Zunehmende EinbrücheDer Router ersetzt den Wachmann

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Wissenschaftler der Uni Bonn und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickeln zusammen mit der Polizeidirektion Osnabrück mit Hilfe von Routern ein System, das vor Eindringlingen warnt. 

von Stefan Schultz (stz)

Bonn – Ein Einbruch in die eigenen vier Wände ist nicht nur der Verlust von liebgewordenen und wertvollen Gegenständen. Er ist vor allem auch ein Eindringen ins persönliche Umfeld.

  • Router sollen uns vor Einbrechern warnen
  • Projekt der Universität Bonn soll's möglich machen
  • So schützen Sie ihr WLAN vor Fremden

Oft treibt es Menschen mehr um, wenn sie darüber nachdenken, dass jemand in den Schubladen und Schränken rumgewühlt hat, als dass die teure Uhr fehlt. Ein Instrument, wie man sich in Zukunft zu Hause sicherer fühlen kann, wird zurzeit von Wissenschaftlern an der Universität Bonn ausgetüftelt.

WLAN-Router soll vor Einbruch warnen

Grundidee der Forscher der Uni Bonn ist ein Gerät, dass fast jeder inzwischen in seinem Haus oder seiner Wohnung stehen hat: ein WLAN-Router. Und dieser stellt den Wachmann der Zukunft dar.

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Gemeinsam mit der Polizeidirektion Osnabrück und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) startete die Uni nun ein Projekt, das auf zwei bis drei Jahre angelegt ist, erklärt Professor Dr. Michael Meier, Inhaber des Informatik-Lehrstuhls für IT-Sicherheit an der Uni Bonn, im Gespräch mit dem EXPRESS.

Router als Alarm: Projekt „WACHMANN“

Es geht darum, wie Router dazu dienen können, unbefugte Eindringlinge zu erkennen und eine Alarmierung auszulösen. Bislang fehle es an ausreichenden technischen Ansätzen zur Unterstützung der Polizei bei ihren Ermittlungen.

Das Forschungsvorhaben „WACHMANN“ (das steht für WLAN-basierte Aufzeichnung von CHarakteristiken tatortnaher Mobiler Endgeräte zur Alarmierung und Nachverfolgung von EigentumskrimiNalität) soll die technischen Handlungsmöglichkeiten für Bürger und Polizei verbessern.

WLAN-Router: Unbefugte werden erkannt

Die Wissenschaftler planen, durch Weiterentwicklung herkömmliche WLAN-Router für den Einbruchschutz einzusetzen. „Damit sollen unbefugte Eindringlinge erkannt und Alarmierungen automatisch ausgelöst werden“, so Maier. Im Klartext: Der Router weiß, wer sich in der Wohnung aufhalten darf und wer nicht.

Router nachrüsten

Handys senden permanent ihre Position und Identität, sobald sie eingeschaltet sind. Dieses Prinzip macht sich WACHMANN zunutze: Die WLAN-Router im jeweiligen Gebäude erfassen damit auch unbekannte Mobilfunkgeräte von potenziellen Tätern.

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Mit ein paar Tipps kann niemand auf das WLAN in den eigenen vier Wänden zugreifen.

„Dadurch hat jeder Haushalt, der über einen WLAN-Router verfügt, die Möglichkeit, eine Art Alarmanlage nachzurüsten“ sagt Daniel Vogel, Mitarbeiter in Meiers Team.

Das System erkennt, ob der Wohnungsbesitzer nicht zuhause ist. Dann ist nämlich auch sein Handy nicht anwesend. Sobald nun ein unbekanntes Smartphone in den festgelegten Überwachungsbereich eindringt, kann eine Warnung auf das Smartphone des Wohnungsbesitzers oder an die Polizei erfolgen.

WLAN-Router sollen Flucht rekonstruieren

Und wenn die Nachbarin im Urlaub zum Blumengießen vorbeikommt oder die Haushaltshilfe ihre Arbeit machen möchte? Dann lässt sich vorher einstellen, dass diese Handys von „WACHMANN“ als bekannt eingestuft werden – und keine Alarmierung erfolgt. Dagegen lässt sich mit der Smartphone-Kennung des Einbrechers unter Umständen auch sein Fluchtweg rekonstruieren.

„Wir untersuchen noch, welche Regeln wir dem System beibringen“, erklärt Meier. Dabei geht es darum, wenn vor dem Haus Passanten unterwegs sind oder Besuch in der Wohnung ist. So könnte man dem Router beibringen, dass er grundsätzlich nicht auf fremde Handys reagiert, sofern der Wohnungsbesitzer vor Ort ist.

Router als Einbruchschutz: Datenschutz erfüllen

Ein wichtiges Anliegen ist, zu vermeiden, dass unbescholtene Bürger und Nachbarn mit erfasst werden. Die letztendliche Zuordnung des Geräts darf nur erfolgen, wenn bestimmte Datenschutzregeln und andere rechtliche Voraussetzungen erfüllt sind.

Die Idee stößt auch bei der Polizei auf Gefallen: „Jede Innovation, die der Prävention dient, finden wir gut und unterstützen diese natürlich“, erklärt Robert Scholten, Pressechef im Polizeipräsidium Bonn und verweist auch auf die verschiedenen Angebote der Polizei in Sachen Einbruchsprävention, die nach Corona alle wieder angeboten werden können – und auch online abrufbar sind: bonn.polizei.nrw/artikel/ einbruchschutz-wie-schuetze-ich-haus-und-wohnung.

Router: Das WLAN vor fremdem Zugriff schützen

  • Grundsätzlich sollte jeder in seinem Haushalt darauf achten, dass der eigene Router sicher ist – und vor dem Zugriff fremder dauerhaft geschützt wird.
  • Den Internet-Zugang mit selbst gewählten Passwörtern verschlüsseln, um beim Router mit Sicherheit feststellen zu können, wer einen Zugriff hat. Hersteller-Passwörter sollten nicht übernommen werden – die zumeist auch noch direkt am Gerät ablesbar sind.
  • Das Netzwerk sollte einen Namen bekommen. Dieser sollte weder Informationen zu sich selbst oder zum Wohnort (z. B. MarieMusterstraße6) enthalten.
  • Die Sicherheit kann durch Updates gesteigert werden. Daher sollten Sie die Firmware des Routers, also das Betriebssystem, immer aktuell halten. Einige Hersteller aktualisieren diese Software automatisch oder bieten die Möglichkeit, diese Option extra auszuwählen.
  • Auch die Reichweite des drahtlosen Internetzuganges vom WLAN-Router kann reduziert werden, um die Sicherheit zu verbessern. Einstellen kann man diese in den Funkkanal-Optionen des Geräts. Dort kann man die Sendeleistung zum Beispiel von 100 auf 50 Prozent verringern. Natürlich sollte man überprüfen, ob die Wohnung dann noch überall WLAN-Empfang hat.