„Schwanensee”Was dafür und dagegen spricht, heute den „Tatort” aus Münster zu gucken
Münster – Selbst in den einfallsreichsten Krimi-Städten kehrt irgendwann Routine ein…
Der „Tatort: Schwanensee“ aus Münster, der 2015 Premiere feierte und am Sonntagabend (5. Juli, 20.15 Uhr) erneut in der ARD zu sehen ist, zeigte bereits damals altbewährte Stärken – aber wenig neue Wendungen. Unsere Kritik von damals.
Die Story
Professor Boerne (Jan Josef Liefers) ist auf dem Weg in den Urlaub. Doch noch befindet er sich in der Testphase, nämlich in voller Tauchermontur mitten in seinem Wohnzimmer, als im Therapiezentrum „Haus Schwanensee” die Leiche von Mona Lux (Jessica Honz) gefunden wird. Auf dem Grund des hauseigenen Schwimmbades und mit Gewichten beschwert.
Andreas Kullmann (Robert Gwisdek), der wie jeden Morgen dort seine Bahnen gezogen hat, will die Tote nicht bemerkt haben. Schwer vorstellbar, findet Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl). Aber „Haus Schwanensee” ist eine psychiatrische Einrichtung und Kullmann Autist.
Der Kreis der Verdächtigen ist zwar klein, die Situation aber unübersichtlich. Als Silke Haller (ChrisTine Urspruch) im Blut der Toten ein starkes Narkotikum findet, verzichtet Boerne selbstredend auf seinen Urlaub: Wie soll dieser Fall ohne seine Hilfe gelöst werden?
Eigenmächtig mischt er sich als Therapeut unter die „Schwanensee”-Patienten. Doch über die Tote findet er dabei ebenso wenig heraus wie die Kommissare Thiel und Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter). Mona Lux hatte keine Angehörigen, keine Adresse und hieß vielleicht nicht einmal Mona Lux. Aber sie hatte eine Beziehung zum Restaurantbesitzer Alberto DiSarto (Roberto Guerra), gegen den wegen schweren Steuerbetruges ermittelt wird. Und Nadeshda wird das Gefühl nicht los, Mona Lux früher schon einmal gesehen zu haben...
Die Kritik
Ja, es ist ein Clou, dass die echte Schwanen-Lovestory im „Tatort“ aufgegriffen wird. Aber der Rest ist Routine in diesem Münsteraner Fall.
Das heißt für die Macher um Autor und Regisseur Andre Erkau immer noch, dass sie einen unterhaltsamen Film auf gutem Niveau abliefern – aber die ganz großen Momente gibt es bei Prahl und Liefers diesmal nicht.
Die Story plätschert so vor sich hin, der Spannungsbogen ist ausgeleiert – und auch die Gags haben meist die Kategorie „geht so“. Selbst die Episodendarsteller wirken – mal abgesehen von Robert Gwisdek – allesamt uninspiriert.
Der „Tatort“-Fan hat in diesem Film auch zu oft das Gefühl, Teile der Story so oder ähnlich schon mal erlebt zu haben. Der Ermittler, der den Urlaub für einen Fall abbricht. Die Rächerin, die sich nur mit einem Mann einlässt, um ihn auszuhorchen. Und der psychisch Kranke, der ruhig gestellt wird. Nur drei Beispiele.
Schade – denn in lichten Momenten blitzt auf, was wir an „Prof. Boerne“ und „Thiel“ so lieben: Originalität (etwa beim Blitzerfoto von Boerne und „Vadder”), grandiose Dialoge – und Einfallsreichtum.
Es sind eben auch die richtig guten Drehbücher, die den beiden beliebtesten Ermittlern der Krimi-Nation ihrer Vormachtstellung beschert haben.