Stiftung WarentestCannabis, Ibuprofen – wie gefährlich sind diese Schmerzmittel?

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Wer dauerthaft Medikamente einnimmt, sollte das mit seinem Arzt absprechen.

Köln – Pochen, brennen, kribbeln: Egal, wie sich Schmerz auf unseren Körper auswirkt – selten brauchen wir Sorge haben, Beschwerden von Kopf- bis Gliederschmerzen dauerhaft aushalten zu müssen. Im Zweifel wird es schon ein Medikament geben, das uns hilft. Oder? Stiftung Warentest hat untersucht, wie bedenkenlos Ibuprofen, Paracetamol oder auch medizinischer Cannabis eingenommen werden können – und von welchem dieser Schmerzmittel man besser die Finger lassen sollte.

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Cannabis ist nicht gleich Cannabis – auf Patient und Wirkstoff kommt es an

Je nach Art und Stärke des Schmerzes teilt die Weltgesundheitsorganisation die Schmerzmittel in drei Stufen ein: Nicht-opioide Schmerzmittel, schwache und starke Opioide. Denn längst nicht jeder Patient bekommt Cannabis oder Opioide. Seit 2017 erstatten Krankenkassen zwar die Kosten für Cannabis. Aber nur bei ernsten Erkrankungen, beispielsweise zur Therapie von Schmerzen oder Krämpfen bei Multiple Sklerose, bestimmten Formen der Epilepsie, Übelkeit oder Erbrechen durch Chemotherapien.

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Bei psychischen Leiden ist sogar von Cannabis abzuraten – diese können neben weiteren Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Schwindel von der Cannabis-Einnahme noch befördert werden. Aber auch auf die Wahl des Cannabis-Produktes kommt es an: Cannabisblüten gelten als natürlich, können jedoch in ihrem Wirkstoffgehalt stark schwanken. Mittel mit einzelnen Cannabinoiden – beispielsweise Rezepturen mit Dronabinol oder Fertigarzneien, sind hier die bessere Variante. Eine Behandlung mit Cannabis erfolgt jedoch nur, sofern andere Therapien laut Einschätzung des Arztes unmöglich sind. Denn die medizinischen Effekte von Cannabis sind immer noch schlecht belegt.

Wirkstoffe in bekannten Schmerzmitteln verursachen Nebenwirkungen

Auch andere Mittel, so die sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika, hemmen Schmerzen und Entzündungen – wenn sie auch der ersten, „sanftesten“ Stufe von Schmerzmitteln zuzuordnen sind. Die Wirkstoffe können aber risikoreich sein. Unter anderem in den bekannten Medikamenten Ibuprofen und Voltaren sind Wirkstoffe enthalten, die teils bei längerer Einnahme das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen. Paracetamol hingegen kann vor allem die Leber belasten.

Auf Dauer gewöhnt sich der Körper an Schmerzmittel

Ab und an eine Schmerztablette zu schlucken, ist in der Regel aber kein Problem. Die Faustregel lautet: Ohne ärztlichen Rat höchstens vier Tage in Folge und maximal zehn Monate im Monat. Wer sich dann für die Einnahme vom Schmerzmittel entscheidet, sollte vor allem bei Kombipräperaten Vorsicht walten lassen – denn die bieten laut Arzneimittelexperten keinen therapeutischen Vorteil, sondern bergen lediglich ein erhöhtes Risiko an Nebenwirkungen. Unter anderem die Medikamente „Spalt“, „Thomapyrin Classic/ Intensiv“ oder „Togal Classic Duo“ werden von Stiftung Warentest als wenig geeignet eingestuft. Denn sie enthalten oft Paracetamol und Acetylsalicylsäure (ASS) und/ oder Coffein – eine für Nebenwirkungen günstige Kombination.

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In jedem Fall gilt: Es lohnt eine individuelle Absprache mit dem Hausarzt. Auch, weil vor allem die Langzeiteinnahme von Schmerzmitteln einige Tücken mit sich bringt. Sie können an Wirksamkeit verlieren, wenn sich der Körper an sie gewöhnt – oder sogar selbst Schmerzen verursachen. „Das kann in einen richtigen Teufelskreis führen. Teils hilft dann nur noch ein Entzug“, sagt Schmerzexperte Prof. Dr. Christoph Maier. Können die Schmerzen mit einer regulären Therapie nicht bekämpft werden, kann im Zweifel ein Besuch bei einem spezialisierten Schmerztherapeuten helfen. (sob)