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Teils tödliche FolgenGefährlicher Pilzerreger breitet sich in Deutschland aus – „nur schwer zu behandeln“

Forschende fanden in einer neuen Studie heraus, dass sich der gefährliche Pilzerreger Candida auris in Deutschland weiter ausbreitet. Der Hefepilz sei teilweise sogar lebensbedrohlich.

von Jana Steger (JS)

Blutvergiftung und schwere Organschäden, teilweise sogar tödlich: Die Infektion mit einem sich auch in Deutschland ausbreitendem Pilzerreger kann verheerende Folgen mit sich bringen. Die Rede ist vom Hefepilz Candida auris.

Entdeckt wurde der Erreger erst 2009. Hinzu kommt, dass der Pilz gegen viele gängige Antimykotika (Arzneimittel gegen Pilzinfektionen) resistent ist. Wie ein Forschungsteam aus Würzburg, Jena und Berlin in einer neuen Studie nun gezeigt hat, infizieren sich auch hierzulande immer mehr Menschen.

Candida auris: Studie zeigt steigende Infektionszahlen in Deutschland

Grundlage der Studie war ein Abgleich von Daten des NRZMyk (Nationales Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen) und des Antibiotika-Resistenz-Surveillance-Netzwerks des Robert-Koch-Instituts, so die Universität Würzburg in einer Pressemitteilung. Das Ergebnis: Die absolute Fallzahl an Candida auris-Infektionen in Deutschland sei zwar nach wie vor niedrig, dennoch gab es in dem erforschten Zeitraum auch hierzulande eine auffällige Zunahme der Fälle.

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Der deutliche Anstieg an Infektionsnachweisen während der vergangenen zwei Jahre und der Nachweis erster Übertragungsereignisse in Deutschland sollten nach Ansicht der Forschenden daher als Alarmsignal gewertet werden. 

„Unsere Analysen zeigen – zum Glück nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau – einen deutlichen Anstieg der Candida auris-Importe nach Deutschland“, so Prof. Dr. Oliver Kurzai der Universität Würzburg. Auch Dr. A. Aldejohann von der Universität Würzburg erklärte: „Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Spanien, Italien oder Großbritannien sind die Fallzahlen bei uns zum Glück noch niedrig.“

Deshalb müsse nun alles dafür getan werden, dass sich der Erreger nicht weiter ausbreite. „Unsere Erfahrung zeigt, dass jede Infektion mit Candida auris schwer zu behandeln und für Patienten und Patientinnen potenziell lebensbedrohlich ist“, so Dr. A. Aldejohann weiter. Hinzu komme eine Dunkelziffer an nicht nachgewiesenen Infektionen. 

Übertragen wird Candida auris sowohl durch direkten als auch durch indirekten Kontakt von Mensch zu Mensch. Daher kann es vor allem in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu einer raschen Ausbreitung des Erregers kommen und stellt für die immunschwachen Patientinnen und Patienten eine Bedrohung dar. Gesunde Menschen können eine Infektion mit dem Pilzerreger dagegen meist abwehren.

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Nicht ohne Grund wurde der Hefepilz inzwischen auch von der US-Seuchenbehörde CDC als „dringliche Bedrohung“ unter den multiresistenten Krankheitserregern eingestuft. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Pilzart als einen von nur vier Erregern in die höchste Prioritätsstufe eingeordnet. 

Candida auris: Forschende rufen zu Handlungsmaßnahmen auf

Neben den steigenden Nachweisen des Erregers stellt auch seine Resistenz ein Warnzeichen dar. In der Studie konnte festgestellt werden, dass 80 Prozent der von den Infizierten in Deutschland entnommenen Pilzstämme hochresistent gegenüber dem häufig genutzten Antimykotikum Fluconazol, einem Arzneimittel gegen Pilzinfektionen, war.

Trotz bislang eher niedriger Fallzahlen in Deutschland, raten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu Handlungsmaßnahmen. „Angesichts der Tatsache, dass wir auch bereits erste Übertragungsereignisse in Deutschland finden, habe ich dem Robert-Koch-Institut die Einführung einer gesetzlichen Labormeldepflicht für den Nachweis von Candida auris empfohlen“, so Dr. Oliver Kurzai.

„Das ist aus meiner Sicht mit vertretbarem Aufwand umzusetzen und würde es neben einer genauen Erfassung der Epidemiologie auch ermöglichen, bei Nachweisen frühzeitig Infektionsschutzmaßnahmen einzuleiten“, so der Mikrobiologe weiter. Zuletzt registrierten im April 2023 die USA einen starken Anstieg bei den Infektionen mit Candida auris. Ob sich der Erreger nun auch in Deutschland schneller ausbreitet, wird sich zeigen.

Pilzerreger: Symptome und Vorbeugung einer Infektion mit Candida auris

Forschungen nach zu urteilen infizieren sich meist Personen mit schwachem Immunsystem oder Vorerkrankungen wie eine Lungenentzündung oder Krebs. Zusätzliches Auftreten von Symptomen wie Schüttelfrost und Fieber sind dabei typische Anzeichen für die Infektion mit dem Hefepilz. Da die Identifizierung von Candida auris in Routinelabors jedoch nur schwer möglich ist, rät das RKI, Proben mit verdächtigen Stämmen an das NRZMyk zu senden, welches über ein Referenzlabor verfügt. 

Um einer Infektion vorzubeugen, gelten die üblichen Hygienemaßnahmen. Denn Hygiene und gute Abwehrkräfte sind die einzigen Schutzmaßnahmen, die eine Infektion verhindern können. Daher empfiehlt sich zur Vorbeugung: Häufiges Händewaschen und eine gesunde Ernährung sowie ausreichend Sport und Schlaf. (js)