„Stern TV”-BeichteCathy Hummels bricht zusammen, Moderator muss sofort eingreifen

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Influencerin Cathy Hummels sprach am Mittwochabend (30. September) bei „Stern TV” zum ersten Mal in der Öffentlichkeit in einem bewegenden Interview mit Moderator Steffen Hallaschka über ihre Depression.

von Martin Gätke (mg)

Köln – Es ist für die Zuschauer von „Stern TV“ am Mittwochabend (22.15 Uhr und bei TVNOW) nicht zu übersehen, wie schwer der Weg für Cathy Hummels (32) ins Studio gewesen sein muss.

Zum aller ersten Mal sprach sie öffentlich im Fernsehen über ihre schwere Depression. Mit dabei war ihr Bruder Sebastian Fischer, der selbst als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie arbeitet. Mit seiner Unterstützung gab sie einen bewegenden Einblick in die düstersten Stunden ihres Lebens.

„Wenn die Seele traurig ist, dann kannst du nicht weglaufen“, sagte die Influencerin vorab in einem Einspieler. „Wenn die Seele sagt, sie kann nicht mehr, hast du keine Chance.“

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In einem bemerkenswert offenen TV-Interview erklärte die Frau von Fußballspieler Mats Hummels, wie egal ihr das Leben gewesen sei. „Es gab Tage, da habe ich mir gedacht: Wenn das Auto dich jetzt überfährt, ist es dir auch wurscht.“ Sie sei einfach die ganze Zeit traurig gewesen. „Das ist wirklich schlimm, dieses Gefühl“, erklärte sie. Die Glückseligkeit sei einfach weg gewesen und das schon in einer Zeit, als sie noch eine Jugendliche war.

Auf Instagram verdient Cathy Hummels mit perfekt ausgelichteten Fotos ihr Geld, suggeriert ihren über eine halbe Millionen Followern eine heile Welt und gute Laune.

Doch vor einigen Wochen offenbarte Hummels in einem „Bunte”-Interview, dass es hinter diesem schönen Schein ganz anders aussah. Dass es eine andere Cathy Hummels gab. „Es hat mir an Selbstwertgefühl gemangelt, ich habe mich nicht gemocht, ich kannte mich nicht“, sagte sie nun auch bei RTL.

Cathy Hummels bei Stern TV: Depressive Phase begann im Kindesalter

Angefangen habe ihre depressive Phase schon im Kindesalter: Als sie zehn Jahre alt war, war sie ein fröhliches und glückliches Kind. Doch dann starb ihr Großvater. Er war eine sehr wichtige Person in ihrem Leben. „Ich merke bis heute, dass ich da nicht gut drüber reden kann“, sagte sie im Einspieler und bricht in Tränen aus. „Es ist sehr schlimm für mich.“

Nach dem Tod ihres Großvaters veränderte sich Hummels, wurde immer dünner und trauriger. „Mit 15 habe ich mich nicht mehr gemocht.“ Sie habe nicht mehr viel gegessen und habe damit versucht, ihre Traurigkeit zu kompensieren. „Mit 16 habe ich nur noch geweint. Ich war eine Hülle, die nur noch leer war.“ Am Ende wog sie nur noch 46 Kilogramm. Mit viel Sport, strikter Ernährung habe sie Ordnung in ihr chaotisches Leben bringen wollen, das von der Depression geprägt war.

Stern TV: Cathy Hummels beschreibt erste Panikattacke mit 21 Jahren

Mit 21 Jahren kam dann der nächste Rückschlag für Cathy Hummels: die erste Panikattacke. „Ich habe gezittert“, sagte sie. „Ich habe nicht gewusst, was mit mir passiert. Das war ein richtiger Schmerz, der sich eingestellt hat.“ Sie begann, vor diesem Gefühl und vor sich selbst wegzulaufen. Eine Therapie half der jungen Frau, Instagram und Yoga halfen ihr. Bis 2014 der nächste Rückschlag kam. Diese Phase der Depression sei die allerschwerste gewesen, sagte Cathy Hummels.

Sie arbeitete als Video-Reporterin für eine Zeitung während der WM in Brasilien und bekam viel Shitstorm von den Lesern und Zuschauern. „Ich wurde aufs Übelste gemobbt, weil die Leute mich sehr befremdlich fanden. Und wenn ich mir das heute anschaue, denke ich mir das auch.“ Sie sei nicht selbst gewesen, habe versucht, jemand anderes zu sein als sie war.

Cathy Hummels im Studio von Stern TV: Steffen Hallaschka greift ein

Als sie dann im Studio mit „Stern TV“-Moderator Steffen Hallaschka neben ihrem Bruder über diese schwere Zeit sprach, stockte ihr erneut der Atem. Sie brach in Tränen aus, ihre Stimme war weg. Hallaschka musste sofort eingreifen.

„Es fehlt mir wirklich schwer, den Film zu sehen“, erklärte Cathy Hummels unter Tränen und meinte den vorab gezeigten Einspieler. „Man wird sofort wieder an das Gefühl von damals zurückversetzt“, sagte sie. Sie versuchte zu erklären, dass sie sich mit einer Gesprächstherapie viele traurige Jahre vielleicht hätte ersparen können, als sie zusammenbrach und nicht mehr weitersprechen konnte.

Bruder über Cathy Hummels bei Stern TV: „War für die Familie immer weniger sichtbar“

Hallaschka erklärte sofort: „Ich gebe Ihnen mal eine Atempause und beziehe Ihren Bruder ins Gespräch mit ein.“ Der ging auf die Essstörungen seiner Schwester ein und erklärte, wie sehr sie sich aus dem Familienleben zurückgezogen hatte. „Sie war für die Familie immer weniger sichtbar“, sagte Sebastian Fischer. „Was aber zunächst aufgefallen ist, ist zunächst diese – sagen wir – Magersucht.“ Das sei auch der Grund für die Sorge der Mutter gewesen.

Sie hatte dann den Bruder darum gebeten, mit Cathy Hummels zu sprechen. Bei diesem Gespräch sei dann herausgekommen, wie tieftraurig die Schwester wirklich war. „Viele suchen sich keine Hilfe, weil sie denken, mir würde das Gefühl nicht zustehen.“

Stern TV: Warum hat Cathy Hummels trotz Krankheit die Öffentlichkeit gesucht?

Im Verlauf des Gesprächs ging Hallaschka kritisch darauf ein, warum Hummels trotz ihrer Depression die Öffentlichkeit gesucht habe. Und das Mobbing im Netz damals habe über sich ergehen lassen. „Ich habe damals versucht herauszufinden, was mich wirklich glücklich macht“, erklärte Hummels.

„Ich habe damals versucht, meinen Weg zu finden und herauszufinden, was ich kann. Ich wollte eigentlich immer Schauspielerin werden und ich wollte immer in die Fernsehwelt. Natürlich ist das ambivalent.“ Die Häme habe sie aber „so unglaublich stark gemacht“, sagte sie weiter. „Ich habe jetzt die Kraft und das Selbstwertgefühl.“

Schonungslos offen berichtet die Moderatorin auch in ihrem neuen Buch „Mein Umweg zum Glück“ (ab 24. September, Benevento Verlag) über die Krankheit. Ein Buch, mit dem sie anderen Betroffenen auch Mut machen will. (mg)

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:

Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins "Nummer gegen Kummer" richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams "Jugendliche beraten Jugendliche" die Gespräche an. nummergegenkummer.de

Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de