Interview

Matthias ReimSchlagerstar privat: Er spricht über Kind Nummer acht – darum dürfen zwei Bier nie fehlen

Matthias Reim auf dem Dach der Lanxess-Arena.

Matthias Reim war am Donnerstag (25. April 2024) in Köln zu Gast und posierte auf dem Dach der Lanxess-Arena.

Matthias Reim hat in seiner Karriere beruflich wie privat alle Höhen und Tiefen erreicht. Anlässlich seines neuen Albums und seiner anstehenden Tour sprach er über die Turbulenzen in seinem Leben.

von Marcel Schwamborn (msw)

Seinen größten Hit kennen wohl alle in Deutschland. „Verdammt, ich lieb Dich“ hielt sich 1990 für 16 Wochen an der Chartspitze, verkaufte sich weltweit 2,5 Millionen Mal. Matthias Reim (66) wurde damals über Nacht zum Superstar. Doch die Nebenwirkungen des plötzlichen Ruhms waren umso dramatischer.

20 Millionen Euro Schulden, Privatinsolvenz, Turbulenzen im Privatleben. Der Sänger hat sieben Kinder, Schlagersängerin Christin Stark ist seine vierte Ehefrau. 2015 schwebte er aufgrund einer Herzmuskelentzündung in Lebensgefahr. Beruflich wie privat hat Reim schon alle Höhen und Tiefen durchlebt.

Matthias Reim gibt erstmals alleine ein Konzert in der Kölner Lanxess-Arena 

Nach eigenen Angaben hat er mehr als 20 Alben und 750 Songs veröffentlicht. Seine wilde Karriere besingt er auf seinem neuen Album „Zeppelin“. Dort heißt es in einem Song: „Ich war unten durch – tief unter dem Radar. Liebe, Schiffbruch, Rock 'n‘ Roll, Tränen, Schweiß und Glück. Ein paar Narben blieben davon zurück“.

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Doch der Reim-Kult wird von Jahr zu Jahr fast immer größer. Im Mai startet eine ausgedehnte Tour mit über 40 Auftritten. Einen davon gibt er am 27. Dezember 2024 in der Kölner Lanxess-Arena. Dort traf EXPRESS.de einen Sänger, der offen über die Nebenwirkungen seines Starseins spricht und auch bei privaten Fragen kein Blatt vor den Mund nimmt.

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Vor 34 Jahren, am 18. April 1990, hatten Sie den ersten TV-Auftritt bei Wim Thoelke in der Quizsendung „Der Große Preis“…

Matthias Reim: Was dann passiert ist, war unvorstellbar. Ich habe mich regelrecht geschämt, dass Menschen bei Autogrammen stundenlang anstanden für eine Unterschrift eines Ex-Studenten. Angesichts des Rummels habe ich schon richtig Angst bekommen. Dass der Song („Verdammt, ich lieb Dich“, d. Red.) so mein Leben verändert und prägt, das ist schon irre.

Dem kometenhaften Aufstieg folgte der Absturz.

Matthias Reim: Anfangs meiner Karriere wurde ich nach einem Konzert in Köln mal in der Presse zerrissen. „Wackelt über die Bühne wie ein drittklassiger Elvis-Imitator aus Bergisch Gladbach“ stand da. Es folgte die Zeit, in der ich wirklich mal völlig unter dem Radar war, als mich keiner mehr wahrgenommen hat. Ich habe mich durch die Provinz gespielt und hatte nichts mehr zu verlieren. Doch dann setzte eine Entwicklung ein. In den letzten Jahren habe ich mir mein Publikum Schritt für Schritt zurückerobert. Ich mache keinen stumpfen Dumm-Schlager, sondern denke mir was bei meinen Songs und singe über Dinge aus meinem Leben.

Der Sänger Matthias Reim tritt zusammen mit seinem Sohn Julian Reim auf.

Matthias Reim (r.) am 7. Juli 2023 zusammen mit seinem Sohn Julian Reim bei einem Konzert. Beide gehen auch in diesem Jahr gemeinsam auf Tour.

Sind Sie aktuell zufrieden mit Ihrem Leben?

Matthias Reim: Diese zweite Karriere fühlt sich gut an, ist gewachsen und stabil. Das ist keine Luftnummer, kein One-Hit-Wonder. Dank eines treuen Publikums, das zu Tausenden zurückgekommen ist und meine Lieder und Geschichten schätzt, bin ich rund um happy. Auch Roland Kaiser hatte so große Schwierigkeiten, nicht nur gesundheitlich. Den wollte zwischenzeitlich auch keiner mehr hören. Vor ihm habe ich enorm Respekt. Ich freue mich auf die Jahre, die noch kommen. Ich traue mir durchaus noch 30 Jahre zu. Na ja, sagen wir mal 15 Jahre...

Ihr Vater Georg Friedrich ist 2023 verstorben. Über ihn singen Sie im Lied „Radio“ die Zeilen „Ich schaue bei deinem letzten Umzug zu“.

Matthias Reim: Er hatte wirklich ein Kofferradio. Das stand an seinem Schlafzimmerfenster, damit wir in den 60ern Radio Luxemburg reinbekamen. Das war der einzige Sender, wo man Popmusik hören konnte. Diese Musik hat mich fasziniert, da wurde mir das Virus eingespritzt.

Matthias Reim mit Marcel Schwamborn.

Matthias Reim (r.) sprach in Köln mit EXPRESS.de-Report-Chef Marcel Schwamborn über seine wilde Karriere.

Wie war Ihr Verhältnis zu ihm?

Matthias Reim: Mein Vater war gefühlt immer für mich da und ich war sein Lieblingssohn. Wir waren uns unheimlich ähnlich, weil er innerlich auch ein Kindskopf war. Als es bei mir mal nicht lief, besuchte er mich auf Ibiza und sagte in einem Restaurant zu mir: „Kopf hoch, Schätzchen“. Das hörte die Kellnerin und sagte: „Ist er nicht ein bisschen alt für dich?“ Die konnte nicht glauben, dass er wirklich mein Vater war. Das hat uns so verbunden.

Auf dem Album gibt es auch das „Geburtstagslied“. Ist das Lied Ihrer zweijährigen Tochter Zoe gewidmet?

Matthias Reim: Nein, bei meinem letzten Geburtstag schnappte sich meine Frau Christin das Handy und machte „Happy Birthday“ von Stevie Wonder an. Das kann ich nicht mehr hören. Daher kam die Idee, einen schlichten Song für diesen Anlass zu schreiben. Zoe widme ich unendlich viel Zeit und Liebe. Nach ihr bin ich absolut süchtig.

Matthias Reim: Kind Nummer acht ist durchaus denkbar

Folgt vielleicht auch noch Kinder Nummer acht?

Matthias Reim: Das ist nicht geplant, aber auch nicht abgelehnt. Da gibt’s kein Veto. Wenn es so sein soll, dann ist es so. Ich habe die richtige Frau, eine wunderbar funktionierende Patchwork-Familie. Meine Kinder sind 2, 15, 19, 24, 27, 36 und 49, und alle wollen und brauchen ihren Papa. Jeden Morgen freue ich mich auf den Moment, wenn meine Kleine um die Ecke kommt. Früher war ich zu getrieben, um das zu genießen. Es ist alles so anders geworden.

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Aber Ihr Kalender ist immer noch prall gefüllt: Auftritte bei der „Schlagernacht des Jahres“, eigene Tour, neue Songs…

Matthias Reim: Aber 2025 habe ich mir im Sommer einen Block von sieben Wochen im Kalender genehmigt, in denen ich nichts mache. Wir haben ein Ferienhaus am Comer See, sehen das nur nie, weil ich immer unterwegs bin.

Sie haben schon über 1500 Live-Konzerte gegeben. Hat man da noch Lampenfieber?

Matthias Reim: Und wie. Ich habe meine Rituale, um das in den Griff zu bekommen. Eine Stunde vor dem Auftritt brauche ich zwei Beruhigungsbiere, sonst gehe ich nicht auf die Bühne. Im Lampenfieber steckt Respekt vor dem Publikum, gepaart mit Versagensangst. Schon mittags werde ich leicht fahrig. Deshalb läuft auf meiner Bühne auch ein Teleprompter mit, aber nur zur Sicherheit, weil ich die Texte ja eigentlich kenne. Bei einer Show ist der mal ausgefallen, plötzlich hatte ich einen Blackout.

Viele Künstler produzieren nur noch einzelne Titel. Warum machen Sie sich noch die Mühe, ein Album mit 16 Songs aufzunehmen?

Matthias Reim: Mein Publikum erwartet noch, dass es ein komplettes Paket zu hören gibt. Ich selbst bin auch ein Fan von kompletten Alben. Ich wollte gerne in meinem Auto einen CD-Player haben. Das war nicht mehr möglich. Bei meinen Kindern und meiner Frau denken die Plattenfirmen in einzelnen Songs. Sie haben auch ein anderes Hörverhalten und wählen nur einzelne Stücke an, während ich mir ein Album am Stück anhöre. Ich verdiene mit Musik noch Geld, nicht nur auf Tour.

Sie haben einen Song mit Rapper Finch produziert, sind mit ihm beim Parookaville-Festival aufgetreten. Was folgt danach?

Matthias Reim: Jetzt plane ich gerade mit einer sehr bekannten Metal-Band eine Kooperation. Noch darf ich nicht mehr verraten. Aber wir arbeiten am ersten Song, ich singe weiter auf Deutsch. Das hört sich echt geil an.