KommentarBaumgarts Wut zeigt: Vertrauen in Schiris und den VAR ist verschwunden

Steffen Baumgart vom 1. FC Köln wird von Schiri Benjamin Cortus ermahnt.

Kölns Trainer Steffen Baumgart geriet im Spiel gegen Union Berlin am 11. September 2022 mehrmals mit Schiedsrichter Benjamin Cortus aneinander.

Einmal mehr stehen am sechsten Bundesliga-Spieltag die Unparteiischen im Mittelpunkt. Eine konfuse und nicht einheitliche Ahndung der Handspiel-Regel sorgt überall für Frust.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Auf den ersten Blick wirkte Kölns Trainer Steffen Baumgart (50) wie der klassische schlechte Verlierer. Er motzte schon während des Spiels gegen Union Berlin unentwegt Richtung Schiedsrichter, provozierte seine Gelbe Karte und trat nach Schlusspfiff wild um sich.

Danach folgten etliche Wutausbrüche vor diversen Mikrofonen. „Geht mir auf die Eier“, „Kotzt mich an“, „Verarsche“, „Macht doch euren Scheiß“ – der Coach holte richtig aus. Allerdings, das ging am Rande des FC-Vulkans etwas unter, räumte Steffen Baumgart auch mehrmals ein, dass der Unparteiische nicht das Spiel entschieden habe.

1. FC Köln: Steffen Baumgart ließ richtig Dampf ab

In der Tat lag es nicht an Benjamin Cortus (40), dass der FC beim 0:1 am Sonntag (11. September 2022) die erste Saisonniederlage kassierte. Die Berliner waren einfach besser, in der Anfangsphase haushoch überlegen. Zudem floppten Baumgarts taktische und personelle Überlegungen.

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Dennoch wird durch den Wutanfall deutlich, wie groß der Frust inzwischen bei vielen Beteiligten ist, was die Leistung der Schiedsrichter in dieser Saison angeht. Woche für Woche wirken zahlreiche Entscheidungen willkürlich und erzeugen so das Gefühl von Ungerechtigkeit. Ähnliche Vergehen werden von Stadion zu Stadion unterschiedlich bewertet.

Dass Christian Dingert (42) in München beim 1:1-Ausgleich der Stuttgarter vom VAR Marcel Unger (37) umgestimmt wurde, weil dieser bei Chris Führichs Zupferchen am Trikot von Joshua Kimmich (27) ein Foul sah, war unnötig und ließ VfB-Sportchef Sven Mislintat (49) von einer „Bayern-Lobby“ schwadronieren. Ein alberner Vorwurf. Aber diese konfusen Spielleitungen schwächen einfach das Vertrauen in die Leiter.

Vor allem in Sachen Handspiel und Einmischung des Video-Assistenten sind viele Entscheidungen nur noch grotesk und albern. In Bremen entschied Schiri Martin Petersen (37) am Freitag auf Elfmeter für Werder, nachdem der Ball Augsburgs Maximilian Bauer (22) zwischen Oberkörper und Oberarm touchiert hatte. Am Tag danach schoss Herthas Jean-Paul Boëtius (28) den Ball an den rechten Arm von Leverkusens Odilon Kossounou (21). Benjamin Brand (33) entschied aber nicht auf Strafstoß.

Bundesliga: Handspiel-Chaos in Bremen, Berlin und Köln

Völlig fassungslos machte dann am Sonntag der Elferpfiff von Cortus, als FC-Verteidiger Luca Kilian (23) vom Berliner Robin Knoche (30) den Ball im Rücken an den Arm geköpft bekam. Es lag keine Absicht vor, es war keine unnatürliche Bewegung. Dass selbst nach dem Videostudium die Entscheidung bei Strafstoß blieb, Kilian zudem noch Gelb sah, konnte niemand mehr nachvollziehen.

Nach nur sechs Spieltagen ist das Vertrauen vieler Fans, Spieler, Trainer und Bosse in die Regelauslegung der Schiris und des VAR nahezu am Nullpunkt. Das sollte die Baumgart-Explosion den Verantwortlichen beim DFB gezeigt haben.