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Wigald BoningIm Zillertal zieht er blank – Grund für Nacktalarm leuchtet ein

Der Komiker Wigald Boning kommt zur Verleihung vom Deutschen Fernsehpreis 2022 in die MMC Studios.

Er kann einfach alles tragen – auch die Krawatte zum ballonseidenen Trainingsanzug (hier bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises am 14. September 2022): Wigald Boning ist TV-Tausendsassa und Bestsellerautor. Außerdem wandert er gern – zur Not auch in Holzclogs. 

Wigald Boning ist ein Multitalent. Im großen Interview mit EXPRESS.de spricht er über alte Fernseh-Sendungen, schwere Wege in Holzclogs, Shitstorms und darüber, warum er im Zillertal so gerne blank zieht.

von Horst Stellmacher (sm)

Was er privat auch macht – er macht ein Buch daraus, und es wird ein Bestseller. So jedenfalls scheint’s, wenn man einen Blick auf die Aktivitäten von TV-Multitalent Wigald Boning (55) wirft.

Zuletzt berichtete er über seine Erlebnisse als Camper und Marathonläufer. Jetzt ist er mit „Der Fußgänger“ (Gräfe und Unzer, 20 Euro) in den Buch-Charts. Darin berichtet er über seinen Holzschuhlauf von Köln nach Düsseldorf – und macht sich fürs Nacktwandern stark.

Wigald Boning: Extremwanderung in Holzclogs

In „Der Fußgänger“ schildern Sie einige der von Ihnen erwarteten Extrem-Wanderungen. Wie sind Sie auf den Geschmack gekommen?

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Wigald Boning: Es begann mit der Wanderung zwischen den Hauptbahnhöfen Köln und Düsseldorf – das waren 42 Kilometer in meinen holländischen Holzschuhen, die sich sehr schnell als nicht sehr komfortabel herausstellten und ab Niehl sehr unbequem wurden. Trotzdem habe ich durchgehalten und es in neun Stunden geschafft.

Sie sind bekannt wie ein bunter Hund. Kommen Sie trotzdem ungestört über die Runden?

Wigald Boning: Ich begegne immer mal Leuten, die mich aus dem Fernsehen kennen, aber ich habe noch nie einen Menschenauflauf verursacht. In Köln kam dazu, dass ich um 3.30 Uhr gestartet bin. Erst auf der Fähre nach Hitdorf hat mich ein Radfahrer angesprochen. Der hat mir aber nur Interessantes über die Fluss-Kreuzfahrschiffe erzählt – z. B., dass die jetzt oft in Zons anhalten, weil das billiger sei als in Köln.

Eine neue Art des Wanderns wird gerade in Köln gepflegt: Einmal im Jahr geht’s in einem „Megamarsch“ in 24 Stunden 100 Kilometer rund um Köln. Haben Sie das schon versucht?

Wigald Boning: Habe ich, weil mich einer meiner großen Söhne dazu verpflichtet hatte. Es ist eine fantastische Sache, aber nicht für mich. Ich habe die Tour nach 50 Kilometern in der Nacht abgebrochen, mir ein Taxi gesucht. Mir macht so was nur Spaß, wenn die Motivation aus dem Innern kommt. Dass mein lieber Sohn mich an seiner Seite haben wollte, reichte nicht aus.

In „Der Fußgänger“ treten Sie als Verfechter des Nacktwanderns auf. Nur des Witzes wegen – oder machen Sie es selbst?

Wigald Boning: Ich habe mit Freunden eine einsame Hütte im Zillertal, da bin ich des Sommers gern nackt unterwegs. Ich wüsste auch nicht, warum ich mir in der Einsamkeit was anziehen sollte. Ich habe aber meist einen Zylinder dabei, in dem ich Dinge wie Sonnencreme, Schlüssel, was zu trinken oder auch mal zwei hartgekochte Eier verstaue.

Wigald Boning im Kostüm der Figur «Der Frosch» steht nach der Enttarnung in der vierten Folge der dritten Staffel der ProSieben-Show «The Masked Singer» auf der Bühne.

Am 11.11.2020 wurde Wigald Boning in der Show „The Masked Singer“ als Frosch enttarnt.

Ernsthaft klingt das nicht...

Wigald Boning: Ist aber so gedacht. Wir können uns doch ausrechnen, dass es im Zusammenhang mit den Klimaveränderungen bei uns bald noch wärmer wird. Dann wird das Nacktwandern allein durch pure Notwendigkeit einen starken Aufschwung nehmen.

Ohne diesen „Druck“ wäre das allerdings im prüden Deutschland nicht durchsetzbar – oder?

Wigald Boning: Stimmt. Wir leben zurzeit in einem sehr moralbewussten Zeitalter, werden aber auch wieder freizügiger werden. Das sind immer Pendelausschläge, das ist ein Hin und Her. Als ich Jugendlicher war, war es völlig normal, am Badesee nackt herumzuturnen. Heute würde das wohl einen Shitstorm hervorrufen.

Wigald Boning sang einst „Tuff Tuff Tuff (wir fahren in den Puff)“

Durch Ihre Aktionen müssten Sie shitstormerfahren sein …

Wigald Boning: Bin ich. Shitstorm ist unausweichlich, er ist Kennzeichen unserer Zeit geworden. Die Leute wollen sich aufregen – worüber, ist eher unwichtig. Das habe ich erlebt, als ich fürs Buch mit Stöckelschuhen auf die Zugspitze wollte und das ankündigte. Fand ich witzig – doch gefühlt alle Wanderer verurteilten es, alle Sektionen der Bergwacht in Deutschland und Österreich schimpften – z. B.: „Das sind genau die Piefkes, die wir nicht haben wollen!“

Da können Sie froh sein, dass Ihr größter musikalischer Erfolg in den 90ern stattfand. Als Teil des Duos Die Doofen hatten Sie den Song „Tuff Tuff Tuff (wir fahren in den Puff)“, vom Text so simpel wie heute „Layla“. Würden Sie den heute noch singen?

Wigald Boning: Heute würden einem solche Zeilen aufgrund innerer Vorbehalte kaum noch einfallen. Aber damals wurde das überhaupt nicht richtig wahrgenommen, alle haben mitgesungen, keiner dachte sich was dabei. Da gab es zwei, drei Briefe, die wir schmunzelnd gelesen haben, und das war’s.

Das war damals auch die hohe Zeit von „RTL Samstag Nacht“, an die gerade in einer großen Gala erinnert wurde. Was meinen Sie – werden Witze im Laufe der Zeit unwitziger?

Wigald Boning: Wenn ich mir die alten Folgen angucke, verstehe ich ein Drittel der Pointen nicht mehr. Ein Drittel der klassischen Sketche, die schon damals eingekauft wurden, funktioniert immer noch. Und ein Drittel ist weiterhin sehr gut – wie „Kentucky schreit ficken“ oder auch „Zwei Stühle, eine Meinung“.

Warum sind Shows, die mal erfolgreich waren und wieder auftauchen, oft so erfolgreich?

Wigald Boning: Für die Generation, der ich angehöre, gibt es zwischen immer neuen Weltkrisen ein Bedürfnis, sich an schönere Zeiten zu erinnern. Die verbindet man gern mit TV-Sendungen. Außerdem findet es jeder Mensch interessant, nach vielen Jahren wieder jemanden zu begegnen, den er mal gut kannte oder sogar liebte, um ihn neu zu betrachten. Das ist allerdings zumeist nur für das eine Mal interessant. Beim nächsten Mal lässt das Interesse oft schon wieder nach.

Sie leben jetzt in Bayern, doch der Grundstein Ihrer Karriere wurde im Rheinland gelegt. Was erinnern Sie am liebsten?

Wigald Boning: Da gibt es viele schöne Sachen. Es ging ja für mich mit dem Rheinland los, als ich im Can-Studio Weilerswist mit meiner Band namens Bremen die LP „Bremen“ aufnahm. Ein tolles Erlebnis – wie auch mein erster Auftritt im Rheinland. Den hatte ich in der Aula der Kölner Musikhochschule im Stück „Xina“ des jüngst verstorbenen Hans-Joachim Hespos. Ich habe danach soviel Zeit in Köln verbracht, dass ein Teil von mir Kölner geworden ist.

Wigald Boning: Er spielte mit Olli Dittrich schon als Vorgruppe von Bon Jovi

Wigald Andreas Boning (geboren am 20. Januar 1967 in Wildeshausen) machte 1985 sein Abi in Oldenburg, es folgte der Zivildienst, er machte aber keine Berufsausbildung. Spielte als Schüler in der Punk-Band KIXX. 1988 dann die Gründung der Band Bremen. Von 1993 bis 1998 war er bei „RTL Samstag Nacht“ dabei (u. a. „Zwei Stühle – eine Meinung“ mit Olli Dittrich). Ab 1995 startete er das Musikprojekt Die Doofen (auch mit Olli Dittrich), das Album „Lieder, die die Welt nicht braucht“ wurde Kult. Die Doofen spielten sogar im Vorprogramm der Stadion-Tournee von Bon Jovi.

Wigald Boning (links) und Olli Dittrich als Blödel-Duo Die Doofen spielen bei der Echo-Verleihung 1996.

Die Doofen (Wigald Boning und Olli Dittrich) waren in den 90ern absolute Kultstars. Das Foto der beiden wurde 1996 aufgenommen.

Von 2004 bis 2008 moderierte er mit Barbara Eligmann die Sat.1-Show „Clever! – Die Show, die Wissen schafft“). Dazu kommen Gastauftritte in vielen TV-Sendungen. Er ist seit Dezember 2017 mit Opernsängerin Teresa Boning verheiratet. Die beiden haben einen Sohn (4) und eine Tochter (3). Boning hat erwachsene Zwillingssöhne aus einer früheren Ehe. Die Familie lebt in München.