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Peinlicher Trump-MomentZDF unterbricht WM-Auslosung

Aktualisiert

Glitzer, Glamour, gute Laune – die Show zur Auslosung der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 kam ganz US-like daher. Dem Gros der Fußball-Fans gefiel das gar nicht.

Fußball-Weltmeisterschaft 2026 – die USA, Kanada und Mexiko richten das prestigeträchtige Turnier vom 11. Juni bis 19. Juli 2026 gemeinsam aus. Die Gruppenauslosung (hier nachlesen) stand allerdings weniger im Zeichen des Fußballs, sondern im Zeichen der Selbstdarstellung von Fifa-Präsident Gianni Infantino und seinem „best buddy“ Donald Trump.

Der neue „Fifa-Friedenspreis“ wurde von Infantino freudestrahlend und triefend vor Anbiederung an Donald Trump überreicht. Es scheint, als habe der Fußball-Boss den Preis eigens für den US-Präsidenten ins Leben gerufen.

Trump, entweder extrem schlecht ausgeleuchtet, oder extrem unvorteilhaft geschminkt, bedankte sich seinerseits mit einer Lobhudelei und sagte, es sei „eine der größten Ehren meines Lebens“ und hing sich die Medaille gleich selbst um den Hals. Kurz vor der Vergabe hatte Trump bereits gesagt, er habe den Preis „verdient“, denn er habe „acht Kriege beendet“.

Immerhin: Trump erwähnte auch einmal die WM-Mitausrichter Mexiko und Kanada und bedankte sich bei den Staatsoberhäuptern, der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum und dem kanadischen Regierungschef Mark Carney, für die gute Zusammenarbeit.

Infantino sprach davon, dass die Fifa damit Trumps „außergewöhnliche und herausragende Handlungen zur Förderung von Frieden und Einheit auf der ganzen Welt“ anerkenne. Er begründete dies unter anderem mit dem Einsatz des US-Präsidenten für einen Waffenstillstand im Gazastreifen.

US-Präsident Donald Trump erhält den FIFA-Friedenspreis und legt eine Medaille um. Die FIFA Fußball-WM findet vom 11. Juni bis 19. Juli 2026 in den USA, Mexiko und Kanada statt.

US-Präsident Donald Trump erhält den FIFA-Friedenspreis und legt sich die Medaille natürlich selbst um.

Bei X überschlugen sich die Tweets: „Das ist ja zum Fremdschämen peinlich, was der Infantino da abzieht. Trump fühlt sich in dem Kindergarten sicher wohl! Ob er überhaupt weiß, worum es geht?“

Und es wurde noch deutlicher: „Die Fifa sollte sich schämen, diese WM Auslosung so als Propagandaveranstaltung für Donald Trump zu nutzen. Das ist so dermaßen peinlich“, ärgerte sich ein User und sprach damit so vielen aus der Seele.

„Kann’s noch schlimmer kommen? Bocelli „singt“ schlagerlike Vollplayback, Heidi Klum „moderiert“ und glitzert vor sich hin, Infantino steckt bis zu den Schultern in Trumps Allerwertesten und erfindet extra für ihn einen sogenannten „Friedens“preis. Junge, Junge…“, fand ein anderer deutliche Worte für die, zugegeben, sehr denkwürdige Show.

Dabei wollten doch alle Fußball-Fans nur das eine: „Gönnt uns doch einfach die Gruppenauslosung und gut ist. Dann können wir alle hier schnell Feierabend machen“, wie es User „Juwel72“ auf den Punkt brachte.

ZDF unterbricht Live-Übertragung

Als es dann endlich Richtung Auslosung ging – offenbar nur für Fußball-Fans interessant, nicht für das ZDF – unterbrach der Sender die Liveübertragung, um die „heute-Nachrichten“ zu zeigen. Nur wer den Stream hatte, konnte live miterleben, wie der Pokal vom argentinischen Trainer Lionel Scaloni in die Halle gebracht wurde und die Gastländer Mexiko und Kanada sich vorstellten.

Moderatorin Heidi Klum sieht zu, wie der argentinische Trainer Lionel Scaloni die WM-Trophäe für die Auslosung aufstellt. ZDF-Zuschauer und Zuschauerinnen sahen derweil die heute-Nachrichten.

Moderatorin Heidi Klum sieht zu, wie der argentinische Trainer Lionel Scaloni die WM-Trophäe für die Auslosung aufstellt. ZDF-Zuschauer und Zuschauerinnen sahen derweil die heute-Nachrichten.

In den Sozialen Netzwerken wurde es mit Humor genommen: „Noch nie so sehr über eine Check24-Werbung gefreut...“, hieß es da ebenso wie: „Ich hoffe, das ZDF schaltet wirklich zurück, wenn die Auslosung beginnt und nicht erst zehn Minuten später. Wenigstens das werden sie ja wohl hinbekommen. Nachrichten hätte man auch um 18 Uhr bringen können. Man konnte ja ahnen, dass es erst eine Art Vorprogramm gibt.“

Wer sich später wieder zuschaltete, konnte beruhigt sein. Die Auslosung stand nicht im Fokus, ließ mehr als 80 Minuten auf sich warten. Zwar durften die Staatschefs symbolisch ihre drei Länder aus den Töpfen ziehen - Mexiko ist in Gruppe A, Kanada in Gruppe B und die USA in Gruppe D - aber das war bereits im Vorfeld klar.

Deutschland führt Gruppe E an

Als es dann endlich zur Sache ging, herrschte früh Klarheit für Nationaltrainer Julians Nagelsmann und Co. Deutschland führt die Gruppe E (E wie Erster) an. Dort geht es dann gegen Ecuador, WM-Neuling Curacao mit dem Niederländer Dick Advocaat (trainierte 2004 Borussia Mönchengladbach) und die Elfenbeiküste.

ZDF-Kommentator Oliver Schmidt war nicht zu beneiden. Er begleitete das unsägliche Spektakel und hätte eine Pause von dem mitunter mehr als peinlichen Programm sicher gerne gehabt. Vielleicht lag's einfach an der Nervosität, dass er später Australien als Österreich übersetzte, oder er war eingelullt von der Selbstinszenierung der Fifa.

Und dann war da ja noch unsere Heidi. Im goldenen Kleid moderierte sie die Show an der Seite von Schauspieler Kevin Hart. Doch wirklich zur Geltung kam sie an diesem Abend nicht – auch wenn sie ein atem(be)raubendes goldenes Kleid präsentierte.

Donald Trump tanzte auf der Ehrentribüne. Das freute Ehefrau Melania und vor allem Fifa-Boss Infantino.

Donald Trump tanzte auf der Ehrentribüne. Das freute Ehefrau Melania und vor allem Fifa-Boss Infantino.

Hauptsache, Donald Trump hatte Spaß. Den US-Präsidenten riss es zum Abschluss sogar noch einmal vom Sitz. Als die Village People auf die Bühne traten, wippte Trump zu seinem Lieblingshit „YMCA“ mit. 

Das die Showgala ausgerechnet im „John F. Kennedy Center for the Performing Arts“, dem Zentrum für darstellende Künste in Washington,  durchgeführt wurde, vielleicht kein Zufall...

Das ließ bei einem X-User böse Vorahnungen aufkommen: „Hoffentlich nimmt sich der DFB hier kein Vorbild und lässt die nächste Pokalauslosung im Rahmen einer „Giovanni Zarella Show“stattfinden und Ministerin Bas bekommt den Preis „Wider den tierischen Ernst.“ (susa)