„Sollte bei jedem Laden so sein“Preissteigerung bei Netto: Neue Schilder in Filiale sorgen für Jubel

Weniger Inhalt, höherer Preis: In einigen Netto-Filialen in Deutschland weist der Discounter auf Shrinkflation hin. Viele Kundinnen und Kunden feiern die Aktion, wie hier auf Reddit.

Weniger Inhalt, höherer Preis: In einigen Netto-Filialen in Deutschland weist der Discounter auf Shrinkflation hin. Viele Kundinnen und Kunden feiern die Aktion, wie hier auf Reddit.

Ein Kunde hat in einer Netto-Filiale eine für ihn überraschende Entdeckung an einem Regal gemacht: Dort hat der Discounter neue Hinweis-Schilder angebracht, sie weisen auf Preissteigerungen hin. Eine Aktion, die bei der Kundschaft für viel positives Feedback sorgt.

von Martin Gätke (mg)

Nicht nur die Inflation sorgt dafür, dass Kundinnen und Kunden in den Supermärkten und Discountern der Nation tiefer in die Taschen greifen müssen, viele Lebensmittel sind auch unauffällig teurer geworden. Weniger Inhalt, höherer Preis – viele Hersteller mogeln, wenn es um ihre Produkte geht. 

Shrinkflation, so nennt sich die Masche, das ist eine Wortschöpfung aus „shrink “und „inflation“. Der Verpackungsinhalt schrumpft („shrink“), der Preis bleibt gleich oder steigt („inflation“). Und zwar so, dass der Verbraucher oder die Verbraucherin das kaum merkt. Nicht nur Hersteller, auch viele Händler wollen diese Mogelpackungen kaschieren – allerdings gibt es vereinzelt Schilder in Filialen, die offensiv auf die Masche hinweisen. Viele Kundinnen und Kunden sind begeistert.

Edeka & Netto: Hinweisschilder sorgen für jede Menge Lob

Vereinzelt sind in Edeka-Filialen, aber auch bei der Discounter-Tochter Netto die verdächtigen, kreisrunden Schilder zu sehen: „Das Produkt wurde vom Hersteller im Inhalt reduziert und der Preis erhöht“, steht darauf geschrieben. Zwar legt der Händler de facto den Preis fest, für Edeka aber sind die Hersteller die wahren Übeltäter: Nestlé, Mondelez, Unilever & Co. 

Alles zum Thema Netto

Im September hatte das Unternehmen bereits öffentlich erklärt, mit den Schildern an den Regalen vor den versteckten Preiserhöhungen zu warnen. In Frankreich etwa ist das gang und gäbe: Carrefour tut das längst. 

Auch der zu Edeka gehörende Discounter Netto Marken-Discount testet die Hinweis-Schilder in vielen Filialen in verschiedensten Regionen – und bekommt dafür vor allem im Netz positives Feedback.

Hier das Hinweis-Schild auf Instagram ansehen:

Auf „Reddit“ hat ein erstaunter Nutzer ein Foto von den Hinweisschildern gemacht. „Die gelben Wobbler weisen auf Schrumpflation hin“, erklärt er dazu. „Absolut super Aktion von Netto. Extrem hilfreich bei der Meidung von Produkten“, heißt es in einem Kommentar dazu. „Es ist tatsächlich an der Zeit, sich als Konsument eben nicht mehr alles bieten zu lassen.“

An anderer Stelle heißt es: „Das sollte bei jedem Produkt in jedem Laden verpflichtend sein.“

Edeka & Netto: Nur PR-Masche? Auch Kritik wird an der Hinweis-Aktion laut

Allerdings wird auch Kritik laut, viele kritisieren das als PR-Aktion, um die meist günstigeren Eigenmarken zu bewerben. „Würden sie das nur auch bei den Eigenmarken machen. So aber hat die Sache einen faden Beigeschmack“, meint ein User. 

Tatsächlich tobt seit Monaten ein heftiger Preiskampf zwischen Handel und Herstellern. Die Folge: Vielerorts waren die Regale bei den Markenherstellern leer, bei Edeka fehlten etwa Schokoriegel von Mars, bei Aldi Nivea-Cremes. Die Gewinner des Preisstreits: Eigenmarken wie „Ja“ von Rewe oder „Gut & Günstig“ von Edeka. 

Edeka, Netto & Co.: Auch Eigenmarken schummeln

Nach Angaben von Edeka-Chef Mosa vor einigen Monaten hat der Umsatz mit No-Name-Produkten um 24 Prozent zugelegt, während der Verkauf von Markenartikeln stagnierte.

Dabei sind es nicht nur die Marken-Produkte, die kleiner und teurer werden: Auf der Mogelpackungsliste der Hamburger Verbraucherzentrale werden derzeit vier Lebensmittel-Eigenmarken von Edeka aufgeführt, darunter „Große Bohnen“ und Vollwaschmittel von „Gut & Günstig“.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert die Bundesregierung schon länger auf, derlei Kennzeichnungspflicht für Shrinkflation verbindlich einzuführen. Laut einer Umfrage seien so gut wie alle Bundesbürger dafür, versteckte Preiserhöhungen zu kennzeichnen.