„Super Ausgleich“Erstaunlich bodenständig: Das machen die deutschen Ballermann-Stars beruflich

Sänger Peter Wackel singt im Bierkönig, um ihn herum stehen Feiernde.

Einige Ballermann-Stars, hier ein undatiertes Foto von Sänger Peter Wackel, gehen zusätzlich einem anderen Job nach.

Wem ein normaler Job nicht reicht, kann sich nebenher noch als Party-Animal auf Mallorca verdingen. So machen es einige bekannte Ballermann-Größen.

„Scheiß auf Niveau, wir sind dicht und doof“. Diese Zeilen ertönen regelmäßig in der Kellerdiskothek „Oberbayern“ in El Arenal. Gesungen werden sie – und das könnte überraschen – von einer gelernten Finanzbuchhalterin aus dem Münsterland.

Carina Krogbäumker aus Freckenhorst im Münsterland tritt seit vier Jahren als Carina Crone am Ballermann auf. „Partyschlager ist ein super Ausgleich für mich und etwas komplett anderes als der trockene Büroalltag. Da prallen zwei Welten aufeinander“, sagt sie.

Ballermann-Stars: Morgens im Büro, abends auf der Mallorca-Bühne

Nach einem halben Arbeitstag im Büro in Düsseldorf fliegt die 33-Jährige nachmittags nach Palma und um 1 Uhr heißt es: ab ins „Oberbayern“. Zechen statt Zahlen. In Rock und mit rosa Wollmütze steht sie vor dem Teil des Ballermann-Publikums, der sich zu der Zeit noch auf den Beinen halten kann und singt: „Ich bin ein SUV: saufen und vögeln.“

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Zwölf Stunden später sitzt sie im Büro-Outfit wieder vor Bilanzen und Abrechnungen. „Wenn ich irgendwo neu anfange, bin ich schon gespannt, wie die Kollegen reagieren, wenn die sehen, was ich so singe“, sagt die Party-Buchhalterin lachend.

Ein normaler Job ist für viele in der Partyschlagerbranche wichtig, das hat zuletzt Corona gezeigt, als sämtliche Auftritte gestrichen wurden. Da hat auch „Luftmatratze“-Interpretin Ina Colada wieder in ihrem gelernten Beruf als Zahnarzthelferin angeheuert, andere moderierten beim Radio, wie Sabbotage („Wir versaufen unser Geld“).

Wieder andere können und wollen alleine vom Ballermann und Partyauftritten leben. Julian Sommer („Dicht im Flieger“) hat seinen Job im Autohaus geschmissen, Tim Toupet („Bieraktivist“) schneidet keine Haare und Ikke Hüftgold („Bumsbar“) keine Hecken mehr, ist aber noch Geschäftsführer seines Gartenbaus im hessischen Runkel.

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„Morgen wieder Aua im Kopf. Aua, Aua, Aua im Kopf“. Mit rotem Hemd und Lederhose steht Partysänger Tobee jeden Mittwochabend auf der Bühne im Bierkönig auf Mallorca. Seit 17 Jahren. „Helikopter 117“, „Saufi Saufi“ oder eben „Aua im Kopf“ gehören zu seinen größten Hits. Nur wenige Stunden vor dem Auftritt kümmert sich der Schwabe noch um ganz andere Schmerzen.

Denn der 38-Jährige, der eigentlich Tobias Riether heißt und rund 150 Auftritte im Jahr hat, führt im kleinen Ort Süßen bei Stuttgart seit einigen Jahren die Zahnarztpraxis seiner Familie – in vierter Generation. „Es ist mir schon wichtig, als professioneller Zahnarzt aufzutreten. Deswegen trenne ich auch beide Jobs strikt“, sagt Riether. „Die eine Seite ist der professionelle Zahnarzt, der eine tolle Zahnmedizin sicherstellen will. Und auf der anderen Seite bin ich der Ballermann-Sänger, der die Leute unterhält.“

Erst bohren, dann bechern: Jeden Mittwoch steht der Musiker bis zum Nachmittag am Behandlungsstuhl, dann geht's mit dem Auto zum Flughafen. 18.05 Uhr Abflug nach Palma, kurz ins Hotel frisch machen und um 21 Uhr auf die Bühne. „Ich mache beide Jobs zu hundert Prozent. Zum Ballermann-Sänger gehören Texte über Alkohol, Frauen und Partys dazu. Es wäre schlecht, darüber nicht zu singen, nur weil ich Arzt bin“, sagt der ausgebildete Zahntechniker und Veranstalter seines eigenen Festivals („Schlagerkuchen“).

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„Du musst auf der Bühne schauen, was die Menschen gerade wollen und sie begeistern. Auch in der Zahnmedizin kommst du ins Zimmer, musst schauen, was der Patient hat und ihn dann für die Behandlung begeistern. Das macht schon Spaß.“

Der Zahn- und Kopfschmerzspezialist genießt sein Doppelleben, will beides aber (noch) nicht verbinden. „Ich möchte nicht ausschließen, dass ich mal einen Zahnarzt-Song mache. Aber aktuell trenne ich das und will mich nicht textlich über Füllungen lustig machen.“ Dabei müsste er dafür einfach nur einen seiner größten Hits umtexten in „Aua, Aua, Aua im Zahn“. (dpa)