperte und Wahl-Kölner Karl Lauterbach (58). Klare Ansage bei der „BamS“: „Die Menschen infizieren sich nicht im Stadion, aber die Anreise und die Feiern nach dem Spiel sind die Infektionsherde.“ Daher seien Spiele vor vollen Stadien im Moment „nicht akzeptabel“ und „hochproblematisch“.

„Volle Fußballstadien. Ich frage mich, was die, die auf Intensiv arbeiten, von diesem Land denken, wenn sie das übermüdet und am Ende der Kraft sehen“, twitterte die Co-Fraktionschefin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt (55). Nordrhein-Westfalens Landeschef Hendrik Wüst (46, CDU) hatte die Entscheidung für die Vollauslastung des Stadions verteidigt: „Ich glaube, das ist bei der Lage in Nordrhein-Westfalen eine angemessene Entscheidung.“

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FC-Sportchef Jörg Jakobs: „Haben alle Sorgen, was da auf uns zukommt“

Auch FC-Trainer Steffen Baumgart (49) hielt nach der Partie dagegen: „Wir haben ein ganz klares 2G-Konzept, das setzen wir durch. Ich hab noch nicht gehört, dass irgendein Stadion bisher ein Hotspot war, die sind woanders. Die sind auf keinen Fall in Fußballstadien.“ Das Super-Spreader-Spiel in Bergamo ganz zu Beginn der Pandemie oder die EM-Partien in London hatten zwar das Gegenteil gezeigt – das allerdings war lange vor der 2G-Regelung.

Obendrauf kommt jetzt die neue Variante Omikron, es ist noch mehr Vorsicht geboten als ohnehin schon. FC-Sportchef Jörg Jakobs (51) äußerte sich nach dem Spiel entsprechend nachdenklich: „Keiner weiß so richtig, wie es weitergeht. Ich glaube, wir haben alle Sorgen, nicht nur um den Fußball, sondern auch gesellschaftlich, was da im Winter auf uns zukommen wird.“

Kölner Behörden ermitteln gegen 1. FC Köln

Selbst das Kölner Gesundheitsamt, das die Vollauslastung überhaupt erst genehmigt hatte, war sich im Nachhinein wohl nicht mehr ganz so sicher, ob das so richtig war: Am Spieltag ordneten die Behörden kurzfristig Maskenpflicht im gesamten Stadion an – auch am Platz! Wie der FC diese „Bitte“ durchsetzte? Mit Online-Posts und Stadiondurchsagen. Die erwartbare Folge: Viele Fans ignorierten Anweisung, erst recht als die Derby-Sause in der zweiten Hälfte so richtig in Schwung kam.

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Direkte Konsequenzen dafür gab's am Sonntag (28. November 2021), Gesundheitsamt und Ordnungsamt ermitteln gegen den FC. Man werde klären, „ob die kurzfristige Anweisung der Maskenpflicht ausreichend durch den 1. FC Köln durchgesetzt wurde“ und behält sich Bußgelder vor.

René Adler: „Die Leute stecken sich nicht im Stadion an, sondern auf dem Weg dahin“

Bundesweit schlug die Derby-Debatte auch tags darauf noch Wellen. Bei „Sky-90“ meinte Ex-Nationalkeeper René Adler (36): „Mein Fußball-Herz geht auf, wenn ich die Bilder aus Köln sehe. Sobald ich eine neutrale Position einnehme und den Verstand einschalte, muss man das hinterfragen.“ Und nahm dann das Lauterbachsche Argument auf: „Die Leute stecken sich nicht im Stadion an, sondern auf dem Weg dahin in den Bahnen. Und da ist 2G auch nicht hilfreich.“

Prof. Michael Hallek (62), Direktor der Inneren am Universitätsklinikum Köln, sieht die Lage wiederum „differenzierter“: Die Inzidenz sei in NRW „nicht ganz so hoch“. Eine „konsequent kontrollierte“ 2G-Veranstaltung sei da eine mögliche Maßnahme, sagte er im WDR. „Ich habe selbst erlebt, dass die Kontrollen bei den Fußballspielen des 1. FC Köln relativ stark sind“, ergänzte Hallek. Insgesamt sei es ein „kontrolliertes, gutes Konzept“ und damit auch ein „kalkuliertes Risiko“.

Die möglichen Folgen der Monster-Party in Müngersdorf auf die Inzidenzen werden erst in ein bis zwei Wochen zu sehen sein. Die Diskussionen um den Umgang des Fußballs mit Corona werden so oder so weitergehen – nicht nur beim FC.