„FC-Logo zur Motivation“Fehérvár-Trainer Boris über Köln-Duell, Stadion-Rückkehr und Ungarn-Abenteuer

Michael Boris bei einer Einheit des Fehérvár FC, dem Gegner des 1. FC Köln in den Playoffs zur Conference League

Beim Fehérvár FC steht seit Februar 2022 Michael Boris an der Seitenlinie. Das Foto zeigt den deutschen Coach am 19. Juli bei einer Trainingseinheit.

Der 1. FC Köln will in die Conference League – Gegner ist der ungarische Erstligist Fehérvár FC. Im EXPRESS.de-Interview spricht Trainer Michael Boris über das Duell und den Fußball in Ungarn.

von Felix Stollenwerk (sto)

Die Euphorie in Köln ist groß. Nach einer fulminanten Saison freuen sich die Fans des 1. FC Köln bereits auf die Conference League. Doch vorher muss die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart (50) noch eine letzte Hürde nehmen – die Playoffs.

Dort wartet der ungarische Erstligist Fehérvár FC mit dem deutschen Trainer Michael Boris (47). Nach Stationen bei Germania Windeck und Schalke 04 II ist er seit 2016 fast ununterbrochen in Ungarn tätig. Im EXPRESS.de-Interview spricht der gebürtige Bottroper über die Euphorie vor dem Duell mit dem 1. FC Köln, sein erstes Mal im Rhein-Energie-Stadion und das Niveau in Ungarn.

Michael Boris, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Erreichen der Playoffs!

Michael Boris: Vielen Dank!

Wie groß ist die Euphorie auf die Spiele gegen den 1. FC Köln?

Boris: Unser erklärtes Ziel war es, auf jeden Fall in die Playoffs zu kommen und dann nach Möglichkeit auch in die Gruppenphase einzuziehen. Das war unabhängig davon, welcher Gegner kommt. Die Auslosung motiviert dann natürlich jeden Spieler. Wir sind immer bestrebt, 100 Prozent abzurufen, aber das Logo vom 1. FC Köln trägt natürlich zur Motivation bei.

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Sie stehen nicht zum ersten Mal im Rhein-Energie-Stadion an der Seitenlinie stehen. Mit welchem Gefühl kehren Sie zurück?

Boris: 13 Jahre und zwei Wochen sind es am 18. August 2022 her. Im DFB-Pokal ging es mit Windeck gegen Schalke 04. Damals habe ich Felix Magath im Rahmen eines TV-Interviews nach einem Praktikum gefragt. Dadurch wurde ich letztlich ein halbes Jahr später Trainer von Schalke II und so nahm alles seinen Lauf. Diese Begegnung war das erste große Spiel für mich. Da waren zwar nur 20.000 Zuschauer da, was heißt nur? Die 20.000 waren allerdings weitestgehend Schalke-Fans. Als Windeck-Trainer war ich oft im Kölner Stadion. Ein Spieler von mir war Manuel Glowacz, daher hatte ich bereits davor schon viel davon gehört, was im Stadion los ist und daher habe ich mir öfter Spiele des FC angeguckt.

Sie sind ein Kind des Westens, ist im Umfeld des Hinspiels ein Besuch in der Heimat geplant?

Boris: Ich glaube eher umgekehrt, dass ganz viele zum Rückspiel kommen werden. Beim Hinspiel kommen wir mittwochs an und haben dann gleich am Abend das Abschlusstraining im Rhein-Energie-Stadion. Donnerstag ist das Spiel und Freitag fliegen wir schon wieder zurück nach Ungarn. Ich schaue mal, was man in diesem engen Zeitfenster unterbringen kann.

Viele Fans des 1. FC Köln haben Tickets für das Spiel zwischen ihrem Verein und Petrocub gekauft, um sich ein Vorkaufsrecht für das FC-Spiel in Ungarn zu sichern. Wie bewerten Sie die verrückte Aktion?

Boris: Da haben sich tatsächlich ein paar Fans Tickets gekauft, wie ich gehört habe (lacht). Die genaue Zahl ist mir nicht bekannt. Aber es war so, dass man als Ticketinhaber ein Vorkaufsrecht für ein eventuelles Playoff-Spiel hatte und da waren natürlich einige sehr clever und haben Tickets bestellt. Aber es ist natürlich aufgefallen, dass auf einmal ein Run auf Tickets gegen die moldawische Mannschaft herrschte. Ich weiß nicht, ob der Verkauf daraufhin aktiv eingestellt wurde, oder ob die Leitungen überlastet waren, da so viele auf einmal Tickets bestellt haben. Im Hinspiel waren insgesamt rund 5.000 Fans da, aber die Anstoßzeit war mit 21 Uhr auch recht spät.

Ihnen stehen nur Englische Wochen bevor: Liegt der Fokus eher auf den FC-Spielen oder auf der Liga?

Boris: Sowohl als auch. Wir haben das erste Ligaspiel leider mit 0:2 verloren. In der Halbzeit habe ich dann schon einmal Kenan Kodro runtergenommen, der auch in Mainz gespielt hat, und dann auch Palko Dárdai. Dafür habe ich anderen Spielern Spielzeit gegeben, einfach aufgrund der Englischen Wochen. Unser Kader ist nicht riesig, aber wir wollen schon auf so vielen Hochzeiten wie möglich tanzen. Wir gucken von Spiel zu Spiel, ohne das als Floskel zu meinen. Der Fokus liegt also zunächst auf der Liga und anschließend auf dem 1. FC Köln.

Was erwarten Sie für die zwei Spiele gegen den 1. FC Köln?

Boris: Beide Spiele sind tagesformabhängig, wobei es in Köln vor der gigantischen Kulisse schon etwas Besonderes ist. Ich schaue viel Bundesliga und der 1. FC Köln ist bekannt dafür, dass sie sehr hoch anlaufen, dass sie Angriffspressing spielen. Wir gehen stark davon aus, dass sie uns in den ersten 15, 20 Minuten keine Luft zum Atmen lassen wollen und uns anlaufen und zu Fehlern zwingen wollen, gerade mit diesem Publikum im Rücken. Von daher werden das zwei sehr interessante Spiele vor einer Riesen-Kulisse.

Seit 2016 sind Sie fast ununterbrochen in Ungarn tätig, was macht das Land und der Fußball für Sie vor Ort aus?

Boris: Bernd Storck war damals Nationaltrainer und hat für den Jugendbereich in der U19 und U21 einen Cheftrainer gesucht. Seine Wahl fiel auf mich und so habe ich mit vielen ungarischen Talenten gearbeitet. Seit Ende Februar bin ich nun bei Fehérvár. In der vergangenen Saison haben wir die letzten neun Spiele nicht verloren und uns damit für die Conference League qualifiziert. Erfreulicherweise hat der Verein daraufhin meinen Vertrag verlängert. Was den Fußball allgemein betrifft: Wie die Nachwuchsleistungszentren in Deutschland, hat man auch hier schon vor Jahren begonnen, Akademien zu bauen und ich glaube, die letzten Ergebnisse der Nationalmannschaft sprechen für sich mit zwei Siegen gegen England oder auch mit den letzten beiden Auftritten gegen Deutschland. Da sieht man schon, dass Ungarn im Fußball in den nächsten Jahren noch einige Talente herausbringen wird, wie beispielsweise Dominik Szoboszlai von RB Leipzig, um nur einen Namen zu nennen.