Für sein 200. Länderspiel verzichtet Kapitän Moritz Müller auf den Geburtstag seiner Tochter.
„Kann man nicht in Wort fassen“Trainer schwärmt von Haie-Profi – der verzichtet auf besonderen Anlass
Bei der Geburtstagsparty für die jüngste Tochter in Köln blieb ein Platz frei, als sich der Vater in Augsburg in die Schüsse warf, ins Handgemenge stürzte - und in einen exklusiven Kreis vorstieß. Für „Momente wie diese“ spiele er Eishockey, betonte Kapitän Moritz Müller (37) nach seinem 200. Länderspiel.
Erst gab es ein Trikot mit der 200 und tosenden Applaus, dann zwar eine 4:5-Niederlage nach Verlängerung gegen die Slowakei, am Ende aber Glückwünsche und Lobeshymnen für den Jubilar.
Moritz Müller: „Haben einen Schritt nach vorne gemacht“
„Seine Tochter hat heute Geburtstag. Er vermisst sie, aber er ist hier bei uns“, sagte Bundestrainer Harold Kreis (65) bei MagentaSport, „man kann gar nicht in Worte fassen, was er für eine Führungsperson auf dem Eis und in der Kabine für uns ist.“
Christian Künast (53), Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), nannte den Vize-Weltmeister und Olympiazweiten „Captain Deutschland“ und lobte: „Er ist immer da, wenn wir ihn brauchen.“ Müller stand wie gewohnt in der ersten Abwehrreihe, räumte ab, war bei drei deutschen Toren auf dem Eis und scheute auch einen Faustkampf nicht, als die Emotionen überkochten.
Am Ende war der 37-Jährige, der mit den Kölner Haien eine enttäuschende Saison erlebte, trotz der dritten Niederlage im vierten Test für die WM in Tschechien (10. bis 26. Mai) zufrieden. „Wir sind stark verbessert, haben einen Schritt nach vorne und viele Dinge gut gemacht“, bilanzierte Müller, für den in der Vorbereitung auf seine zwölfte Weltmeisterschaft nicht nur die Entwicklung auf dem Eis zählt.
„Das andere ist, allen ein gutes Gefühl in der Kabine zu geben und zu allen schnell eine Brücke zu bauen“, sagte er dem SID, „wir beginnen ja wieder eine neue Reise. Meine Aufgabe ist es zu zeigen, was unsere Werte aus der Vergangenheit sind, die uns erfolgreich gemacht haben: der Einsatz, die Leidenschaft, der Spaß, für Deutschland mit Herzblut spielen zu wollen, nicht nur für sich alleine, den Körper zu opfern, mental zu 100 Prozent da zu sein, nicht nur ein bisschen. Und gleichzeitig, die Truppe zu vereinen.“
Das funktionierte vor einem Jahr beim Silber-Coup in Tampere und Riga hervorragend – und soll auch in Ostrava und Prag gelingen. Zehn Vize-Weltmeister standen schon in Augsburg und zwei Tage zuvor beim überzeugenden 7:3 gegen die Slowakei in Kaufbeuren auf dem Eis.
Weitere werden in der kommenden Woche vom entthronten Meister Red Bull München noch dazustoßen. Komplett wird der Kader in den letzten beiden Tests gegen Frankreich, wenn auch die DEL-Finalisten und die NHL-Profis eintreffen.
„Ich glaube, es kann so ein Gefühl wie letztes Jahr entstehen, wenn wir jetzt sportlich zusammenfinden“, sagte Müller, der schon bei der WM die Eishockeylegenden Alois Schloder und Erich Kühnhackl überholen könnte. Er will weiterspielen, „bis mir einer sagt, du bist nicht mehr gut genug.“ Und dann freut sich seine Tochter über einen Kuchenesser mehr am Tisch. (sid)