Jenke-Experiment schockiertSo viel Weichmacher haben wir im Körper

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RTL hat der Aktionswoche „Packen wir’s an“ Taten folgen lassen, 5000 Plastikmülleimer im Unternehmen ausgetauscht gegen zentrale Metallcontainer in Teeküchen. So werden jährlich nur 20000 statt 200000 Plastiktüten verbrauchen. 

Köln – Keiner zeigt so drastisch wie RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff (53), wie man seinen Körper und Geist runterwirtschaften kann. Seine Selbstexperimente sind berühmt-berüchtigt. Er hat gesoffen wie ein Loch, sich harte Drogen reingezogen und unter Einzelhaftbedingungen vor sich hin vegetiert.

Na, dagegen dürfte es ja geradezu harmlos sein, einen Monat „nur“ die volle Plastikdröhnung abzubekommen, oder? Von wegen!

Jenke von Wilmsdorffs neues Experiment

Vor dem „Jenke-Experiment“ (Montag, 20.15 Uhr auf RTL) stand von Wilmsdorff  zu Plastik so wie der Durchschnittsdeutsche. Er hatte ein gutes Gewissen, weil er brav den Müll trennte, Gurken und Bananen niemals in Folien kaufte und in der Küche auf Plastikschüsseln und Co. verzichtete.

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Seit dem einmonatigen Plastik-Overkill greift er nicht einmal mehr zu Gummibärchentüten. „Ich hätte nicht gedacht, was Plastik in so kurzer Zeit alles anrichten kann im Körper“, sagt er im Gespräch mit uns.

Dabei hätte er es nach den ersten Messungen schon ahnen können: Denn bereits vor dem „Plastik-Vollbad“ hatte von Wilmsdorff sieben Weichmacher in Blut und Urin – wie übrigens fast alle Menschen heutzutage.

Er gab sich die volle Dröhnung: Coffee to go, Brötchen in Folie, Süßigkeiten aus Plastiktüten, industrielle Fertiggerichte in der Plastikschale, Kosmetik mit Mikroplastik und natürlich Textilien aus Kunststoff. „Da es sehr heiß war, habe ich kräftig geschwitzt, was den Plastikabrieb ja noch begünstigt hat“, erinnert er sich.

Jenke von Wilmsdorff: Erschreckende Befunde

Bereits nach wenigen Tagen hatte er abends starke Kopfschmerzen, fühlte sich antriebslos und schlapp. Schon nach zwei Wochen waren die Laborwerte im Keller, doch der RTL-Mann machte weiter.

Nach vier Wochen haben die Toxikologen des IGL-Instituts dreimal nachgerechnet, weil die Werte der giftigen Weichmacher so erschreckend hoch waren. Stefan Georgiu Moellhausen, Leiter des IGL-Labors, warnte ihn dabei eindringlich vor den Spätfolgen, über die man nur wenig wisse.

Jenke von Wilmsdorff auf Plastik-Entzug

Von Wilmsdorff ging auf Plastik-Entzug – und machte sich mit einem integrativen Mediziner daran, den Körper wieder in den Griff zu bekommen. „Nehmen wir nur mal die Niere, unseren größten Filter. Die war nach zwei Wochen schon so überlastet, dass sie überzählige Schadstoffe im Blut deponiert hat, statt sie über den Urin abzubauen.“

Er bekomme jetzt besonders gute Nährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel, um die Zellen für gute Substanzen zu öffnen.

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DerMann für „alle schlimmen Fälle“: Jenke von Wilmsdorff hat das Ergebnis des Plastik-Experiments mehr überrascht als viele seiner anderen Feldversuche.

Recyclingquote geschönt

Dass der Journalist mittlerweile so viel Plastik wie möglich aus seinem Leben verbannen will, hat aber auch noch einen anderen Grund. Für die RTL-Aktionswoche erforschte er auch den Kreislauf des Plastiks von Deutschland aus – und war geschockt.

„Wir Deutschen feiern uns ja als Recycling-Weltmeister, weil wir alle so toll trennen“, sagt er. Aber die Realität sehe anders aus. Unsere Recycling-Quote, die mit 45 Prozent angegeben wird, ist absolut geschönt, macht in Wahrheit laut »BUND-Plastik Atlas« nur ein Drittel aus.“

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Die Quote beziehe sich lediglich auf die in den Recyclinghöfen angelieferte Müllmenge. „Ich fand erschreckend, dass viele Kombiprodukte wie Joghurtbecher oder Chipstüten, die aus Plastik und Aluminium bestehen, von den Maschinen nicht sortiert werden können und daher verbrannt werden müssen. Die gehen aber trotzdem in die Quote ein.“

Müll wird nach Malaysia und Indonesien verschifft

Ebenso der Müll, der derzeit vor allem nach Malaysia und Indonesien verschifft wird. „Ich stand dort auf riesigen Bergen mit deutschem Plastikmüll – dem Wirtschaft und Hersteller von Verpackungen viel zu gleichgültig gegenüberstehendürfen.“

RTL beseitigt 5000 Mülleimer

RTL hat der Aktionswoche „Packen wir’s an“ Taten folgen lassen, 5000 Plastikmülleimer im Unternehmen ausgetauscht gegen zentrale Metallcontainer in Teeküchen. So werden jährlich nur 20000 statt 200000 Plastiktüten verbrauchen.

Toxikologe: Weichmacher machen unfruchtbar

Wir sprachen mit Stefan Georgios Moellhausen (55), der das „Jenke-Experiment“ überwachte. Und der Toxikologe warnte nicht nur den RTL-Mann eindringlich vor dem Plastik-Overkill.

Was lösen Weichmacher im Körper aus? Stefan Georgios Moellhausen: „Weichmacher können hormonähnliche Wirkungen haben. Besonders dann, wenn der Körper keine optimale Entgiftungsleistung besitzt. Fertilitätsprobleme und die Verweiblichung des Körpers können bei jungen Männern durch Weichmacher ausgelöst werden. Sie können auch Adipositas begünstigen, haben unsere Forschungen ergeben.“

Wie gefährdet sind Kinder? „Wir haben zehn Kinder zwischen drei und fünf Jahren untersucht. Erschreckt hat mich, dass wir nicht ein Kind hatten ohne Weichmacher – dabei durchaus in bedenklichen Konzentrationen. Ich sage klipp und klar: Weg mit dem Plastikspielzeug! Da setzt der mechanische Abrieb auch bei geprüftem Spielzeug Stoffe frei. Für gefährlich halte ich auch Weichmacher, die im Hausstaub zu finden sind und von auf dem Boden spielenden Kindern verstärkt eingeatmet werden. Da finden wir heute vermehrt Weichmacher im Lungengewebe und im Blut.“

Aber das Umweltministerium behauptet doch, dass in der Industrie immer weniger Weichmacher verwendet werden. „Das können wir so nicht bestätigen. Die Industrie hat zwar etliche Weichmacher auf den Index gesetzt, aber die werden dann eben ausgetauscht durch Stoffe, deren Auswirkung wir heute noch gar nicht kennen.“

Was raten Sie uns Verbrauchern? „Verzichten Sie im Haushalt komplett auf Plastikfolie. Es gibt mittlerweile sehr gute Alternativen, um Weichkäse und Wurst einzuwickeln – zum Beispiel Gewebe, das mit Bienenwachs bestrichen ist.“

„Auch bei eingeschweißten Käse- und Wurstsorten werden Weichmacher aufgrund von Fetten und Ölen herausgelöst und gelangen in die Nahrung.“

„Ich persönlich verzichte mittlerweile auf Duschgels und Shampoo – ja, selbst das gibt’s doch schon als Seife am Stück. Man nimmt so keine Mikroplastiken auf und vermeidet die Müllberge.“