Kälte in DeutschlandGasspeicher immer leerer – zwei Indikatoren im „kritischen Bereich“

Während eines klirrend kalten Tages mit Minusgraden am 15. Dezember in Halle steigt Rauch aus den Schornsteinen in der Innenstadt auf. Die Bundesnetzagentur mahnt, den Verbrauch deutlich zu drosseln, um das Sparziel von 20 Prozent zu erreichen.

Während eines klirrend kalten Tages mit Minusgraden am 15. Dezember in Halle steigt Rauch aus den Schornsteinen in der Innenstadt auf. Die Bundesnetzagentur mahnt, den Verbrauch deutlich zu drosseln, um das Sparziel von 20 Prozent zu erreichen.

In den deutschen Gasspeichern sorgt das Winterwetter weiter für sinkende Füllstände. Die Bundesnetzagentur mahnt, den Verbrauch deutlich zu drosseln, um das Sparziel von 20 Prozent zu erreichen. Zwei Indikatoren sind bereits im „kritischen Bereich“.

Die Gasspeicher in Deutschland leeren sich rapide: Nach den Daten der Bundesnetzagentur ist der Füllstand an diesem Freitag auf 90,23 Prozent gefallen – ein Prozentpunkt weniger als am Vortag. Der Füllstand des Speichers Rehden betrage 91,15 Prozent. 

So schnell sind die Speicher in diesem Jahr noch nie geleert worden. Kein Wunder: Es ist Winter in Deutschland, die Temperaturen sind stark gesunken. Für die aktuelle Woche wird ein weiteres Absinken der Temperaturen prognostiziert. In ihrem Notfallplan Gas stufte die Bundesnetzagentur daher den Gasverbrauch von „angespannt“ auf „kritisch“ hoch. Der Gasverbrauch ist einer von fünf Indikatoren zur Überwachung der Gaslage. Zuvor hatte sie bereits das Kriterium Temperatur-Prognose auf „kritisch“ gestellt. 

Gasspeicher immer leerer: Droht uns eine Gasmangellage?

Doch droht uns in einer besonders bitterkalten Jahreszeit jetzt eine Gasmangellage? 

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Seit Wochen mahnt die Bundesnetzagentur und ruft zum Sparen auf. In ihrem aktuellen Lagebericht heißt es erneut: „Eine nationale Gasmangellage im Winter kann vermieden werden, wenn erstens das Sparziel von mindestens 20 Prozent weiterhin erreicht wird.“ Zweitens: Die neuen LNG-Terminals müssten Anfang 2023 ins Netz einspeisen. Drittens: Der winterbedingte Rückgang der Importe und ein möglicher Anstieg der Exporte in Nachbarländer müsse eher moderat ausfallen.

Aktuell sei die Versorgungssicherheit jedoch weiter gewährleistet, die Lage stabil. 

Die Netzagentur hat zur Überwachung der Gaslage ein System von fünf Indikatoren eingeführt: Temperaturprognose, Gasverbrauch, Speicherfüllstände, Situation in den Nachbarländern und die Beschaffung Regelenergie. Jeden Indikator stuft die Bonner Behörde nach festen Kriterien in „stabil“, „angespannt“ oder „kritisch“ ein. Daraus folgt dann die Gesamtbeurteilung der Lage, die von der Netzagentur derzeit als „angespannt“ betrachtet wird.

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, tritt seit Wochen regelmäßig als Mahner auf, schlug jüngst auch in einem TV-Interview Alarm: „Trotz der Kälte meine Bitte: Gehen Sie achtsam mit dem Gasverbrauch um.“ Nicht jeder Raum müsse permanent geheizt, die Temperatur könne etwas niedriger eingestellt werden.

Bundesnetzagentur: Kritik an den Mahnungen und Appellen

Seine Appelle führten bereits zu Kritik in der Politik: Der Vorsitzende der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, Dietmar Bartsch, kritisierte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“: „Klaus Müller sollte seine Rolle in der Energiekrise überdenken. Es ist nicht die Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger, bei Minusgraden für die vielfach vermurkste Energiepolitik der Bundesregierung zu frieren. Viele Menschen sparen bereits, wo sie können – auch deshalb, weil die Energieversorgung im ersten Ampeljahr zum Luxusgut wurde.“

Noch gibt es aber keinen Grund, sich vor einer Gasmangellage zu fürchten, es gebe keine akute Gefahr, das sagt auch Müller. Völlig ausgeschlossen werden könne das aber nicht, heißt es auch im Dezemberupdate vom Gasspeicherverband: Deutschland komme gut durch den Winter, sofern „keine extrem niedrigen Temperaturen“ auftreten.

Im schlimmsten Falle, zeigten Berechnungen, könnten im März 2023 an einzelnen Tagen bis zu 12 Prozent des Bedarfs an Gas nicht gedeckt werden – dafür aber muss es von nun an drei Monate lang konstant richtig kalt bleiben. (mg)