„Kriegsgewinne“Benzinpreis-Schock: Wer wirklich von hohen Sprit-Kosten profitiert

Die Preistafel einer Shell-Tankstelle in Dresden. Die Benzinpreise bleiben in Deutschland weiter auf Rekordniveau.

Die Benzinpreise verbleiben in Deutschland weiter auf Rekordniveau. Das Symbolfoto von einer Shell-Tankstelle in Dresden entstand am 10. März 2022.

Wer viel mit dem Auto unterwegs ist, ächzt weiter unter den Rekord-Preisen an der Zapfsäule. Doch für den Preis-Aufschlag bei Diesel und Superbenzin sind die Tankstellen gar nicht verantwortlich.

Der Weg mit dem Auto zur Tankstelle ist derzeit regelmäßig mit Bauchschmerzen vor dem bangen Blick auf die Preistafel verbunden. Nach Russlands Invasion in der Ukraine rauschten die Preise an den Zapfsäulen zuletzt regelrecht nach oben und erreichten Rekord-Werte, die weiter Bestand haben.

Längst wird über die Folgen für Autofahrerinnen und Autofahrer sowie mögliche Steuer-Erleichterungen als Entlastung diskutiert. Doch wo landet eigentlich der Aufschlag von durchschnittlich knapp 40 Prozent?

Hohe Kosten für Super und Diesel: Raffinerien profitieren von Benzin-Preisen

Bei sage und schreibe 2,31 Euro lag am Montag (14. März 2022) der durchschnittliche Diesel-Preis in Deutschland. Am Tag vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine vor rund drei Wochen hatte der Durchschnitts-Preis für den Liter noch 1,67 Euro betragen. Doch von den 64 Cent Aufschlag (45 Cent bei Superbenzin) pro Liter bleibt bei den Tankstellen selbst kaum etwas hängen.

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Die großen Profiteure sind stattdessen die Mineralölkonzerne, die die Preise vorgeben und ihre Gewinnmarge derzeit massiv ausreizen. Während der Preis von Öl und Benzin üblicherweise auf ähnlichem Niveau steigt und fällt, hatten sich die Spritkosten im Vergleich zuletzt wesentlich stärker erhöht. „Die Raffinerien verdienen derzeit deutlich mehr Geld als vorher“, bestätigte ein Sprecher des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie (en2x) der „taz“.

Die Erkenntnis ist inzwischen auch längst in der Politik angekommen, wo fieberhaft nach Lösungen gesucht wird. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) kritisierte die buchstäblich sprudelnden Einnahmen der Konzerne vergangene Woche als „Kriegsgewinne“. Er betonte, dass bereits geprüft werde, diese Zusatz-Einnahmen zu besteuern, um für Entlastung bei Kundinnen und Kunden an der Zapfsäule zu sorgen.

Trotz sinkendem Ölpreis: Benzin weiter auf Rekord-Niveau

Am Dienstagmittag sank der Preis für Öl der in Europa wichtigen Sorte Brent unter 100 Dollar pro Fass (159 Liter) und näherte sich den Werten vor Kriegsbeginn in der Ukraine. Die Benzinpreise stagnieren dagegen weiter auf einem Niveau, das Autofahrerinnen und Autofahrer so in Deutschland noch nicht erlebt hatten.

Von der SPD kam daher am Dienstag (15. März) harsche Kritik an der Preistreiberei der Öl-Konzerne. „Hier sind Spekulationen am Benzinpreis erfolgt, die einen massiven Aufwuchs an den Zapfsäulen vergegenwärtigen“, beklagte der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Rolf Mützenich.

Bei den Mineralölkonzernen herrscht für den Unmut derweil kein Verständnis. „Nach zwei schweren Jahren durch die Coronapandemie verdienen sie jetzt endlich wieder Geld“, hieß es vom Verband en2x. Sprecher Alexander von Gersdorff führte an, dass die Einnahmen mit Blick auf die kostspielige Neuausrichtung der Branche im Sinne künftiger Klimaneutralität von entscheidender Bedeutung sei. (bc)