Entsetzlicher Fund in deutschen Lidl-Märkten„Die grausamsten Aufnahmen, die ich bisher gesehen habe“

Tiere aus diesem Betrieb endeten in einem Schlachthof, von dem aus deutsche Lidl-Märkte regelmäßig im Rahmen der „spanischen Wochen“ mit Salami-Produkten beliefert werden.

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt hat Rechercheaufnahmen aus einer Schweinefarm in Nordspanien veröffentlicht. Tiere aus diesem Betrieb endeten in einem Schlachthof, von dem aus deutsche Lidl-Märkte regelmäßig im Rahmen der „spanischen Wochen“ mit Salami-Produkten beliefert wurden.

Erneut steht Lidl unter massiver Kritik von Tierschützerinnen und -schützern: Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt hat unfassbare Rechercheaufnahmen aus einer Schweinefarm in Nordspanien veröffentlicht. Die Tiere sollen auch in deutschen Lidl-Märkten gelandet sein. Der Discounter hat bereits reagiert.

von Martin Gätke (mg)

Es sind Bilder und Videoaufnahmen, die sehr schwer zu ertragen sind: Entstellte Schweine aus einer Farm in Nordspanien sterben, bluten, werden bei lebendigem Leibe von anderen Tieren gegessen, überall liegen verwesende Körper herum, zwischen ihnen wuseln Ratten und Maden. 

Die von der Albert Schweitzer Stiftung veröffentlichten Bilder und Videos stammen von der spanischen Tierschutzorganisation Animal Welfare Observatory (AWO), wurden zwischen Juni und September 2023 in einem Zucht- und Mastbetrieb in der Gemeinde Quintanilla del Coco (Provinz Burgos) aufgenommen. Der Vorwurf: Die Tiere, die in diesem Betrieb leiden müssen, endeten in einem Schlachthof, von dem aus auch deutsche Lidl-Märkte beliefert werden. Und in Salami steckte, die etwa im Rahmen der „spanischen Wochen“ verkauft wurde.

Schockierende Aufnahmen bei spanischem Lidl-Lieferanten

Rund 5000 Schweine werden in dem Betrieb in Nordspanien gehalten, in insgesamt fünf Ställen. Lange war er auch mit dem spanischen „Animal Welfair“-Zertifikat ausgezeichnet, einem Zertifikat für Tierwohl.

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Dort haben die Tierschützerinnen und -schützer verheerende Missstände in den Ställen aufgedeckt: Tiere in den Aufnahmen haben geschwollene Gelenke, oftmals mit offenen, eiternden Wunden. Oft sieht man Darmvorfälle bei den Tieren, Durchbrüche von Eingeweiden aus der Bauchhöhle. Der Eingeweidesack am Bauch eines der Tiere soll sieben Kilogramm schwer sein, schleift auf dem Boden.

5000 Schweine werden in dem skandalösen Betrieb in Nordspanien gehalten, in insgesamt fünf Ställen. Das Fleisch der Qual-Schweine landete auch in deutschen Filialen.

5000 Schweine werden in dem skandalösen Betrieb in Nordspanien gehalten, in insgesamt fünf Ställen. Das Fleisch der Qual-Schweine landete auch in deutschen Filialen.

Eine große Zahl der Schweine habe laut den Recherchen angefressene Ohren. Dort, wo einst der Schwanz war, sieht man oft große nekrotische Wunden – eindeutige Hinweise auf Kannibalismus.

Besonders erschreckend: In einem Video ist zu sehen, wie mehrere Schweine ein anderes bei lebendigem Leib essen. Überall ist Blut, sogar im Wasser der Tränke.

Spanien: Qual-Schweinefleisch war auch in Lidl-Märkten zu finden

Auch die hygienischen Zustände sind laut den Recherchen katastrophal: Schweineleichen und -körperteile liegen in den Ställen, sie ziehen wiederum Fliegen und Maden an, auch Ratten sollen über die Gänge laufen, Rattenkot im Futter zu finden sein.

Die Anlagen seien mit Spinnweben und einer Dreckschicht überzogen. Der Betrieb wurde wegen besonders schwerer Tierquälerei mit Todesfolge angezeigt.

Die Tierschützerinnen und -schützer haben auch in deutschen Lidl-Märkten erschreckende Entdeckungen machen müssen: Die Qual-Schweine sollen bis mindestens September 2022 an einen Schlachthof geliefert worden sein, dessen Hygienecode bei Lidl Deutschland zum Beispiel auf Chorizo- und Salchichón-Salami der Eigenmarke „Sol & Mar“ zu finden war. Auch das belegen Fotos.

Lidl: Das sagt das Unternehmen zu den Vorwürfen

Auf Nachfrage von EXPRESS.de erklärt Lidl zu den Vorwürfen: „Lidl spricht sich in aller Deutlichkeit gegen Tierquälerei aus. Die in den Aufnahmen gezeigten Missstände erschüttern uns und sind nicht akzeptabel.“ Man habe umgehend Kontakt mit dem Lieferanten aufgenommen, der dem Unternehmen bestätigt habe, die Geschäftsbeziehung zum angesprochenen Schweinezucht und -mastbetrieb beendet zu haben.

Dem Betrieb sei bereits im Juli 2022 die Tierwohlzertifizierung entzogen worden, die letzte Lieferung des Betriebs an den Lidl-Lieferanten erfolgte Ende September 2022. Der Lieferant habe außerdem bestätigt, dass keiner seiner Zulieferer eine Lieferung in Form von Tieren und/oder Fleisch von dem Betrieb mehr erhalten habe.

Lidl weiter: „Nach unseren Erkenntnissen schließen wir daher aus, dass seit Oktober 2022 Schweinefleisch des betroffenen Schweinezucht und -mastbetriebs in unseren Produkten des Herstellers Campofrio verarbeitet wurde.“

Video zeigt schlimme Zustände aus Maststall eines Lidl-Lieferanten

Lidl sei sich seiner Verantwortung bewusst, erklärt das Unternehmen, das sich seit Jahren für die Weiterentwicklung von Tierwohlstandards einsetzt. Das Unternehmen erkenne die Wichtigkeit „einer Transformation der Nutztierhaltung“ und wolle weiterhin „intensiv“ daran arbeiten, das Sortiment „tierwohlgerechter zu gestalten“.

Für Lidl ist es nicht das erste Mal, mit Vorwürfen der Tierquälerei konfrontiert zu sein. Bereits im vergangenen Jahr haben Tierschutzorganisationen grausame Undercover-Aufnahmen aus dem Maststall eines Lidl-Lieferanten veröffentlicht. Nun haben sie einen der schlimmsten Fälle von Tierquälerei in Spanien dokumentiert.

Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung, erklärt: „Die Aufnahmen gehören zu den grausamsten, die ich bisher gesehen habe“. Man habe Lidl mehrfach aufgefordert, seine Tierschutzkriterien anzuheben. „Noch wichtiger ist aber zu verstehen, dass das keine Einzelfälle sind“, so Klosterhalfen.