Im 34. Jahr schiebt Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in Ludwigshafen Krimidienst. Damit dürfte sie Deutschlands langjährigste TV-Ermittlerin sein. Im „Tatort: Lenas Tante“ wurde ihre Rolle nun noch mal neu erklärt, ihre Kindheit und Erziehung aufgedröselt. Was über Lena Odenthal nun bekannt ist!
„Tatort“Deutschlands „älteste“ TV-Ermittlerin – Was über Lena Odenthal nun bekannt ist
Im ebenso unterhaltsamen wie anrührenden „Tatort: Lenas Tante“ ermittelten die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) im Altersheim. Doch nicht nur die Senioren und Seniorinnen dort standen im Mittelpunkt, sondern auch Lenas 80-jährige Tante Niki Odenthal (Ursula Werner), die ihre Nichte – wohl erstmals – in Ludwigshafen besuchte.
Langzeit-Autor Stefan Dähnert, der seine Figur schon lange kennt, erzählte nicht nur eine Krimigeschichte über lange Lebenslinien, er verortete auch die Figur der Lena Odenthal neu. Doch was kam im Krimi über deren Kindheit, Jugend und Charakter neu heraus?
„Tatort: Lenas Tante“: Worum ging es?
In einer sehr stimmungsvollen Anfangssequenz verfolgte man als Zuschauender den Weg eines Sarges zur Einäscherung. Als die Flammen das Holz erfassen, war das erschrockene Gesicht des Anlagen-Operateurs zu sehen: Kam da nicht eben ein Arm aus dem Sarg? So oder so – Altenheimbewohner Herrweg überlebte die Verbrennung nicht. Tatsächlich wurde festgestellt, dass der Ü 90-Senior zuvor wohl stark sediert, aber eben nicht tot war.
Kommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter) befragte den knuffigen Arzt Dr. Roters (Johannes Dullien), der den Totenschein – fälschlicherweise? – ausstellte. In die Ermittlungen von Odenthal und Stern mischte sich Lenas Tante (Ursula Werner) ein. Die bei ihrer Nichte urlaubende pensionierte Staatsanwältin interessierte sich auffällig „unauffällig“ für Lenas aktuellen Fall.
„Tatort: Lenas Tante“: Worum ging es wirklich?
So leichtfüßig und dennoch mit Tiefgang wie in „Lenas Tante“ erlebt man die beiden taffen Ermittlerinnen aus Ludwigshafen selten. Die geschiedene Zwillingsmutter Johanna Stern darf sich in einen angenehm wurschtigen Nerd-Arzt verlieben, und Lenas Vergangenheit wird einfach mal neu definiert.
Autor Stefan Dähnert, der für seine Heldin schon die zeitlich weit auseinander liegenden persönlichen Liebesgeschichten „Tod im Häcksler“ (1991) und „Die Pfalz von oben“ (2019) schrieb – beide mit Ben Becker – fügt mit seinem neuen Drehbuch der Odenthal-Biografie ein weiteres Essenz-Kapitel hinzu: Wie wurde Lena zu dem, was sie ist? Ihre hohen Moral-Standards, ihr mitunter manisches Engagement, aber auch das Leiden daran, wurde im Film über das erzieherische Vorbild – Lenas Tante – stimmig und anrührend erklärt.
„Tatort“: Was hat man neu über Lena Odenthal erfahren?
Lenas Souveränität leidet sichtbar, wenn die resolute Tante auftaucht. In dieser Beziehung steckt viel Vergangenheit – und sie steht durchaus unter Spannung. Im Krimi erfahren wir, dass Lenas Mutter ihre Tochter im Kindesalter verlassen und ins Ausland gegangen ist. Danach ist Lena bei ihrer Tante Niki aufgewachsen, einer kompromisslosen Nazi-Jägerin und Kämpferin, wie man im Film erfährt. Niki scheint in Sachen Gerechtigkeit und Konsequenz ein Vorbild für Lenas Leben und Berufsauffassung zu sein, auch in ihrer Taffness fungierte die alte Dame als „Role Model“.
Und doch: Wie in jeder anderen (Quasi)-Mutter-Tochter-Beziehung liegt in hohen Maßstäben auch viel Druck verborgen: Offenbar hatten Tante und Nichte über viele Jahre nur sehr reduzierten Kontakt, besucht wurde Lena von Niki noch nie. So musste sich die Kommissarin über mehrere Lebensjahrzehnte von der starken Frau und Tante „freischwimmen“.
„Tatort“: Wer spielte Lenas Tante?
Die Titelfigur des Krimis wurde von Ursula Werner gespielt, die tatsächlich in diesem Jahr – aber erst am 28. September – 80 Jahre alt wird. Werner, die in Berlin aufgewachsen und Schauspiel an der berühmten (späteren) „Ernst Busch“-Schule studierte, war schon in der DDR eine prägende Schauspielerin: In vielen DEFA-Filmen und als Ensemble-Mitglied am Berliner Maxim Gorki Theater (1974 bis 2009) war die nur 1,58 Meter große Mimin zu sehen.
Ihre am meisten gefeierte Filmrolle spielte sie dennoch erst 2008 in Andreas Dresens „Wolke 9“. Da verkörperte sie eine Frau, die mit Ende 60 ihren älteren Ehemann für einen noch älteren Mann verlässt. Im Film, in dem sich Werner selbstbewusst nackt zeigt, wird erzählt, dass Liebe und Körperlichkeit im Alter nicht einfach aufhören. Für diese Rolle erhielt Ursula Werner 2009 den Deutschen Filmpreis für die beste weibliche Hauptrolle.
Wie geht es beim Ludwigshafener „Tatort“ weiter?
Der nächste Ludwigshafener „Tatort“ trägt den Titel „Gold“. Der Krimi ist abgedreht und befindet sich gegenwärtig in der Post-Production, ein Sendetermin steht noch nicht fest. Inhaltlich dürfte es sich um eine eher schräge Geschichte handeln, denn es geht um die Gier nach Gold und den eventuellen Fund des verschollenen Schatzes der Nibelungen.
Der Film (Drehbuch: Fred Breinersdorfer und Katja Röder, Regie: Esther Wenger) erzählt von einem verschwundenen Bankfilialleiter mit einer Passion für Ritterspiele. Im Zuge der Ermittlungen werden versteckte Goldmünzen gefunden, offensichtlich etliche Jahrhunderte alt. Münzspezialist Albert Dürr, Kurator im Wormser Nibelungen-Museum, bestätigt den historischen Fund. Heino Ferch spielt neben Ulrike C. Tscharre mal wieder eine Episodenhauptrolle in einem „Tatort“. (tsch)