Lieferstopp bei LidlNestlé meldet sich zu Vorwürfen und zeichnet anderes Bild

Nestlé stoppt den Verkauf des Vittel-Wassers beim Discounter Lidl. Unser Symbolfoto zeigt das Lidl-Logo.

Nestlé stoppt den Verkauf des Vittel-Wassers beim Discounter Lidl. 

Seit Jahren sorgt Nestlé mit seinem Wassergeschäft für negative Schlagzeilen. Nun reagierte der Konzern: Er stoppt den Verkauf eines seiner bekanntesten Produkte bei einem seiner wichtigsten Vertriebspartner Lidl.

Köln. Nestlé ist der größte Lebensmittelkonzern der Welt und pumpt im französischen Vittel jährlich große Mengen Wasser ab. Das Konzept: Für geringe Gebühren wird dieses hochwertige Wasser in Plastikflaschen verpackt in ganz Europa verkauft. Das sorgt bereits seit langer Zeit für scharfe Kritik, nicht nur bei den Anwohnern, die protestieren und befürchten, dass sie bald auf dem Trockenen sitzen. Sondern auch international. 

Seit Jahren steht der Riesen-Konzern wegen dieses umstrittenen Wassergeschäfts in der Kritik, nun gibt es eine erste Reaktion. Nestlé stoppt den Verkauf des Vittel-Wassers.

Der Konzern werde seine Vertriebsvereinbarung mit dem Supermarkt-Discounter Lidl nicht verlängern, berichtet das „Manager Magazin“ mit Berufung auf eine Sprecherin des Konzerns. Der Vertrag laufe Ende Oktober 2021 „nach gemeinsamer Abstimmung“ mit Lidl aus, so die Sprecherin. Lidl zählt zu den wichtigsten Vertriebspartnern für das Vittel-Wasser in Deutschland. 

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Laut Sprecherin fänden auch Verhandlungen mit weiteren Partnern im üblichen jährlichen Rahmen statt und erstreckten sich über einige Wochen. Zu Gründen und Hintergründen gab sich der Konzern allerdings verdeckt, von Lidl gab es zunächst ebenfalls keine Stellungnahme.

Nestlé reagiert auf Bericht von EXPRESS.de

Nach dem Bericht von EXPRESS.de reagierte Nestlé nun aber doch. Unternehmenssprecherin Isabel Hörnle stellte klar, dass die betreffende Grundwasserschicht der Bonne Source von mehreren Nutzern gleichzeitig genutzt werde. Der Erhalt sei demnach eine gemeinsame Herausforderung.

„Seit 2010 haben wir unsere Entnahme aus dieser Quelle freiwillig um 46 Prozent gesenkt“, so Hörnle weiter zu EXPRESS.de. Im Juli sei es dann zu einem Urteil der lokalen Präfektur gekommen, welches dem von Nestlé genannten „proaktiven Antrag“ zugestimmt habe und die Entnahmemenge aus der Bonne Source von 1 Million Kubikmeter pro Jahr auf 500.000 Kubikmeter pro Jahr halbierte. Der Plan, das Gleichgewicht des Grundwasserspiegels der Bonne Source bis 2027 wiederherzustellen, sei von den zuständigen Behörden befürwortet worden.

Die Unternehmenssprecherin versicherte gegenüber EXPRESS.de zudem: „Nestlé Waters wird alle Initiativen unterstützen, die das Wassergleichgewicht des Grundwasserspiegels ermöglichen und fördern.“

Nestlé stößt Teile seines Wassergeschäfts ab

Der Konzern stößt Teile seines Wassergeschäfts ab. So wurde laut Geschäftsbericht 2020 etwa der Verkauf der regionalen Quellwassermarken, des Geschäfts mit aufbereitetem Flaschenwasser und des Getränkelieferservices in den USA und Kanada vereinbart. Nun kommt der Verkaufs-Stopp von Vittel bei Lidl hinzu.

Während bei Nestlé während der Corona-Krise viele Fertigprodukte, Milchprodukte oder auch Kaffee sehr gut verkauft worden sind, ging der Umsatz mit dem Mineralwasser stark zurück: Laut Geschäftsergebnissen, die der Konzern Anfang des Jahres für das Corona-Jahr 2020 veröffentlicht hat, verzeichnete Nestlé einen Umsatzrückgang von rund 9 Prozent auf insgesamt 84,3 Milliarden Schweizer Franken (78,7 Milliarden Euro). Der operative Gewinn des Konzerns sank um 8,3 Prozent auf 14,9 Milliarden Franken. (mg/jv)