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Wirtschaftswunder-StarSo geht es Liselotte Pulver heute

Vielleicht ihr bester Film: In „Die Zürcher Verlobung“ (Samstag, 27. Dezember, 17.05 Uhrm, 3sat) spielt Liselotte Pulver die Autorin Juliane Thomas. (Bild: ZDF/MDR/Degeto)

Vielleicht ihr bester Film: In „Die Zürcher Verlobung“ (Samstag, 27. Dezember, 17.05 Uhrm, 3sat) spielt Liselotte Pulver die Autorin Juliane Thomas. (Bild: ZDF/MDR/Degeto)

Liselotte Pulver sorgte mit ihrem Lachen und Frohsinn jahrzehntelang für fröhliche Gesichter. Heute, mit inzwischen 96 Jahren, lebt die Schweizerin zurückgezogen, hat aber immer noch große Träume.

Ein Lachen, das immer noch ansteckt: 2024 feierte Liselotte Pulver ihren 95. Geburtstag.  (Bild: 2018 Getty Images/Andreas Rentz)

Ein Lachen, das immer noch ansteckt: 2024 feierte Liselotte Pulver ihren 95. Geburtstag. (Bild: 2018 Getty Images/Andreas Rentz)

„Musst kissen Herrn Pfarrer, sonst ist geleidigt!“ - Mit Sätzen wie diesen spielte sich Liselotte Pulver 1955 in die Herzen der deutschen Zuschauer. Als ungarisches Bauernmädchen in „Ich denke oft an Piroschka“ bewies die 1929 in Bern geborene Schauspielerin früh ihr sprachliches und schauspielerisches Talent. Selbst die rein ungarischen Sätze in dem Nachkriegs-Lustspiel klangen authentisch - zumindest für das deutsche Gehör. Den Höhepunkt ihrer Karriere erlebte die burschikose Frohnatur in den 50er- und 60er-Jahren mit Filmen wie „Die Zürcher Verlobung“ (Samstag, 27. Dezember, 17.05 Uhr, 3sat) und „Das Wirtshaus im Spessart“ (1958), sogar ein mehrjähriger Ausflug nach Hollywood gelang der Darstellerin. Und heute?

Einer der größten Erfolge von Liselotte Pulver (links): „Das Wirtshaus im Spessart“ (1958) von Regisseur Kurt Hoffmann.  (Bild: BR /ARD Degeto)

Einer der größten Erfolge von Liselotte Pulver (links): „Das Wirtshaus im Spessart“ (1958) von Regisseur Kurt Hoffmann. (Bild: BR /ARD Degeto)

Pulver geht es offenbar gut, und ihren viel gerühmten Humor hat sie wohl auch nicht verloren. „Am meisten wünsche ich mir Gesundheit - und eine Million“, sagte die heute in einer Seniorenresidenz lebende Schauspielerin jedenfalls 2024 im Interview mit der Schweizer „Glückspost“. Nun träume sie sogar noch einmal von einem neuen Mann. „Die Hoffnung stirbt zuletzt - er müsste schön, reich und lustig sein“, ließ sie sich zitieren.

In den originallen „Buddenbrooks“ (1959) war „Lilo“ Pulver mit Robert Graf zu sehen. (Bild: BR / ARD Degeto)

In den originallen „Buddenbrooks“ (1959) war „Lilo“ Pulver mit Robert Graf zu sehen. (Bild: BR / ARD Degeto)

Für den ARD-Dokumentarfilm „Lilos Lachen“ (2019) gab Lilo Pulver ein Exklusivinterview, in dem sie frank und frei verriet: „Ich wollte eigentlich immer eine Sexbombe sein!“ Dass es ein wenig anders kam und sie damals dem eher runderen Schönheitsideal der Frau überhaupt nicht entsprach, setzte der jungen Lilo Pulver ganz schön zu. Im Gegensatz zu der gleichaltrigen Nadja Tiller etwa sei sie ein „Brett“ gewesen, scherzte die Pulver einst, die seit 1995 (“Das Superweib“) nicht mehr vor der Kamera stand. Zwar hatte sie 2007 einen Cameo-Auftritt in dem Remake von „Die Zürcher Verlobung“, den Beruf der Schauspielerin aber hat sie schon vor langer Zeit hinter sich gelassen.

Liselotte Pulver spielt im Klassiker „Eins, Zwei, Drei“ von 1961 an der Seite von James Cagney. (Bild: SRF)

Liselotte Pulver spielt im Klassiker „Eins, Zwei, Drei“ von 1961 an der Seite von James Cagney. (Bild: SRF)

Von 1978 bis 1985 gehörte Liselotte Pulver zur Stammbesetzung der Kindersendung „Sesamstraße“. (Bild: IMAGO / United Archives)

Von 1978 bis 1985 gehörte Liselotte Pulver zur Stammbesetzung der Kindersendung „Sesamstraße“. (Bild: IMAGO / United Archives)

Bekannt und beliebt wurde Liselotte Pulver in der Tat für ihr Lachen, mit dem sie die Zuschauer anzustecken wusste. Das komische Talent, das Grimassenschneiden, waren Ausdruck einer Leichtigkeit und Unbefangenheit, die das Wesen der Schauspielerin ausmachten. Ihre unkompliziert wirkende Art und ihre jungenhafte Erscheinung brachten ihr im Laufe ihrer Karriere jede Menge „Hosenrollen“ ein. Mit untypischen Frauenfiguren leistete sie gewiss einen emanzipatorischen Beitrag.

Zusammen mit dem Regisseur Kurt Hoffmann drehte sie eine Vielzahl von Kassenschlagern (“Das Spukschloss im Spessart“, „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“) und verwies eine Zeit lang so die Konkurrenz auf die Plätze. Ihre späteren Rollen in Frankreich verdankte sie schlicht ihrem Marktwert. Mit Gagen von 250.000 Mark ließ sie auch in dieser Hinsicht viele Konkurrenten hinter sich.

Schicksalsschläge im Karriere-Spätherbst

Ein Star, der gar keiner sein wollte: Liselotte Pulver (hier 2013 in Berlin). (Bild: 2013 Getty Images/Clemens Bilan)

Ein Star, der gar keiner sein wollte: Liselotte Pulver (hier 2013 in Berlin). (Bild: 2013 Getty Images/Clemens Bilan)

Den Bambi für ihr Lebenswerk erhielt Liselotte Pulver im November 2018.  (Bild: 2018 Getty Images/Robert Schlesinger)

Den Bambi für ihr Lebenswerk erhielt Liselotte Pulver im November 2018. (Bild: 2018 Getty Images/Robert Schlesinger)

Zwei Schicksalsschläge im Spätherbst der Karriere sorgten dafür, dass sich der nie als Diva agierende Star fast vollkommen aus der Öffentlichkeit zurückzog. Der rätselhafte Freitod ihrer Tochter Melisande 1989 und der Verlust ihres Ehemannes Helmut Schmid drei Jahre später ließen die Pulver vereinsamen. „Freunde“, sagte sie einmal, habe sie nur wenige.

Lange Zeit lebte „Lilo“ in ihrer Villa am Genfer See. Später zog sie schließlich in ein Seniorenheim nach Bern, welches sie allerdings 82-jährig verließ, um wiederum nach Genf zu ziehen. Ihr Sohn und dessen Familie seien stets eine wichtige Stütze für sie gewesen, sagte die große Schauspielerin, die im Oktober 2013 bei einer Gala in Dortmund den Steiger-Award erhielt. Im November 2018 war ihr immer noch ansteckendes Lachen dann noch einmal in aller Öffentlichkeit zu sehen: Als „Lilo“ Pulver den Bambi für ihr Lebenswerk entgegennahm, wurde sie als „Das Lachen der deutschen Filmgeschichte“ angeteasert. „Es ist schon eine tolle Sache, wenn man in einem so hohen Alter so geehrt wird“, gab sie in der kurzen Dankesrede zum Besten. (tsch)