Der YouTuber Marvin Wildhage hat sich ein Bundesverdienstkreuz erschlichen. Mit einem frechen Trick – und Peter Lustig.
Dreiste Masche mit Peter LustigYouTuber erschleicht sich Bundesverdienstkreuz – er zahlt 149 Euro dafür

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Hält das Bundesverdienstkreuz in der Hand: Marvin Wildhage
Der YouTuber und Investigativ-Journalist Marvin Wildhage hat es geschafft! Er hat ein Bundesverdienstkreuz eingesackt. Den Orden hat er nicht etwa für besondere Leistungen bekommen – sondern Wildhage hat ihn sich dreist erschlichen.
Wie er das geschafft hat? In seinem kürzlich veröffentlichten Video auf YouTube erklärt Wildhage, dass er sich als Nachlassverwalter des verstorbenen Moderators Peter Lustig ausgegeben hat. Peter Lustig, bekannt durch die beliebte Kindersendung „Löwenzahn“, hatte tatsächlich zu Lebzeiten die prestigeträchtige Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland erhalten.
Wildhage zahlte für die Ersatzbeschaffung 149 Euro
Um das Verdienstkreuz in seinen Besitz zu bringen, kontaktierte Wildhage den offiziellen Hersteller der Auszeichnungen per E-Mail. In der Nachricht behauptete er dreist, dass der Orden bei einem Einbruch in den Büroräumen von Lustig gestohlen worden sei. Die Kosten für die vermeintliche Ersatzbeschaffung betrugen läppische 149 Euro.
Wildhage konnte das Verdienstkreuz sichern, niemand hinterfragte seine Berechtigung, behauptet er im Video weiter. Als Nachweis für Lustigs Erhalt der Auszeichnung legte er einen ausgedruckten Zeitungsartikel vor. Unklar bleibt, warum der Hersteller keinen weiteren Beleg verlangte, bevor er die kostbare Ehrung herausgab.
Ähnlich ging Wildhage auch bei seinem nächsten Prank vor: Er besorgte sich die „Lola“ (Deutscher Filmpreis) vom Schauspieler Frederick Lau, den er 2008 für „Die Welle“ bekam. Dafür schrieb er den Hersteller an, der vom Kulturministerium den Auftrag für die Preise bekommt, schilderte einen angeblichen Einbruchsversuch. Und bekam nach kurzer Zeit tatsächlich den Preis zugeschickt.
Das Ministerium forderte zwar einen offiziellen Nachweis an – doch Wildhage nutzte dafür den (tatsächlichen) Einbruchversuch bei einer ganz anderen Firma. Den E-Mail-Verlauf schickte er ans Ministerium – und tatsächlich bekam er den Preis zugeschickt.
Für die Verleihung von Verdienstorden ist das Bundespräsidialamt zuständig. Dieses betonte auf Anfrage, es sei in den Erwerb des Ordens durch Wildhage nicht involviert gewesen. In einer schriftlichen Stellungnahme hieß es, man sei mit dem Hersteller im Austausch zur Ursache des Fehlers, den es bei der Überprüfung des Nachweises für den Besitz des Ordens gegeben habe.
Das Bundespräsidialamt teilte weiter mit: „Es wurden Vorkehrungen getroffen, um einen unberechtigten Erwerb unter Täuschung über die Berechtigung künftig auszuschließen. Der Hersteller hat uns zugesichert, den durch Täuschung unberechtigt erlangten Orden von Herrn Wildhage zurückfordern.“ Das Unternehmen wollte sich nicht äußern.
Mit Fake-Kostüm sorgte er 2024 für Wirbel bei der EM
Die Aktionen von Marvin Wildhage sorgen regelmäßig für Diskussionen im Netz, da er mit seinen Videos im investigativen Journalismus immer wieder für Aufsehen sorgt. Bei Hertha BSC und der Nationalmannschaft hatte sich der Berliner Youtuber etwa auf den Rasen geschlichen, um mitzutrainieren. Beim EM-Eröffnungsspiel im vergangenen Jahr stand er als Maskottchen verkleidet auf dem Platz – mit einem gefälschten Kostüm.
Mit seinen Methoden bewegt er sich oft nahe am Rande der Legalität – oder darüber hinaus. So wurde Wildhage nach der EM-Aktion mit einem Stadionverbot belegt, die Uefa strengte ein Verfahren wegen Hausfriedensbruch, Urkundenfälschung und das Erschleichen von Leistungen an. Der YouTuber selbst sieht seine Arbeit als eine Form der Aufklärung an. (mg, dpa)